Gerade rechtzeitig vor der Abstimmung zum CO2-Gesetz am kommenden Wochenende ist eine Studie erschienen, die manche Gewissheit der Gegner*innen des Gesetzes in Frage stellt. Denn diese verweisen häufig auf eine befürchtete Winterstromlücke, die gemäss der neuen ETH-Veröffentlichung eben nicht sein muss. In der Folge eine exklusive Zusammenfassung zweier fremdsprachiger Texte von Solarmedia.
«Wir müssen uns darauf konzentrieren, erneuerbaren Strom im Winter zu produzieren», sagt Annelen Kahl (im Gespräch mit Axpo, siehe unten). Sie gehört zu den Forscher*innen, die untersuchen, wie sich Solaranlagen in den Bergen verhalten, besonders effizient nämlich. Und inwieweit sie sich für die Solarstromproduktion im Winter eignen, ebenfalls sehr (wobei Windstromproduktion als wichtiger Versorgungspfeiler hinzugehört). Diese Erkenntnisse hat Kahl mit Kolleg*innen an der Westschweizer ETH und an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL erarbeitet.
Eine fossilfreie, sprich auch CO2-freie Energieversorgung der Schweiz ist demnach ganzjährig möglich - unter bestimmten Voraussetzungen natürlich. Aber solche kennen andere Energiekonzepte ebenso. Und im Hintergrund wirkt natürlich die Wasserkraft, deren Potential sowohl für die Versorgung mit Strom an sich, wie auch als Backup für ausbleibende Sonnen- und Windkraft ausserordentlich wertvoll ist - ein Vorteil gegenüber vielen Volkswirtschaften, die nicht über ein solches Reservemedium verfügen (nur Schweden und Norwegen sind ähnlich gut aufgestellt). Veröffentlicht wurden die Erkenntnisse in den «Environmental Research Letters».
Ein weiterer Autor, Jérôme Dujardin, macht kein Geheimnis daraus, dass die vorgeschlagene autonome Winterstromversorgung eine extreme Variante darstellt. Die Politik werde sich dann irgendwo zwischen der heutigen Situation und eben diesem Vorschlag für «Sonne und Wind aus den Bergen» situieren.
Der US-Energieökonom Mark Jacobson hat die Formel WWS für eine 100prozentig erneuerbare Energieversorgung geprägt und gezeigt, dass sie für alle Länder der Erde möglich ist unter Einbezug jeweils spezifischer Speicherlösungen (siehe auch Solarmedia vom 20.April 2021). Die Schweiz könnte das klassische Beispiel für WWS werden, zumal sie aufgrund der vielen Speicherseen auch eben diesem Zusatzerfordernis WWS+Speicher am ehesten genügen könnte. Das Spezifische an der präsentierten helvetischen Lösung ist der Einbezug von Meteo-Daten neben der konkreten hydrologischen Infrastruktur. Zudem wurde für Windanlage dem Abstandsgebot von mindestens 500 Metern zu den nächsten Gebäuden Rechnung getragen - ebenso für Solaranlagen der Verschonung von geschützten Gebieten. Schliesslich sind auch die bereits vorgesehenen Anpassungen des Stromnetzes bis 2025 einbezogen. Wenig überraschend wird der Jura zur eigentlichen Windregion - während Solarmodule in höher gelegenen Alpenregionen eingesetzt würden. Die dort starke Sonneneinstrahlung im Winter ist wegleitend - und Werbesprüche wie «Grächen (VS) - jährlich 300 Sonnentage» erhalten plötzlich eine neue Bedeutung.
Die Schweiz hat im Sommer viel Wasserenergie, künftig ebenso viel Solarenergie - für die Winterzeit bracht's eine Lösung, die viel mit der hier skizzierten Vision zusammenhängen dürfte.
Hinweis: Mit Annelen Kahl, einer der Forscherinnen hat axpo Energy Voices ein hörenswertes Interview geführt, siehe > hier.
Sowie: Environmental Research Letters
Quelle Medienmitteilung: EPFL News
Sehr wichtige Informationen;)
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