Samstag, 13. November 2010

Plusenergiehäuser im Kommen

Das Konzept des Plusenergiehauses führte im Rahmen eines Parallel-Kongresses während der 9. Schweizer Hausbau- und Energiemesse in Bern zu heftigen Diskussionen über das Warum und Wie. Die solare Stromerzeugung spielt dabei auf jeden Fall eine grosse Rolle. Und im kommenden Frühling wird die Label-Palette der Minergie-Bauten um die Variante Minergie-A ergänzt.

Erstmals für Aufsehen sorgten die Plusenergiehäuser im September, als die Schweizer Solarpreise gleich an mehrere Bauten vergeben wurden, die im Laufe der Zeit mehr Energie erzeugen, als dass sie und ihre BewohnerInnen verbrauchen (siehe Solarmedia vom 3. September 2010). Einigkeit besteht unter den Baufachleuten wohl im Grundsatz, dass einerseits dämmende Massnahmen zum Einsatz gelangen sollten, daneben der verbleibende Energiebedarf in erster Linie durch Erneuerbare zu decken ist. Solches Vorhaben lässt sich bei Neubauten mit den vorhandenen Techniken unterdessen problemlos realisieren.

Weniger eindeutig sind die Verhältnisse bei Altbauten. Während die Anhänger des Minergie-Standards – welcher spezifischen Form auch immer – davon ausgehen, dass Dämmung in Kombination mit guter Lüftung einen tiefen Energieverbrauch erreichen sollte, nehmen Befürworter einer umfassenden Nutzung der Erneuerbaren Energien, insbesondere der Photovoltaik eine andere Position ein – ETH-Professor Hansjürg Leibundgut (siehe Bild - Foto: Guntram Rehsche) ist ein Exponent dieser Richtung. Er plädiert dafür, Solarenergie im Sommer einzufangen und beispielsweise in Erdspeichern einzulagern und diese dann im Winter für Energiebedürfnisse zu nutzen (unter Beizug einer Wärmepumpe, die wiederum durch solar erzeugten Strom betrieben wird). Alternativ ist auch die Einlagerung von Abwärme denkbar, wie das derzeit im neuen Anergienetz der ETH-Zürich erprobt wird. Das Konzept von Prof. Leibundgut ist auch dokumentiert auf der Website www.viagialla.ch.

Ruedi Kriesi von der gleichnamigen Haustechnik-Firma – einer der Väter des Minergie-Standards – bezeichnete den für kommendes Frühjahr zu lancierenden Standard Minergie-A als Antwort auf das Plusenergiehaus. Die Energiegewinnung stehe bei einem Haus häufig im Widerspruch zu anderen Nutzungsformen. Sinn des neuen Konzepts sei es aber, nachdem die Versorgungsprobleme eines Hauses mit den bereitseingeführten Standards gelöst sind, die grossen Energiebedarfskkomponenten des Haushaltstromverbrauchs und der grauen Energie einzubeziehen – wobei sich letztere auf die Erstellung des Gebäudes und die verwandten Materialien bezieht.

Ruedi Meier von der Messeleitung hielt in einem Fazit fest, dass bei den massiv gesunkenen Preisen für Fotovoltaik bei einem Einfamilienhaus die energetische Sanierung sogar zu tieferen jährlichen Kosten als bei einer Pinselsanierung möglich sei. Mit energieeffizienten Massnahmen kann bei einem Altbau der Energieverbrauch um 60 bis 80 Prozent reduziert werden. Beim Einsatz von Fotovoltaik wird die energetische Jahresbilanz sogar in ein Plus verwandelt. Dem Plusenergiehaus mit Dämm-Massnahmen und einer Fotovoltaikinstallation steht deshalb eine grosse Zukunft bevor.

Am Wochenende kamen an der 9. Schweizer Hausbau- und Energie-
Messe 400 Aussteller zu den Themen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und
Holzbau für Fachleute, Hauseigentümer und Bauherren zum Einsatz. Gleichzeitig fanden 50 Events mit 200 ReferentInnen im Kongresszentrum der BEA bern expo statt. Damit profitierten die BesucherInnen von einer einmaligen aktuellen Marktübersicht.
An der Schweizer Hausbau- und Energie-Messe an der BEA bern expo konnten sich
Bauherrschaften und Fachleute innert kürzester Zeit über neue, energieeffiziente
Lösungen informieren. Die Holzbauweise nahm einen wichtigen Stellenwert ein.
Wichtige Fachverbände wie MINERGIE, Das Gebäudeprogramm, Lignum, VGQ, Gebäudehülle Schweiz oder der Thermografieverband vermittelten neutrale Informationen.

© Solarmedia

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