Der
Strom von Axpo, Alpiq, BKW und Repower stammt zum Grossteil aus Atom-,
Gas- und Kohlekraftwerken. Die vier grössten Schweizer Energiekonzerne
produzieren zum Beispiel vier Mal mehr Strom aus Gas als mit Wind. Die
Wasserkraft und neue erneuerbare Energien kommen auf einen Anteil von
weniger als einen Drittel. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES hat
den Strommix der Konzerne analysiert und ruft zu einem dringenden
Kurswechsel auf.
Die
Energiewende ist in der Schweiz bereits Realität. Der Zubau von
Solarstrom beispielsweise übertrifft alle Erwartungen des Bundesrates.
Doch die vier grössten Schweizer Stromproduzenten setzen weiterhin auf
schmutzige Atom-, Gas- und Kohlekraftwerke. Die Schweizerische
Energie-Stiftung SES hat die Stromproduktion aus dem Jahr 2014
analysiert und zeigt den Dreckstrommix von Axpo, Alpiq, BKW und Repower
auf.
Viel dreckiger als der Schweizer Mix
Der
Produktionsmix der Schweizer Grosskonzerne ist deutlich dreckiger als
der Landesmix (55% Wasserkraft und knapp 40% Atomkraft). Im vergangenen
Jahr haben die vier Stromkonzerne mehr als die Hälfte (54%) ihres Stroms
mit Atomkraft produziert und über einen Zehntel mit Gas- oder
Kohlekraftwerken im Ausland. Die Wasserkraft machte einen Anteil von
knapp einem Drittel (30%) aus. Total haben die vier Betreiber zusammen
nur gerade einen Anteil von 2.4% Windstrom produziert. Zum Vergleich:
Die Alpiq alleine hat im selben Jahr mehr Strom aus Kohle erzeugt. «Die
grossen Schweizer Stromproduzenten sind nicht nur die Bremsen der
Energiewende, sondern schaffen auch eine Menge Dreck in Form von
Atommüll und CO2», fasst Projektleiterin Sabine von Stockar zusammen.
Klimawandel anstatt Energiewende
Kohle-
und Gaskraftwerke in Europa treiben nicht nur den Klimawandel an, sie
sind auch für die Stromschwemme und dadurch verursachten tiefen
Strompreise mitverantwortlich. Auch Schweizer Firmen sind Schuld an
diesem Debakel. Im Jahr 2014 produzierte die Axpo einen Zehntel ihres
Stroms mit Gaskraftwerken in Italien, während die Alpiq einen Anteil von
rund 14% ihrer Produktion in europäischen Gaskraftwerken herstellte.
Mit einem Anteil von 20% Gasstrom und 117 g CO2-Äquivalente pro
Kilowattstunde belegt Repower den zweiten Platz im Sündenregister der
SES. Noch klimaschädlicher produziert die Alpiq: 2014 hat sie ihr
Kohlekraftwerk in Tschechien ausgebaut und deckt nun damit ungefähr 12%
ihrer Stromproduktion. Somit setzt sie sich an die einsame Spitze beim
CO2-Ausstoss (251 g CO2-Äquivalente pro Kilowattstunde). Die Axpo
schneidet im Anteil pro Kilowattstunde besser ab. Sie produziert jedoch
mengenmässig am meisten Strom aus Gas. «Alpiq, Axpo und Repower treiben
nicht die Energiewende sondern in erster Linie den Klimawandel voran»,
bilanziert Sabine von Stockar.
Jedes Jahr mehr Atommüll ohne Lösung
Obwohl
die alten Schweizer AKW wegen den tiefen europäischen Strompreisen kaum
mehr Profit abwerfen, klammern sich die Konzerne verbissen an ihre
ehemaligen Goldesel. Anstatt in neue erneuerbare Energien und damit in
die Zukunft zu investieren, werden die maroden AKW weiter
bewirtschaftet. So fällt tagtäglich mehr gefährlich strahlender Müll an,
ohne dass eine Lösung für dessen Entsorgung in Sicht ist. Die Axpo hat
2014 pro Kilowattstunde 36 Gramm radioaktiven Abfall in die Welt
gesetzt. Auch die BKW produzierte im vergangenen Jahr 30 Gramm pro
Kilowattstunde.
Axpo belastet die Umwelt am meisten
Eine
etwas umfassendere Bewertung der Umweltschädlichkeit bietet eine
Berechnung der Umweltbelastungspunkte (UBP), die neben Klimagasen und
dem radioaktiven Abfall auch Punkte wie zum Beispiel den
Ressourcenverbrauch oder die Landnutzung betrachten. Gemäss diesem
Bewertungssystem belastet die Axpo mit Ihrem Strommix die Umwelt am
meisten. Sie erzielt 345 UPB pro Kilowattstunde, dicht gefolgt von der
Alpiq mit 337 UBP. Umweltfreundlicher ist im Vergleich der Strommix von
BWK (286 UBP) und Repower (161 UBP), da sie anteilmässig mehr Strom aus
Wasserkraft und neuen Erneuerbaren produziert.
In erneuerbaren anstatt dreckigen Strom investieren
Obwohl
das Wort Energiewende in aller Munde ist, setzen die Schweizer
Energiekonzerne sie kaum um. Anstatt im Ausland die guten Bedingungen
für Wind- und Sonnenstrom auszunutzen, wird noch immer in die maroden
Schweizer AKW sowie dreckige Gas- und Kohlekraftwerke investiert.
Die
Energiewende ist in vollem Gange, doch die grossen Schweizer Firmen
agieren als Bremsklötze. Die SES fordert die Axpo, Alpiq, Repower und
die BKW dazu auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Auch die
Stromproduktion mit fossilen Energien im Ausland ist sukzessive
abzubauen und durch erneuerbare Quellen zu ersetzen.