Das Zentrum für Sonnenenergie- und
Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) hat einen neuen
Europarekord aufgestellt. Wissenschaftler am Standort Stuttgart
verbesserten den Wirkungsgrad von Dünnschichtsolarzellen aus
Kupfer-Indium-Gallium-Diselenid (CIGS) auf 22,0 Prozent. Grund für die
Effizienzsteigerung sind optimierte Produktionsprozesse.
Die von
Experten favorisierte Alternative zur konventionellen
Silizium-Photovoltaik könnte bald einen größeren Marktanteil gewinnen:
Von Seiten der Industrie ist bereits ein verstärktes Interesse an der
CIGS-Technologie zu verzeichnen. Die vom ZSW produzierte
Rekordzelle hat eine Größe von 0,5 Quad-ratzentimetern, ein übliches Maß
für Versuchszellen. Sie wurde in einer Laborbeschichtungsanlage mit
Hilfe eines Ko-Verdampfungs-verfahrens hergestellt. „Ausgereizt ist das
technologische Potenzial bei 22 Prozent Wirkungsgrad noch lange nicht“,
sagt Prof. Dr. Michael Powalla, ZSW-Vorstand und Leiter des
Geschäftsbereichs Photovoltaik. „In den nächsten Jahren sind bis zu 25
Prozent möglich.“
In der Vergangenheit hatten die Forscher
mehrfach den Weltbestwert inne und können auf eine umfassende Expertise
zurückgreifen. Der aktuelle Rekord wurde durch verschiedene
Optimierungen bei den Herstellungsprozessen erzielt. Das
Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE hat die Ergebnisse
bestätigt. Jetzt liegt das ZSW nur noch 0,3 Prozentpunkte hinter dem
derzeitigen Weltrekord. Die
CIGS-Technologie hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht:
Beim Zellwirkungsgrad ist sie der marktbeherrschenden Konkurrenz, den
multikristallinen Siliziumzellen, bereits enteilt. Der Vorsprung beläuft
sich inzwischen auf einen Prozentpunkt. Bei den Modul-Wirkungsgraden
hat die Silizium-PV noch die Nase vorne. Kommerziell erhältliche Module
kommen auf 17 Prozent Effizienz, CIGS-Module liegen bei 14 Prozent.
Die
Produktionskosten der CIGS-Technologie betragen selbst bei kleinen
Fabriken lediglich 40 US-Cent pro Watt. Nach einem Ausbau der
Produktionskapazitäten sind sogar deutlich bessere Werte möglich.
Modulwirkungsgrade von 18 Prozent und mehr sowie Kosten von rund 25
US-Cent pro Watt sind bei CIGS-PV-Fabriken mit einer jährlichen
Kapazität von 0,5 bis 1 Gigawatt erreichbar. Bereits bei einem
vergleichsweise geringen Produktionsvolumen sind daher konkurrenz-fähige
Kosten zu erzielen – im Gegensatz zur Silizium-PV sind also niedrigere
Einstiegsinvestitionen erforderlich.
Die Marktchancen für die Dünnschichtphotovoltaik steigen damit. Photovoltaikanlagen
mit der Dünnschicht-Technologie können jedoch noch mit weiteren Vorteilen
aufwarten: Die Module liefern höhere Erträge unter
Schwachlichtbedingungen, und auch ihre höhere Schattentoleranz ist ein
Pluspunkt für Anlagenbesitzer. Aufgrund ihres ansprechenden
Erscheinungsbilds lassen sie sich optisch attraktiv in Hausdächern oder
Fassaden integrieren. Hinzu kommt: Im Vergleich zur Silizium-PV
benötigen CIGS-Module weniger Energie zu ihrer Herstellung. Auch
flexible Varianten der CIGS-Solarzellen werden entwickelt.
Die
neuen Wirkungsgradwerte aus dem Südwesten Deutschlands sind für die
Industrie interessant. Der ZSW-Industriepartner Manz AG hat jüngst
entschieden, sein Engagement für die CIGS-Technologie fortzusetzen und
diese gemeinsam mit dem ZSW weiterzuentwickeln.
Angesichts des boomenden globalen Photovoltaikmarktes ist die Zeit
dafür günstig. Im Jahr 2015 wurden weltweit 52 Gigawatt
Solarstrom-leistung neu installiert – so viel wie nie zuvor. Die
jährliche Nachfrage soll in den nächsten Jahren auf über 100 Gigawatt
steigen. Damit wächst auch der Bedarf an neuen Solarfabriken.
Quelle Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) 2016
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