Die Voraussetzungen für eine Energiewende in der Schweiz erleben
derzeit einen fundamentalen Wandel. Der ist teilweise hausgemacht, weil der
Ständerat die Energiestrategie-Vorlage, bis zur Unkenntlichkeit zerfledderte –
und weil die Wahlen Mitte Oktober kaum einen neuerlichen Schwenker
erhoffen lassen. Der Wandel ist aber auch technologisch und ökonomisch bedingt, haben sich die
Voraussetzungen für eine Energiewende in jüngster Zeit doch vehement verändert
– was bislang selbst deren Protagnoisten kaum wahrhaben wollen. Eine Einordnung von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche.
Schauen wir’s mal
rein von den Preisen aus an: Soeben verbreitet der >>> Bloomberg-Wirtschaftsdienst die aktuellsten Zahlen zu den Kosten neuer Energiekapazitäten: Die globalen und durchschnittlichen Erstellungspreise bei der kristallinen Silizium-Photovoltaik sanken
demnach seit
dem ersten Halbjahr von 129 auf 122 USD pro Megawattstunde, für Onshore-Windstrom von 85 auf 83 US-Dollar. Im selben Zeitraum stiegen
die Kosten für die Kohlestrom-Erzeugung in Nord- und Südamerika von 66 auf 75
USD/MWh, im Asien-Pazifik-Raum von 68 auf 73 USD/MWh und in Europa von 82 auf
105 USD/MWh. Und bei den Gaskraftwerken erhöhten sich die Gestehungskosten in
Amerika von 76 auf 82 USD/MWh, im Asien-Pazifik-Raum von 85 auf
93 USD/MWh und im Wirtschaftsraum Europa von 103 auf 118 USD/MWh.
Zugegeben, ein wenig viel der Zahlen – zusammengefasst aber gilt: Erneuerbare Energien und vorallem die Solarenergie wird immer billiger – und sie kann schon sehr bald mit den Fossilen mithalten. Das gilt sogar für die Schweiz, wo der Eigenverbrauch bei grösseren Solaranlagen und für gewerbliche Anwendungen bereits konkurrenzfähig ist im Vergleich zum Strombezug aus dem Netz. Wofür ich in der Folge plädiere, ist nicht mehr und nicht weniger, als die Energiewende nach herkömmlichem Verständnis zu vergessen und sie durch die Vision einer stark auf die Solarenergie fokussierten Sonnenwende zu ersetzen.
Zugegeben, ein wenig viel der Zahlen – zusammengefasst aber gilt: Erneuerbare Energien und vorallem die Solarenergie wird immer billiger – und sie kann schon sehr bald mit den Fossilen mithalten. Das gilt sogar für die Schweiz, wo der Eigenverbrauch bei grösseren Solaranlagen und für gewerbliche Anwendungen bereits konkurrenzfähig ist im Vergleich zum Strombezug aus dem Netz. Wofür ich in der Folge plädiere, ist nicht mehr und nicht weniger, als die Energiewende nach herkömmlichem Verständnis zu vergessen und sie durch die Vision einer stark auf die Solarenergie fokussierten Sonnenwende zu ersetzen.
Auch die Energiestrategie 2050 setzt auf Sonnenenergie bei der Stromerzeugung – gegen 20 Prozent des Verbrauchs sollen dereinst solar erzeugt und damit ein guter Teil des wegfallenden Atomstroms ersetzt werden. Doch hat diese Strategie zwei Pferdefüsse: Erstens ist die offzielle Politik längst nicht so eindeutig für de Verzicht auf Atomstrom bereit, wie das die bundesrätliche Strategie weissmachen will. Und zweitens kommt der Solarstromersatz nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Sondern erst ab Mitte der 30er Jahre, wenn diese Technologie dann billig und ausgereift sei. Dass das aber viel früher der Fall sein wird, nehmen weder das Bundesamt für Energie, noch das federführende Departement von Bundesrätin Leuthard wahr – und die ParlamentarierInnen in ihrer Mehrzahl schon gar nicht.
