Erstmals experimentell nachgewiesen: Wie Nanoteilchen ultradünne CIGSe-Solarzellen effizienter machen.
CIGSe-Solarzellen sind aus Kupfer, Indium, Gallium und Selen
aufgebaut und können hohe Wirkungsgrade erreichen. Um wertvolles Indium
einzusparen, soll die CIGSe-Schicht jedoch so dünn wie möglich sein.
Dadurch sinkt allerdings der Wirkungsgrad sehr stark. Nun hat es ein
Team am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) geschafft, ultradünne
CIGSe-Schichten von hoher Qualität herzustellen und mit winzigen
Nanoteilchen auf der Rückseite der Zelle den Wirkungsgrad zu steigern. Nanoteilchen
mit Durchmessern von einigen hundert Nanometern reagieren auf Licht in
besonderer Weise. Wie sich Anordnungen von solchen Nanoteilchen nutzen
lassen, um Solarzellen und andere optoelektronische Bauelemente zu
optimieren, untersucht Prof. Dr. Martina Schmid mit der Nachwuchsgruppe
Nanooptische Konzepte für die Photovoltaik am Helmholtz-Zentrum Berlin
(HZB). Nun kann sie im Journal of the American Chemical Society ACS Nano
über einen beachtlichen Erfolg mit ultradünnen CIGSe-Solarzellen
berichten.
CIGSe-Solarzellen
erreichen hohe Wirkungsgrade und sind als Solarmodule mit Schichtdicken
von einigen Mikrometern bereits kommerziell erhältlich. Doch Indium
zählt zu den seltenen und teuren Elementen, so dass die
Absorberschichten in Zukunft deutlich dünner werden sollten. Unterhalb von einem Mikrometer sinkt die Effizienz noch mehr. Dies
verringert jedoch den Wirkungsgrad, weil dünnere Schichten weniger Licht
absorbieren. Doch nicht nur das: unterhalb von einem Mikrometer Dicke
tritt ein weiteres Problem auf - die Ladungsträger treffen häufiger
aufeinander und rekombinieren am Rückkontakt, so dass sie für die
Stromerzeugung „verloren“ gehen.
„Es
dauerte mehr als ein Jahr, bis es mir gelang, ultradünne
CIGSe-Schichten von nur 0,46 Mikrometern (460 Nanometer) herzustellen,
die noch akzeptable Wirkungsgrade von bis zu 11,1% erreichen“, sagt
Guanchao Yin, der seine Doktorarbeit im Team von Martina Schmid gerade
mit Auszeichnung abgeschlossen hat. Um den Wirkungsgrad der ultradünnen
CIGSe-Zellen weiter zu steigern, sollten dann Anordnungen von
Nanoteilchen eingefügt werden. Martina Schmid konnte dafür auf ihre
guten Kontakte zur Arbeitsgruppe von Prof. Albert Polman am Center for
Nanooptics, Amsterdam zurückgreifen; Diese Gruppe zählt zu den Pionieren
auf dem Gebiet der Nanophotonik und ist in der Lage, beliebige
Anordnungen von Nanoteilchen mit spezialisierten Nanodruck-Technologien
zu produzieren.
Im ersten Schritt brachten die Kollegen aus Amsterdam ein Muster aus dielektrischen TiO2-Nanoteilchen
oben auf der ultradünnen Solarzelle auf. Die Nanoteilchen sollten wie
Lichtfallen wirken und das Licht in die CIGSe-Schicht weiterleiten.
Dennoch wirkte sich dies weitaus weniger positiv auf den Wirkungsgrad
aus als beispielsweise bei Siliziumbasierten Solarzellen. Yin stellte
daher weitere Versuche an und fand schließlich heraus, was am besten
funktionierte: Nanoteilchen hinter der Absorberschicht, direkt auf dem
Rückkontakt!
Die Amsterdamer Kollegen stellten dafür eine Anordnung von dielektrischen SiO2
Nanoteilchen direkt auf dem Rückkontakt der Zelle her, einem
Molybdän-Substrat. Auf dem so strukturierten Substrat wuchsen Yin und
die Kollegen am HZB eine ultradünne CIGSe-Schicht, ebenso wie alle
weiteren Schichten, die für die Solarzelle nötig sind. Dadurch stieg der
Wirkungsgrad von 11,1% auf 12,3% ! Gleichzeitig nahm die
Kurzschluss-Stromdichte der ultradünnen CIGSe-Zelle um mehr als 2 mA/cm2
zu. Mit zusätzlichen Antireflektions-Nanoteilchen auf der Vorderseite
ließ sich der Wirkungsgrad sogar auf bis zu 13,1% steigern.
“Die
Nanoteilchen auf der Rückseite fangen das Licht und streuen es
effizient zurück in die aktive CIGSe-Schicht, deren Absorption dadurch
erhöht wird”, erklärt Yin. Weitere Untersuchungen deuten darauf hin,
dass die SiO2-Nanoteilchen auf der Rückseite der Zelle
außerdem die Rekombination von Ladungsträgern einschränken, was
ebenfalls zur Steigerung des Wirkungsgrads beiträgt. “Diese Arbeit zeigt
erstmals experimentell, wie sich durch Nanoteilchen auch bei
ultradünnen CIGSe-Solarzellen die Effizienz steigern lässt. Dies hat uns
auf weitere Ideen gebracht, wie wir zusätzlich zu den optischen auch
die elektrischen Eigenschaften von Nanoteilchen nutzen können, um die
Absorption von Licht zu erhöhen und den Verlust von Ladungsträgern zu
begrenzen“, sagt Martina Schmid.
Publikation: M.-C.
van Lare*, G. Yin*, A. Polman, M. Schmid “Light coupling and trapping
in ultra-thin Cu(In,Ga)Se2 solar cells using dielectric scattering
patterns” ACS Nano | DOI: 10.1021/acsnano.5b04091 (2015), *equal contribution
Quelle HZB - Helmholtz-Zentrum Berlin 2015
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