Sonntag, 8. Februar 2015

Dünnschicht im Rückblick

Gleich zwei Rekordmeldungen hatten anfangs 2013 in Erinnerung gerufen, dass die einst hoch gelobte Dünnschicht- wie auch die organische Photovoltaik weiterhin im Rennen waren (siehe Solarmedia vom 18. Januar 2012 zu EMPA  und vom 17. Januar 2012 zu Heliatek). Aber insgesamt ist es ruhig geworden um diese Technologien. Ihr Marktanteil dürfte weltweit von 20 auf gegen zehn Prozent gesunken sein, einzig First Solar hat sich gefangen. Und Firmen wie Nanosolar und die chinesische Hanergy stehen in den Startlöchern.Viel geändert hat sich nicht am damaligen Befund.

Neben vielen Pleitemeldungen geht es nur bei einzelnen Exponenten vorwärts, die bereits kommerziell neue Dünnschichtmodule vertreiben. So vermeldete der japanische Hersteller Solar Frontier für seine CIGS-Module (im Bild die grosse Produktionshalle in Japan) mit cadmiumfreien Halbleitern ebenfalls einen neuen Wirkungsgradrekord von 19,7 Prozent (siehe PV-Magazine). Im Unterschied zu anderen Technologien, die sich erst im Forschungsstadium bewähren, ist Solar Frontier bereits (nach First Solar) der zweiwichtigste Produzent von Dünnschichtmodulen und hat allein 2012 Module mit mehreren hundert Megawatt Leistung ausgeliefert.

Solar Frontier K.K. hat unlängst auch eine Vereinbarung mit der staatlichen Development Bank of Japan (DBJ) zur Bildung einer gemeinsamen Investmentgesellschaft unterzeichnet. Das Joint venture soll als unabhängiger Stromproduzent (Independent Power Producer, IPP) tätig sein und in große Solarkraftwerke in Japan investieren, aber auch in solche mit einer Leistung von weniger als zwei Megawatt – die normalerweise schwieriger zu finanzieren sind. Das neue Unternehmen wird den Betrieb im Februar aufnehmen und plant die Errichtung von zunächst 100 Megawatt an Solarleistung pro Jahr. Solar Frontier hat eine 60-prozentige Beteiligung an dem Unternehmen, DBJ wird 40 Prozent besitzen.

Nie so ganz trauen mochte man der US-Firma Nanosolar, die seit Jahren bahnbrechende, da billig und einfach zu produzierende, Dünnschichtmodule verspricht (siehe Bild links). Nanosolar, lange Zeit so etwas wie die Wundertüte oder auch Blackbox der Branche, hatte gemäss dem Portal Solarserver noch im alten Jahr die Fertigstellung seiner bisher größten Photovoltaik-Installation bekannt gegeben. Die Anlage mit einer Nennleistung von 10,63 Megawatt (MW) Anlage befindet sich in Alfarrasi in der Region Valencia in Spanien. Das Photovoltaik-Kraftwerk  wurde von Smartenergy Invest AG und Advanta Capital Ltd. geplant und ist die heute größte Solarstromanlage der Region.  Die Anlage wurde im November 2012 in Betrieb genommen und soll genügend Solarstrom produzieren, um den Jahresstrombedarf von über 4.000 Haushalten zu decken. Allerdings blieb Nanosolar auch 2012 nicht verschon von personellen Querelen. Der erst seit Januar im Amt stehende CEO verliess das Unternehmen bereits nach acht Monaten wieder und die Stelle scheint weiterhin vakant (Quelle: Reuters)

Der chinesische Energieversorger Hanergy Holding Group Ltd. hat den US-Dünnschichthersteller MiaSolé Inc. (Produktionsbild links) aufgekauft. Dies geht aus einer Meldung des »Wall Street Journal« hervor. Im Juni 2012 hatte Hanergy bereits den deutschen Dünnschichtmodulhersteller Solibro GmbH übernommen. Über die für Miasolé gezahlte Transaktionssumme ist nichts bekannt. Der Betrag von 30 Millionen US-Dollar, der in mehreren Medienberichten als Kaufpreis genannt wurde, sei lediglich die Schuldensumme von MiaSolé, so Hanergy-Vorstand Li Hejun.

MiaSolé hatte im August mit einer Umstrukturierung begonnen, um potentielle Investoren anzulocken. Nach den Angaben der jährlichen Marktstudie von PHOTON International produzierte MiaSolé 60 Megawatt CIGS-Module im Jahr 2011 und war damit weltweit der drittgrößte CIGS-Modulhersteller, gefolgt von Solar Frontier und Solibro. Das Unternehmen hatte Ende 2011 eine Produktionskapazität von 100 Megawatt und verfolgte weitere Pläne die Produktion bis Ende 2012 auf 150 Megawatt auszubauen. Hanergy selbst hat keine Daten für eine  PHOTON International-Erhebung geliefert, bezeichnet sich selbst aber als weltgrößter Dünnschichtmodulhersteller mit einer (teilweise noch im Aufbau befindlichen) Jahresproduktionskapazität gigantischen von drei Gigawatt. Quelle: Wall Street Journal, PHOTON

Das US-Portal greentechmedia.com stellte im Spätherbst leicht süffisant die Frage: «Gibt es noch Leben in der Dünnschichtsparte?» Und zählte in der Liste der acht wichtigsten Produzenten (ohne die umstrittene First-Solar-Lösung mit Cadmium-Tellurid) gleich deren vier auf, die seit 2012 entweder Bankrott sind (wie Solyndra und Soltecture) oder nach China verkauft wurden an Hanergy (Solibro und Mia Solé – siehe oben). Doch abgeschrieben werden darf die Produktionstechnologie (CIGS und CIS) keineswegs, auch wenn ihre Bedeutung kleiner geworden ist – aufgrund der phänomenalen Kostenreduktionen der konkurrierenden kristallinen Modulvarianten. Ob allerdings die neuesten Fortschritte in der Forschung mit deutlich erhöhten Wirkungsgraden in naher Zukunft stützend wirken, ist mehr als ungewiss.

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