Zum schweren Stand, den die Solarenergie in dieser Übergangsphase zumindest derzeit wieder einmal hat, trägt zweierlei bei: Viel zu wenig liegt das Schwergewicht bei der Betonung der Solarthermie als wichtiger Energiequelle: Denn es geht eben nicht nur um die Stromerzeugung, sondern in noch bedeutenderem Ausmass um die Wärmegewinnung (siehe Bild einer Anlage in Bergün GR). Das verzettelte Fördersystem für die Solarthermie durch je kantonal unterschiedliche Einrichtungen ist neben einer vielleicht auch etwas trägen Branche wohl die schwerste Hypothek. Fatal wirkt sich auch aus, das die solare Stromerzeugung bei der Förderung in Konkurrenz steht zu all jenen Technologien, die in der Schweiz vielleicht eben doch nur ein sehr bescheidenes Potential haben. Geothermie etwa ist bislang nur durch floppende und teure Probebohrungen aufgefallen, die Windenergie steht buchstäblich im politischen Gegenwind, Biomasseproduktion kommt in grösserem Stil hierzulande wegen knapper Bodenreserven wahrlich kaum in Frage. Bleibt noch die viel beschworene und wichtigste Quelle, die Wasserkraft. Doch auch deren Ausbau hat längst nicht jenes Potential, welches die Solarenergie aufweist. Hingegen lässt nur schon die Nutzung vorhandener Dachflächen einen 20-Prozentanteil an der Gesamtstromproduktion fast als Kinderspiel erscheinen. Würde ihre Förderung durch die skandalöse Beschränkung der Einspeisevergütung für Photovoltaik nicht permanent behindert.
Werfen wir nochmals einen Blick auf die internationale Entwicklung, die die Fachzeitschrift Photon kürzlich so umschrieb: Auch wenn die politischen Rahmenbedingungen für Photovoltaik und Onshore-Windkraft nach wie vor eine entscheidende Rolle spielen, sind für den wirtschaftlichen Erfolg dieser beiden Technologien keine hohen Subventionen mehr erforderlich. So die Kernaussage eines >>> Berichts der Internationalen Energieagentur (IEA) zu Marktbedingungen für erneuerbare Energien (»Medium-Term Renewable Energy Market Report 2015«). Der Studie zufolge sind die Kosten für Windkraft von 2012 bis 2015 um rund 30 Prozent gesunken, bei Photovoltaik sogar um zwei Drittel. In einer Vielzahl von Ländern, darunter Brasilien, Ägypten, Südafrika und eine Reihe von US-Bundesstaaten, würden Verträge für Strom aus Solarkraftwerken zu Preisen zwischen sechs und acht US-Cent (5,3 bis 7,1 Eurocent) abgeschlossen. Die niedrigsten Preise werden in Ländern mit einer Kombination aus Wettbewerb um langfristige Verträge, guten technischen Bedingungen und Möglichkeiten zur Reduzierung finanzieller Risiken erzielt.
Kommt schliesslich eine ganz neue Entwicklung hinzu, von der sogar die alte Tante unter den herkömmlichen Medien, die NZZ, unlängst ausführlich Kenntnis genommen hat: Batterien machen nämlich das Stromnetz wenn nicht überflüssig, so doch längst nicht so teuer, wie von den Gegnern der Energiewende in den Raum gestellt - den ein (aufwändiger) Ausbau wird kaum nötig werden. Kleine Akkus im Haus und grosse Batterien für Netzbetreiber werden im Strommarkt umwälzende Veränderungen verursachen. Der Ausbau der traditionellen Infrastruktur wird teilweise überflüssig, so also die >>> NZZ, wo es zudem wörtlich heisst: «Batterien erfordern Investitionen, aber sie sparen auch Kosten bei Netzausbau und Systemdienstleistungen. Zudem verbessern sie die Versorgungssicherheit. Durch die Kombination der vielfältigen Anwendungen könnten sie durchaus wirtschaftlich betrieben werden».
Fazit: Vergessen wir die Energiestrategie 2050 und setzen voll und ganz auf die Förderung der Solarenergie – wobei zwingend die solare Wärmeerzeugung die Photovoltaik ergänzen muss.
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