Vor einem Jahr flog ein deutscher Kopilot sein
Flugzeug mit 150 Insassen bewusst in eine Alpenschlucht. Nur wenige
Kilometer entfernt laufen drei französische Atomkraftwerke. Was wäre
gewesen, wenn er den Flieger in eines dieser drei AKW gesteuert hätte?
Europa würde heute anders aussehen. Ein Gastkommentar von Franz Alt.
In Frankreich laufen noch immer 58 AKW und in Deutschland neun. In diesen Tagen
des Terroranschlags in Brüssel stellt sich die Frage eines Anschlags auf ein AKW
ganz neu und dringlich. Belgiens sieben Atomkraftwerke gelten schon lange als
Sicherheitsrisiko. Französische
und belgische Zeitungen berichten, dass die AKW Doel und Tihange als
Anschlagsziele schon länger von Terroristen ins Visier genommen wurden. Im
Radius von 75 Km des AKW Doel leben rund neun Millionen Menschen. Im Oktober
2014 entdeckten belgische Behörden, dass ein Dschihadist von 2009 bis 2012 im
Hochsicherheitstrakt von Doel gearbeitet hatte. Der Mann hieß Ilyass Banghalab,
stammte aus Marokko und war Mitglied einer islamistischen Gruppe, die aus
Belgien einen islamischen Gottesstaat machen wollte. Der Mann war auch Mitglied
des „Islamischen Staats“, IS.
Natürlich
lebt der Terrorist, der einen
solchen Anschlag plant, schon lange mitten unter uns. Wer das nicht erkennt, lebt
im Reich der Illusionen, aber nicht auf dieser Erde. Zudem besteht berechtigte
Angst vor einer IS-Atombombe.
„Die
Herstellung eines atomaren Sprengsatzes ist kein Problem“, sagt der Energie-
und Atompolitikberater Mycle Schneider der TAZ. In den USA haben zwei Studenten
über öffentlich zugängliche Literatur in eineinhalb Jahren ein
Atombomben-Konzept gebastelt. Wir haben bisher nur Glück gehabt, meint
Schneider: „Man muss befürchten, dass es Terrorattacken auf Atomanlagen geben
wird, die zur Freisetzung großer Mengen Radioaktivität führen könnten“.
Schon bisher
gab es Vorfälle der verschiedensten Art, die Anlass zur Sorge geben. Am 11.
September 2001 ist eines der Flugzeuge in Pennsylvania abgestürzt, das
vermutlich auf ein US-AKW angesetzt war.
2015 sind
über allen französischen AKW Drohnen gesichtet worden – ein Vorfall, der bis
heute nicht aufgeklärt ist. Die TAZ fragte den Atomfachmann auch, wie schwer es
sei, ein Atomkraftwerk so zu sabotieren, dass es zu einem GAU kommt. Schneider:
„Ich sage es nicht gern, aber technisch ist das nicht sehr schwer“.
Je rascher
sich die Menschheit von der Atomenergie verabschiedet, desto sicherer wird die
Welt.
SPIEGEL ONLINE: Terror in Belgien: Verdächtiges Personal im Atomkraftwerk. Nach
den Brüsseler Anschlägen haben Betreiber externe Mitarbeiter aus
Belgiens Atommeilern verbannt. Schon einmal hat ein Dschihadist über ein
Subunternehmen einen Job in einem belgischen AKW bekommen.
Quelle: Franz Alt / sonnenseite.com
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