Samstag, 21. Mai 2022

Zurück zur Vision

Am 21. Mai vor fünf Jahren hat die Schweizer Bevölkerung JA gesagt zur Energiestrategie 2050 und damit zur «Zeitenwende» in der Schweizer Energiepolitik. Die Schweizerische Energie-Stiftung SES kommt zu dieser Gelegenheit in einem White Paper zum Schluss: Auch wenn sämtliche Zwischenziele der Energiestrategie 2050 erreicht wurden, genügt deren aktuelle Ausgestaltung noch nicht den Ansprüchen an eine nachhaltige Energieversorgung. Vielmehr droht die ganzheitliche Perspektive, die an deren Ursprung stand, in der gegenwärtigen Debatte um die Zukunft der Energieversorgung abhanden zu kommen. Die SES ruft deshalb dazu auf, zur Vision zurückzukehren und den Weg hin zu einer nachhaltigen Energieversorgung zu beschleunigen.

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Positive erste Erfolgskontrolle… Eine erste Erfolgskontrolle des 2017 eingeleiteten ersten Massnahmenpakets der Energiestrategie 2050 zeigt: Die Ziele für das Jahr 2020 wurden allesamt erreicht: Rückgang des Energieverbrauchs um 12% (bei gleichzeitigem Bevölkerungswachstum von 20%) gegenüber dem Jahr 2000. Ausbau der erneuerbaren Energien um fast 5 Terawattstunden, wobei der Ausbau von Wind- und Wasserkraft sowie Geothermie unter den Erwartungen blieb, jener der Solarenergie dafür viel höher ausfiel. Dazu die Stilllegung eines ersten Schweizer Atomkraftwerks.

…aber noch weit vom Ziel entfernt! Ob diese Zielsetzungen zeitgemässen Ansprüchen an eine ganzheitlich nachhaltige Energieversorgung nach wie vor genügen, wird im White Paper kritisch hinterfragt. Dies umso mehr, als das zweite Massnahmenpaket mit einer Klima- und Energielenkungsabgabe bereits 2017 ersatzlos gestrichen wurde. Insbesondere beim Klimawandel aber auch bei der Versorgungssicherheit haben sich die Randbedingungen in den letzten fünf Jahren verändert und sprechen für einen viel rascheren Ausbau an erneuerbaren Energien im Inland. Dies sind aber nur die offensichtlichsten Veränderungen, die ihrerseits den umfassenden Blick auf weitere, bisher zu wenig adressierte Problemfelder einer ganzheitlichen Energieversorgungsvision zu verstellen drohen. Dazu gehört der Fokus auf den Gesamtenergiebedarf, inklusive Energieverbrauch im Ausland, ökologische Herausforderungen wie die Bedrohung der Artenvielfalt oder die Möglichkeit eines atomaren Unfalls sowie die gesellschaftliche Akzeptanz der Transformation.

Drei Handlungsstrategien als nächster Schritt können gemäss White Paper der SES dazu beitragen, mittelfristig gleich mehrere dieser «blinden Flecken» der aktuellen Energiestrategie 2050 anzugehen und zum visionären, ganzheitlichen Charakter der Ursprungsidee zurückzukehren:

  • Mit dem eingeleiteten Solarausbau durchstarten,
  • Instrumente implementieren, die den Ausstieg aus den fossilen und nuklearen Energiequellen adressieren, terminieren und sozial- und wirtschaftspolitisch abfedern, sowie
  • Anreize, die dazu beitragen, den Energieverbrauch strukturell zu vermindern, in die Politiken des Bundes und der Kantone betreffend Verkehr, Raum- und Ortsplanung, Wohnen, Konsum, usw. integrieren.

Die Dringlichkeit der diversen Herausforderungen spricht dafür, diese Handlungsfelder parallel anzugehen und die dafür nötigen Politiken rasch zu implementieren.

«Zurück zur Vision»: «Die Energiestrategie 2050 ist auf Kurs. Aber ihre Zielsetzungen waren bislang sehr bescheiden und wiesen grosse blinde Flecken auf», meint Studienautorin und SES-Co-Leiterin des Fachbereichs Klima und Erneuerbare Léonore Hälg. SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht blickt voraus: «Anstatt zu zaudern, sollten wir die Transformation beschleunigen und dabei die Perspektive wieder weiten: Wir müssen zurück zur Vision einer nachhaltigen Energieversorgung!»

Das White Paper «Fünf Jahre Ja zur Energiestrategie 2050» wurde am Donnerstag an der SES-Abendveranstaltung «Energieschub fürs Klima - Solaroffensive, und was es sonst noch braucht» exklusiv vorgestellt. An der anschliessenden Podiumsdiskussion mit SP-Nationalrätin und SES-Stiftungsratspräsidentin Nadine Masshardt, SVP-Nationalrätin Monika Rüegger, Mitte-Ständerat Oskar Reichmuth, ETH-Professor Tobias Schmidt und SES-Geschäftsleiter Nils Epprecht wurde der Stand der Umsetzung der Energiewende sowie die zukünftig notwendigen Massnahmen diskutiert. Auf den Punkt brachte es Mitte-Ständerat Oskar Reichmuth: «Die Energiestrategie ist nicht gescheitert. Die gesteckten Ziele wurden erreicht. Bislang wollten wir einfach noch nicht mehr.» Welche Massnahmen für das Erreichen der Klimaziele unter den heutigen Umständen nun nötig sind, wurde in der Folge angeregt und kontrovers diskutiert.

Quelle: Schweizerische Energie Stiftung

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1 Kommentar:

  1. Wir gehen steil auf eine Strommangellage zu und haben noch kein Rezept gefunden, eine solche abzuwenden. Schon werden Unternehmungen ermuntert, eine Selbstvorsorge (z.B. mit Diesel-Aggregaten) einzurichten. Egal, ob man irgendwelche Zwischenziele als erreicht bezeichnen will oder nicht, die ES 2050 scheitert. Sie ist schon jetzt zur Importstrategie verkommen... und jetzt fallen auch noch die Länder weg, die überhaupt noch auf längere Sicht Strom in die Schweiz exportieren könnten.

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