Donnerstag, 17. Juni 2021

Den Anschluss verpasst

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Der Ruf nach besseren Investitionsbedingungen für die einheimische Stromproduktion wird lauter. Und das zu Recht. Denn die Schweiz ist daran, den Anschluss zu verpassen, wie eine neue Auswertung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES zeigt. Im europäischen Vergleich hinkt sie immer noch den meisten Ländern hinterher, was die Pro-Kopf-Produktion von Solar- und Windstrom angeht. Die SES fordert die Politik zum Handeln auf. Nur so könnten wir Klimaziele erreichen und Versorgungssicherheit stärken.

In einer Kurzstudie hat die SES die Pro-Kopf-Produktion von Sonnen- und Windenergie in der Schweiz und den 27 Staaten der Europäischen Union (plus Grossbritannien) verglichen. Die Schweiz landet auf Platz 24, knapp vor Tschechien, Ungarn, Slowenien, der Slowakei und Lettland. Nur gerade 4.7 Prozent des Stromverbrauchs werden hierzulande mit den beiden neuen erneuerbaren Technologien erzeugt. In Dänemark sind es 54 Prozent. Im Vergleich mit den neun umliegenden Ländern (siehe Grafik) landet die Schweiz auf dem vorletzten Platz.


Der Norden hängt uns bei der Solarenergie ab: An der Spitze der Liste stehen seit Jahren nordeuropäische Länder: Dänemark, Deutschland und Schweden produzieren alle ein Vielfaches an Windenergie im Vergleich zur Schweiz. Neu hat Irland Deutschland aus den Top 3 verdrängt. Betrachtet man ausschliesslich die Photovoltaik, liegt die Schweiz immerhin auf Rang 8. Wir werden hier von Deutschland, Malta, Italien, Belgien, Spanien, Griechenland und den Niederlanden, also teilweise auch von nördlicheren Ländern mit weniger Sonneneinstrahlung, geschlagen.

Neues Energiegesetz muss den Ausbau ins Zentrum stellen:
  Der Bundesrat wird seine Botschaft zum neuen Energiegesetz voraussichtlich noch im Juni präsentieren. Die Erwartungen sind hoch. Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien, führt aus: «Im Gesetz müssen insbesondere die Ausbauziele klar erhöht werden, so dass diese im Einklang mit den Klimazielen sind. Bis 2035 müssen wir die Jahresproduktion aus neuen erneuerbaren Energien um 35 bis 45 Terawattstunden erhöhen.» Das würde eine Steigerung um den Faktor 12 bis 17 gegenüber der heutigen Produktion entsprechen. Heute werden pro EinwohnerIn der Schweiz 311 Kilowattstunden (kWh) aus Solar- und Windkraft produziert, bis 2035 müssen es rund 4’000-5’000 kWh sein. Der Löwenanteil wird von der Solarenergie stammen. Das Energiegesetz kann die hierfür nötige Planungs- und Investitionssicherheit schaffen.


» Download Grafik «Ländervergleich 2020» (pdf)
» Download Kurzstudie «Ländervergleich 2020» (pdf)

Weitere Informationen
Felix Nipkow, Leiter Fachbereich erneuerbare Energien
Mobile: 077 413 24 31
Mail: felix.nipkow@energiestiftung.ch
Twitter: @FelixNipkow



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Sonne und Wind: Steigendes Potential und sinkende Kosten
Der schleppende Ausbau von Solar- und Windenergie lässt sich nicht mit dem Ausbaupotential erklären. Dieses ist insbesondere bei der Photovoltaik enorm. Schätzungen des Bundesamts für Energie kommen zum Schluss, dass das ausschöpfbare Solarstrompotential der Schweizer Gebäude rund 67 Terawattstunden (TWh) im Jahr beträgt. Dies übersteigt den gegenwärtigen Stromendverbrauch von 55.7 TWh pro Jahr deutlich (Stand 2020). Dazu kommen weitere Potenziale auf Infrastrukturen wie Staumauern und -seen, Lärmschutzwänden, Parkplatzüberdachungen, etc.  

Auch global gesehen besitzen Solar- und Windenergie das Potential, die tragenden Energieträger in einem erneuerbaren Energiesystem zu sein. Eine im April 2019 publizierte Studie der Energy Watch Group präsentiert ein umfassendes Szenario mit Modellierungen auf Stundenbasis, wie die globale Energieversorgung basierend auf 100% erneuerbaren Energien aussehen kann. Der Grossteil der Energieversorgung bewältigen hierbei die Photovoltaik (69%) sowie die Windenergie (18%). Bemerkenswert ist zudem der anhaltende Preiszerfall, der sowohl bei Strom aus Wind- als auch Photovoltaikanlagen zu beobachten ist. Aus diesen zwei Gründen wurden in der vorliegenden Kurzanalyse bewusst auf die beiden Energieträger Sonne und Wind fokussiert.

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2 Kommentare:

  1. Zum Glück gibt es diesen anhaltenden Preiszerfall in den Komponenten der neuen Erneuerbaren (vor allem bei PV). Damit können wir nun auf Fördermassnahmen verzichten und stattdessen getrost zuwarten, bis die Märkte sowieso auf die immer konkurrenzfähigeren Erneuerbaren umstellen.

    Realsatire? Ja. Denn in Tat und Wahrheit lässt der Umstieg auf die immer günstigeren Erneuerbaren die Endkundenpreise explodieren. Herr Rehsche soll jetzt endlich einmal erläutern, was das der Grund ist. Wie geht das denn? Wo landet den die Kohle, die der Endkunde in Deutschland und Dänemark aufbringen muss?

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