Weltweit befindet sich der Ausbau von Sonnenenergie
und Windkraft auf dem Siegeszug, während sich fossile und nukleare
Kraftwerke auf einem Rückzug bewegen. Eine Analyse des deutschen Energiepublizisten Franz Alt (Bild: Solar Impulse 2 vor Landung auf Hawaii am Freitagabend MEZ).
2014 wurde
doppelt so viel Geld in erneuerbare Energien investiert wie in fossil-atomare.
Seit der Jahrtausendwende hat sich die Solarenergie global verhundertfacht und
die Windenergie verzehnfacht. Die Konsequenz: 2014 ging der Ausstoß
klimaschädlicher Treibhausgase erstmals seit Jahrzehnten leicht zurück trotz
steigender Wirtschaftskraft. Der Preis
für eine Kilowattstunde Solarstrom sank in Deutschland von 70 Cent im Jahr
2.000 auf etwa acht Cent heute, in sonnenreichen Ländern auf circa vier Cent
und weniger. Bis 2015 dürfte die Kilowattstunde Solarstrom in Deutschland noch
etwa vier und im Süden etwa zwei Cent kosten – prognostiziert das
Fraunhofer-Institut. Deshalb
ziehen immer mehr Investoren ihr Geld aus fossilen und atomaren Anlagen zurück
– wie zum Beispiel der weltgrößte staatliche Vermögensfonds in Norwegen von Kohleinvestitionen.
Die Menschen
wollen die Energiewende – in Deutschland zu 72%. Diese positiven Entwicklungen
werden auch von der größten Volkswirtschaft der Welt vorangetrieben, von China.
Dort gab es 2014 sieben Prozent wirtschaftliches Wachstum, aber acht Prozent
weniger Treibhausgase als im Vorjahr.
In
Deutschland gab es im ersten Halbjahr 2015 eine Zunahme von Ökostrom von 28%
auf 32,5%. Im Wärmebereich werden allerdings erst elf Prozent erreicht und im
Verkehrssektor lediglich fünf Prozent. Dabei liefern die Biokraftstoffe den
größten Anteil.
Der 2. Juli
2015 war in Deutschland für die Energiewende ein historischer Tag. 75.000
Gläubiger der insolventen Windfirma
Prokon entschieden sich mit großer Mehrheit, dass die Firma als
Energiegenossenschaft weitergeführt wird. Die Alternative war ein Angebot des
Energiekonzerns EnBW, Prokon für 550 Millionen Euro zu übernehmen.
Die
Gläubiger sind für ihren Entschluss zu beglückwünschen, denn die Energiewende
kann nur von unten über dezentrale Strukturen funktionieren: über Genossenschaften,
über Stadtwerke, über den Mittelstand, über Handwerker, Bauern und
Hausbesitzer. Sie alle waren schon bisher die Träger und Treiber der
Energiewende und nicht die alten Großkonzerne, die vier
Energiebesatzungsmächte.
Die Energiewende
funktioniert, wenn sie in Bürgerhand ist. Zentrale Konzernstrukturen passen
einfach nicht zu einer dezentralen Versorgung. Viele kleine Davids haben am 2.
Juli 2015 wieder einmal einem Goliath das Fürchten gelehrt. Somit ist die
größte Energiegenossenschaft in Deutschland entstanden, wahrscheinlich sogar in
Europa. Auf
geistiger Ebene, wohl der entscheidenden, unterstützt sowohl der Papst in
seiner Enzyklika „Laudato si“ ohne Wenn und Aber die Energiewende und den
Klimaschutz ebenso wie auch der Dalai Lama in seinem soeben erschienen Buch
„Ethik ist wichtiger als Religion“, das er zusammen mit Franz Alt ich acht
Weltsprachen publizierte.
Ökostrom ist
kein Luxus mehr für wenige, sondern preisgünstige und umweltfreundliche Energie
für alle. In Indien und in Afrika werden bereits tausende Dörfer komplett mit
Ökoenergie versorgt. Die Energiewirtschaft befindet sich weltweit in der Phase
einer industriellen Revolution - von unten wie jede erfolgreiche Revolution.
Quelle FRANZ ALT / Bild Guntram Rehsche: Screenshot Solar Impulse vor der Landung auf Hawaii
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