Die vergangenen Tage brachten gleich zweimal bemerkenswerte Inbetriebnahmen von dem, was neudeutsch Leuchttürme geheissen wird. In Zürich-Höngg wurde eine transparente Dachkonstruktion präsentiert für einen Kirchenvorplatz (siehe oben). In Basel war es der schlicht «Pavillon» geheissene Rundbau von Novartis für Kongresse und Ausstellungen (siehe unten). Und da beide echt eindrücklich, sollen für einmal vor allem die Bilder sprechen.
Sinnbildlich könnte man ja auch sagen resp. schreiben: Da hat je eine Kathedrale des Kapitals (oben zuerst) und eine des christlichen Gottes transparente Photovoltaik-(PV)-Konstruktionen zuhanden der Öffentlichkeit abgeliefert. Beide sind stets zugänglich, auch die Novartis-Baute auf dem sattsam bekannten Campus-Areal bei der Rosenbrücke in Basel.
Schon 1998 beschlossen, wurde in Zürich-Höngg eine der ersten PV-Anlagen der Stadt
für 250‘000 CHF gebaut, der Strom kam über die damals revolutionäre Solarstrombörse des EW der Stadt Zürich zum Verkauf (für über einen Franken pro Kilowattstunde). Wie der damalige Architekt und Initiator betont: «ein bestes Geschäft, erst letztes Jahr ausgelaufen - wobei die Module immer noch tadellos Solarstrom produzieren».
Die Energieprojekte rund um das Kirchenzentrum wurden im Laufe der Zeit ausgeweitet, immer und bis heute am Drücker erwähnter Beat Kämpfen, ein echter Alt-Höngger (wie der Autor dieser Zeilen übrigens auch). Nur so viel dämmen wie nötig bei den Umbauten, aber das richtig. Ein Erdsondenfeld, zu kompensieren mit Sonnenkollektoren, die neben den Solarstrommodulen auch noch Platz fanden. Und jetzt vor allem auch fürs Auge die Überdachung des Kirchenplatzes - klein, fein, transparent - schon fast eine kirchliche Botschaft.
Die organischen Solarmodule des Herstellers Asca aus dem fränkischen Kitzingen liefern dabei für die Medienfassade die Energie. Der Vorteil ist – neben der Semitransparenz –, dass sie in verschiedenen Formen hergestellt werden können, biegsam und vor allem sehr lichtempfindlich sind. Dadurch liefern sie auch Strom, wenn sie nicht ideal zur Sonnen ausgerichtet sind. Dadurch passen sie perfekt nicht nur in die kreisrunde Fassade des Novartis Pavillons. Sie können auch in der Dämmerung noch genügend Energie liefern, um die Medienfassade zu betreiben. Die Energie reicht auch aus, die Fassade bis zu zwei Stunden lang nach Sonnenuntergang mit Kunstanimationen zu illuminieren. Diese Animationen wurden von internationalen Künstlern Daniel Canogar, Esther Hunziker und Semiconductor erstellt und laufen immer abwechselnd. Kuratiert wurden sie vom Haus der Elektronischen Künste (HEK) in Basel.
Quelle zu Novartis: photovoltaik.eu
Ja, eindrückliche Bauten, das stimmt. Sehen auch toll aus. Aber Leuchttürme sind es nur, wenn auch der ERoEI stimmt. Sollte dem nicht so sein, dann sind es Energie- und Geldsenken. Und nie vergessen: Nicht das Geld für sich ist relevant, sondern der dahinter steckende Ressourcenverzehr.
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