Sonntag, 19. Dezember 2010

Grid Parity kommt bald

Solarstrom wird immer billiger. In Reichweite rückt damit ein entscheidender Meilenstein, die so genannte Grid Parity. Mit ihr wird photovoltaisch erzeugte Elektrizität nicht mehr kosten als der Haushaltstrom ab Steckdose. Vollständige Wettbewerbs-fähigkeit wird damit allerdings noch nicht erreicht sein.

Laut einer Studie wird Deutschland 2012 die Netzparität für Solarstrom erreichen. Dies wegen sinkender Preise für PV-Module und Rohstoffe sowie steigender Preise für herkömmlichen Strom. Die Studie der Landesbank Baden-Württemberg kommt zum Ergebnis, dass Strom aus Photovoltaikanlagen für Privathaushalte in Deutschland ab 2012 preismässig mit herkömmlichem Strom aus Atom- oder Kohlekraft gleichziehen wird. Für die deutsche Industrie rechnet man ab 2019 mit der Netzparität. Ist diese erreicht, sind staatliche Subventionen für die Photovoltaik nicht mehr nötig und Solarstrom definitiv konkurrenzfähig. Wie aber sieht die Situation in der Schweiz aus? Die Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» hat nachgefragt:

Für die Schweiz existieren noch keine genauen Prognosen zur Netzparität von Photovoltaik-Strom. Laut Sprecherin Marianne Zünd wird das Bundesamt für Energie solche erst nächstes Jahr erarbeiten. Da die Strompreise hierzulande tiefer sind, rechnen Brancheninsider mit einer Verzögerung von mindestens fünf Jahren im Vergleich zum Nachbarland.

Gute Voraussetzungen für das beldige Erreichen der Grid Parity hat vor allem Italien, zählen doch die dortigen Stromtarife zu den höchsten in Europa und die Sonneneinstrahlung ist günstig. Das Bild zeigt eine ältere PV-Anlage in Tirano, im italienischen Südtirol (Foto: Guntram Rehsche).





Momentan liegt der regional stark schwankende Strompreis für Privatkunden in der Schweiz im Durchschnitt bei 25 Rappen pro Kilowattstunde (kWh), während Solarstrom mit ungefähr 48 Rappen pro kWh zu Buche schlägt. Der allgemeine Strompreis ist im Steigen begriffen, während die Einspeisevergütung für Solarstrom jährlich um etwa 10 Prozent sinkt – Solarstrom wird also billiger. «Ich rechne damit, dass die Netzparität für Photovoltaik in der Schweiz etwa im Jahr 2018 erreicht wird», erklärt David Stickelberger von Swissolar. Eine ähnliche Prognose wagt Stefan Nowak, Programmleiter Photovoltaik beim Bundesamt für Energie und Geschäftsführer der Nowak Energie & Technologie AG: «Im besten Fall erreichen wir die Netzparität 2018, sonst 2020».

Genauere Prognosen sind aber aufgrund der Komplexität des Strommarktes schwierig. So ist für die Schweizer Privathaushalte die Strommarktliberalisierung für 2014 geplant. Noch ist aber unklar, ob dagegen das Referendum ergriffen wird. Auch ist der Strompreis vom internationalen Marktpreis der fossilen Energien Erdöl und –gas abhängig. Dieser ist momentan tief, dürfte bei anhaltender Konjunktur aber wieder steigen. Der grösste Kostenfaktor für Strom von der Sonne sind jedoch nach wie vor die Photovoltaikmodule. Die sinkenden Preise für solche Module und für die Rohstoffe,welche für die Fabrikation verwendet werden, sind der Hauptgrund für die neue Konkurrenzfähigkeit der Photovoltaik. «Selbst die nicht von der Sonne verwöhnte Schweiz kann mittelfristig Strom mittels Photovoltaik zu marktüblichen Kosten nachhaltig erzeugen», erklärt dazu Werner Buchholz von Meyer Burger Technology, dem Marktführer für Systemlösungen in der Solarindustrie. «Der Unterschied zu den konventionellen Energieerzeugungen ist, dass der grösste Teil der Wertschöpfung dabei in der Schweiz verbleibt.»

Die Netzparität (Grid Parity) ist ein wichtiger Schritt für die Wettbewerbsfähigkeit der Photovoltaik. Um das ganze Potenzial der erneuerbaren Sonnenenergie auszuschöpfen, sind jedoch noch weitere Kostensenkungen nötig. Diese Kostensenkungen gelten als sicher. Während die Preise für Solaranlagen stetig sinken, zeichnet sich bei der Atomkraft ein anderes Bild. Dazu Rolf Wüstenhagen, Professor für das Management Erneuerbarer Energien an der Universität St. Gallen: «Beim Vergleich der beiden Technologien fällt auf, dass die anfänglich hohen Kosten des Solarstroms durch Lernkurveneffekte in den letzten Jahren deutlich gesunken sind, während bei der Kernenergie in Frankreich und den USA negative Lernkurven festzustellen sind, das heisst je mehr Kraftwerke gebaut wurden, desto höher stiegen die Kosten.»

Quelle:
Die Zukunft ist erneuerbar - Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» 05/2010

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