In einem hatte die Neue Zürcher Zeitung recht, als sie unlängst als eine
der wenigen im deutschsprachigen Raum auf ein neues Buch von Paul Mason
aufmerksam machte (NZZ 20.8.15). Der Kapitalismus ist wahrlich schon
mehrfach totgesagt worden. Doch ich würde mal behaupten, kaum je auf eine
derart originelle und tatsachenbasierte Art und Weise, wie jetzt neu auch in
der deutschsprachigen Ausgabe des Buchs (Paul Mason: Postkapitalismus –
Grundrisse einer kommenden Ökonomie) nachzulesen ist. Der ausführlichen
Schilderung des bisherigen Werdegangs unseres bisherigen Wirtschaftssysteme
lässt der Autor dessen Demontage und den Entwurf einer postkapitalistischen
Ordnung folgen. Anders als Marx vorausgesagt, wird das allerdings gemäss Mason schleichend
erfolgen – respektive das hat bereits begonnen in Form einer «reformistischen
Revolution».
Mason ist nicht der Erste, der auf diese Entwicklungen aufmerksam macht, die nicht nur die Welt der Ökonomen auf den Kopf stellen, sondern die manchenorts verwirrt zur Kenntnis genommen – und von einigen gar vehement zurückgewiesen werden. Basis des neuen Systems wird die alles durchdringende Informationsgesellschaft bilden, in welcher viele – sicher längst nicht alle – Güter und Dienstleistungen gratis zur Verfügung stehen. Beispiele gefällig, für die das bereits heute gilt:
Der Kapitalismus wird sich also in unserer Zeit nicht wie bis anhin dank
seiner hohen Anpassungsfähigkeit stets erneuern, sondern er wird in diesem Fall
verstärkt und erstmals Tendenzen zur endgültigen Auflösung zeigen. Zweifellos
ein Grundgefühl, das viele Zeitgenossinnen seit der tiefgreifenden Finanzkrise
ab 2008 ebenso verunsichert wie ahnen lässt, dass da nun wirklich etwas Neues
auf uns zukommt.Mason ist nicht der Erste, der auf diese Entwicklungen aufmerksam macht, die nicht nur die Welt der Ökonomen auf den Kopf stellen, sondern die manchenorts verwirrt zur Kenntnis genommen – und von einigen gar vehement zurückgewiesen werden. Basis des neuen Systems wird die alles durchdringende Informationsgesellschaft bilden, in welcher viele – sicher längst nicht alle – Güter und Dienstleistungen gratis zur Verfügung stehen. Beispiele gefällig, für die das bereits heute gilt:
- Lexika aller Art mit Informationen aller Art, angeführt von Wikipedia, das herkömmliche Wissensfundgruben aufgrund seiner Qualität, Aktualität und Breite längst und anerkanntermassen in den Schatten stellt.
- Es ist aber eben nicht nur Wikipedia, sondern es sind viele andere Verzeichnisse von Wissen, nicht zuletzt etwa Fremdenführer in allen Gegenden der Welt, die von Millionen, wenn nicht Milliarden von Menschen über das Handy selbstverständlich genutzt werden.
- Auf einer allgemeineren Ebene steht immer mehr Software für Anwendungen aller Art in Computern und Maschinen aller Art – gratis – zur Verfügung. Und jene Software, für die noch bezahlt wird, ist in den vergangenen Jahren radikal billiger geworden.
- Genau das ist die zu beobachtende Entwicklung – nicht alles – aber sehr vieles wird laufend billiger, stets unter dem Einfluss der integrierten Wissensbestandteile, die eben in allererster Linie immer weniger kosten.
- Im Bereich der Dienstleistungen haben sich viele Wirtschaftsleistungen ja stets – und in einer Mehrzahl von Frauen erbracht – als sogenannte Care Economy gehalten, beispielsweise in der Pflege kranker Familienmitglieder.
- Oder auch neu geschaffene Dienstleistungen wie regelmässige gegenseitige Einladungen zum Essen, Kinder-, Wohnungs- und Hunde-Hüte-Dienste. Während allenthalben der Kommerzialisierung solcher Leistungen das Wort geredet wird, kann man in diesem Bereich durchaus eine weitere Keimzelle einer künftigen Wirtschaftsform sehen, die in einem Nichtmarkt ohne geldliche Gegenleistung zunehmend die Bedürfnisse von Menschen erfüllt. Dass dies dann nicht mehr einseitig auf dem Buck der einen Hälfte der Bevölkerung geschehen sollte, versteht sich aus Gerechtigkeitsüberlegungen zum Postkapitalismus.
- In diesem Zusammenhang haben ja auch gewisse Formen der Shared Economy bereits für Furore gesorgt, wobei in anderen Fällen wie etwa beim Taxidienst Uber das Ganze näher bei der neuerlichen Ausbeutung der Arbeitenden liegt. Wer den Gratischarakter all dieser wirtschaftlichen Leistungen in Abrede stellt, mag in einem Teil der Fälle recht haben – am ehesten ja bei der Externalisierung von Umweltkosten. Die Diskussion um die aufkeimenden Allemende-Lösungen zeigt, dass dem eben längst nicht in allen Fällen so ist.
«In seinem atemberaubenden Buch führt Paul Mason durch Schreibstuben, Gefängniszellen, Flugzeugfabriken und an die Orte, an denen sich der Widerstand (gegen die neoliberale Wirtschaftsordnung des heutigen Kapitalismus) Bahn bricht. Mason verknüpft das Abstrakte mit dem Konkreten, bündelt die Überlegungen von Autoren wie Thomas Piketty, David Graeber, Jeremy Rifkin und Antonio Negri und zeigt, wie wir aus den Trümmern eben dieses Neoliberalismus eine gerechtere und nachhaltigere Gesellschaft errichten können» hält eine Rezension fest. Dem ist anzufügen, was Mason stets wiederholt – die Erneuerbaren Energien werden zentraler Bestandteil dieser neuen Ordnung sein – und in welchen Kostendimensionen sie sich entwickeln, wagt heute noch kaum eine(r) anzudenken. Und vielleicht gilt diese Entwicklung eben viel weiter greifend – ist doch Kapital gemäss der aktuellen Zinssituation praktisch zum Nulltarif erhältlich.
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