Sonntag, 14. Juni 2015

Energiewende ist Sonnenwende


Die Energiewende hat längst eingesetzt. Das erkennt, wer offenen Auges durch das Land fährt – in der Schweiz vielleicht etwas weniger als in den umliegenden Nachbarstaaten, und paradoxerweise ausgerechnet im nördlichen. Paradox, weil Deutschland ja weiss Gott nicht so gute Voraussetzungen für die erneuerbaren Energien hat wie unser Land. Eine Betrachtung von Solarmedia-Autor Guntram Rehsche zur nahenden Sonnenwende.

Der Energiemix macht es aus – das zeigt ein Beispiel, das kürzlich (siehe Solarmedia vom 4.6.15) die Runde machte und das für die Schweiz in Erinnerung rief, dass wir eben doch kein rohstoffloses Land sind. Denn neben dem Wasser – das dank seiner Nutzung als Energiequelle zu einem der wichtigsten Faktoren hiesigen Wohlstands wurde – verfügt die Schweiz auch über Holz. Und dieses ist immer noch reichlich vorhanden, wird gemessen am nachhaltigen Potential nur rund zur Hälfte genutzt, und ist doch dank der Verwendung als Schnitzel oder Pellet auch eine hervorragende Wärmequelle. Vor allem dann, wenn das Holz in Kombination mit der unregelmässig anfallenden Solarwärme zum Einsatz gelangt.

Womit wir beim Kern der Sache sind respektive eben bei der Energiewende, die gerade hierzulande eine Sonnenwende sein wird. Die aktuelle Diskussion um Speichertechnologien, die immer einfacher und kostengünstiger zum Einsatz gelangen (die deutsche Solarwatt hat jetzt ein Tesla-ähnliches Modell angekündigt), zeigt auf, dass sich der Kreis zu schliessen beginnt. Vereinfacht ausgedrückt: In einem Gesamtenergiesystem, das nicht nur Strom, sondern auch Wärme produziert und Treibstoff für die vielfältigen Verkehrsbedürfnisse zur Verfügung stellt, wird die Sonne als Energiequelle absolut zentral. Und sie wird zusehends, ja in Riesenschritten, zu jener kostengünstigen Energiequelle, die uns eben wirklich keine Rechnung schickt und die gleichzeitig auf Zusehen endlos zur Verfügung steht.

Will heissen: Durch die Sonne gewonnener Strom und verfügbare Wärme können letztlich alle Energiebedürfnisse abdecken. Sie fällt zwar weiterhin unregelmässig und selbstredend in der Nacht gar nicht an – steht aber dank Speichermöglichkeiten, vor allem auch dezentral, zunehmend dauerhaft zur Verfügung. Der gewonnene Strom wird nicht nur wie die Elektrizität heute verwendet, sondern auch als Ausgangspunkt für die Erzeugung von Energie in Wärmepumpen und für die Elektromobilität – die bekanntlich in Form ders elektrifizierten öffentlichen Verkehrs eh schon lange im Einsatz steht, nun aber auch für den Privatverkehr (eben ist mir auf dem Weg zur Arbeit ein lautloses Elektro-Moped um die Ohren geflitzt).

Anders gesagt: Sonnenenergie ist künftig sowohl Strom- wie auch Wärmequelle und steht dank neuen Speichersystemen nahe beim Verbrauch in ausreichender Menge zur Verfügung. Oder – die Energiewende wird zur eigentlichen Sonnenwende. Dies um so mehr, als sie gerade in den armutsgeplagten Ländern des Südens besonders reichlich scheint und dort Ausgangspunkt einer netzunabhängigen breiten Energieversorgung werden kann – Entwicklungshilfe im besten Sinn.

© Solarmedia

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