Sonntag, 26. Juni 2011

Weltweit auf Vormarsch

Kein anderer Energiesektor wächst seit Ende der 1990er Jahre so stark wie die Erneuerbaren Energien. Greenpeace International hat die Entwicklung der globalen Energieversorgung seit 1970 untersucht und in einer Studie veröffentlicht. Den größten Schub an neuen Wind- und Solaranlagen gab es 2010, während neue AKW seit 2000 nur noch einen Marktanteil von zwei Prozent an der Gesamtenergieerzeugung haben.

Von den Kraftwerken, die in den letzten zehn Jahren weltweit ans Netz gegangen sind, sind 26 Prozent mit Erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Wasser) betriebene Anlagen. Neue Gaskraftwerke hatten in diesem Zeitraum einen Anteil von 42 Prozent, Kohlekraftwerke einen von 30 Prozent - die meisten wurden in China gebaut. Und auf dem letzten Platz liegen mit zwei Prozent Atomkraftwerke. "Wir sehen einen klaren Trend weg von Kohle- und Atomkraftwerken hin zu Erneuerbaren Energien", sagt Sven Teske, Energieexperte von Greenpeace International. "Es ist aber noch zu früh, den generellen Siegeszug der Erneuerbaren zu verkünden. Denn immer noch gehen neue Kohlekraftwerke - hauptsächlich in China - ans Netz, die über ihre Lebensdauer über 55 Milliarden Tonnen klimaschädliches CO2 in die Luft pusten werden." Doch auch in China tut sich was: 2010 wurde erstmals mehr Geld in Erneuerbare Energien investiert als in Kohlekraftwerke.

Besonders erstaunlich: Was die Atomkraft in zehn Jahren schafft, erledigen die Erneuerbaren in einem Jahr. Durch den Bau neuer Atomanlagen wurden von 2000 bis 2010 35.000 Megawatt Strom zusätzlich produziert - die Windanlagen-Industrie hat diese Strommenge allein in 2010 zusätzlich eingespeist. Weltweit produzieren alle AKW derzeit 374 Gigawatt Strom, die Windanlagen kommen auf 194 Gigawatt. Laut Teske wird sich das aber bald ändern: "Sollte der Markt für Windkraftanlagen weiterhin so stark wachsen wie in den letzten Jahren, dann wird im Jahr 2015 weltweit die gleiche Leistung installiert sein wie bei der Atomkraft."

Der wachsende Anteil der Erneuerbaren Energien, insbesondere Windkraft und Photovoltaik, ist hier auf Gesetze zurückzuführen, die den Ausbau der Erneuerbaren Energien fördern sollen. In Europa war 2010 das Rekordjahr für neue Anlagen. Bei Atom- und Kohlekraftwerken hingegen hat die Liberalisierung der Strommärkte dazu geführt, dass weniger neue Anlagen gebaut, sondern alte Kraftwerke weiter betrieben werden. Seit 2000 haben neue Atom- und Kohlekraftwerke deshalb nur noch einen Marktanteil von weniger als zehn Prozent. Am meisten wurde in neue Gaskraftwerke investiert.

"Zwar ist das zweistellige Wachstum in den vergangenen zehn Jahren bei den Erneuerbaren Energien sehr vielversprechend, doch wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen, ob die Welt zu 100 Prozent in diese Richtung gehen wird, sagt Teske. Vor allem in Nordamerika und Europa müssen alte Kohlekraftwerke abgeschaltet und durch Erneuerbare Energien ersetzt werden, um den CO2-Ausstoß umfassend zu reduzieren. Das ist dringend notwendig, um unser Klima zu retten." Damit sich in Deutschland bald noch mehr Windräder drehen, können Sie hier für einen schnellen Ausstieg aus der Atomkraft unterschreiben. Denn die Bundesregierung will noch elf weitere Jahre auf die Risikotechnologie Atomkraft setzen. Ihnen ist das zu lange?

Quelle: Greenpeace | Anja Franzenburg

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