Dienstag, 22. März 2016

Meyer Burger bleibt auf Verlust sitzen

Der grösste Schweizer Solarkonzern, die Meyer Burger Technology AG erreichte im Berichtsjahr 2015 einen deutlichen Anstieg beim Auftragseingang. Dieser erhöhte sich im Vorjahresvergleich zu konstanten Wechselkursen um 40.4% auf CHF 418.9 Mio. Der Nettoumsatz belief sich auf CHF 323.6 Mio., was zu konstanten Wechselkursen einer Steigerung von 8.3% entspricht.

Im 2015 lagen die operativen Betriebskosten wie geplant deutlich tiefer als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis EBITDA belief sich auf CHF -55.9 Mio. (Vorjahr CHF -95.6 Mio.). Das EBITDA war indes belastet durch die erwähnten Umsatzverzögerungen und einmalige Sondereffekte durch den Verkauf der Tochtergesellschaften Roth & Rau Ortner. Der operative Cashflow belief sich auf CHF -51.9 Mio. und hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund CHF 101 Mio. verbessert. Mit den im Vorjahr 2014 und im Berichtsjahr 2015 vorgenommenen Kostensenkungsmassnahmen ist die Basis gelegt, um bei einer Umsatzgrösse von CHF 400 Mio. auf Stufe EBITDA ein Break-even Resultat zu erreichen.     

Auftragseingang und Auftragsbestand: Im Berichtsjahr 2015 hat sich die Markteinschätzung von Meyer Burger bestätigt, dass aufgrund des zunehmenden Bedarfs an erneuerbaren Energien, diverse Solarzell- und Modulhersteller ihre bestehenden Produktionslinien erneuern bzw. upgraden oder sogar neue Produktionskapazitäten aufbauen werden. Mehrere der Tier 1 und 2 Hersteller haben signalisiert, dass ihre Produktionskapazitäten im 2015 wieder voll ausgelastet waren. Dies nach beinahe vier Jahren von zum Teil massiven Überkapazitäten auf Seiten dieser Hersteller. Die veränderte Situation schlug sich entsprechend im Auftragseingang der Meyer Burger Gruppe nieder.

Das Volumen an neu erteilten Aufträgen stieg im Vergleich zum Vorjahr zu konstanten Wechselkursen um 40.4% (in CHF +28.5%) auf CHF 418.9 Mio. (Vorjahr CHF 326.0 Mio.). Im Segment Photovoltaik konnten verschiedene grössere Aufträge in einem Gesamtwert von rund CHF 142 Mio. (Vorjahr CHF 42 Mio.) gewonnen werden. Dies waren insbesondere Aufträge für MB PERC-Technologie MAiA 2.1, Heterojunction Zellbeschichtungsequipment sowie für Wafer- und Modulmesstechnologien. Im Bereich Specialised Technologies gelang es ebenfalls, die erwarteten Auftragseingänge zu realisieren.

Der Auftragsbestand per 31. Dezember 2015 lag 35.5% über dem Vorjahreswert und erreichte CHF 257.5 Mio. (31.12.2014 CHF 190.1 Mio.), was eine gute Ausgangsbasis für das angelaufene Berichtsjahr 2016 bildet. Die Book-to-Bill Ratio lag bei 1.29 (Vorjahr 1.03).  

Mit der unter Gläubigerschutz stehenden GT Advanced Technologies Inc. („GTAT“) konnte im ersten Halbjahr 2015 ein Vergleich erzielt werden. Die daraus resultierende, unbesicherte Forderung gegenüber GTAT wurde zu einem reduzierten Preis an Citigroup Financial Products Inc. abgetreten, um für Meyer Burger weitere Rechtskosten und Inkasso-Risiken der Forderung an GTAT zu reduzieren. Insgesamt erhielt Meyer Burger für die unbesicherte Forderung flüssige Mittel in Höhe von USD 13.9 Mio. Für das Berichtsjahr 2015 ergeben sich infolge des Settlements und der bereits im Jahr 2014 erfolgten Wertberichtigungen aus diesem Sachverhalt ein Umsatzanteil von CHF 10.4 Mio. sowie ein Buchgewinn von CHF 5.7 Mio.

Nettoumsatz: Der Nettoumsatz stieg zu konstanten Wechselkursen um 8.3% (in CHF +2.4%) auf CHF 323.6 Mio. (Vorjahr CHF 315.8 Mio.). Infolge von Projektverzögerungen bei einzelnen grösseren Kundenprojekten verschoben sich die finalen Abnahmen durch Kunden für eine gewisse Anzahl an Anlagen und Systemen ins Jahr 2016. Insgesamt war davon ein für 2015 geplantes Umsatzvolumen von rund CHF 40 Mio. betroffen. Die entsprechenden Umsätze und Gewinnbeiträge aus diesen verzögerten Auftragsabnahmen werden jedoch im Verlauf von 2016 realisiert.

Profitabilität: Die Betriebsleistung nach Materialaufwand und Vorleistungen belief sich auf CHF 154.2 Mio. (Vorjahr CHF 133.5 Mio.). Die Betriebsleistungsmarge erhöhte sich im Berichtsjahr 2015 um 5.4 Prozentpunkte auf 47.7% (Vorjahr 42.3%). Damit konnte im 2015 wieder eine Bruttomarge im Rahmen der Erwartungen erzielt werden. Die normalisierten Betriebsleistungsmargen lagen im Berichtsjahr 2015 bei rund 49% und im Vorjahr bei rund 50%.

Die bereits im Jahr 2014 vorgenommenen Massnahmen zur Reduktion der operativen Kosten zeigten ihre erwartete Wirkung. Der Personalaufwand lag um CHF 25.4 Mio. bzw. 14% tiefer als im Vorjahr und betrug insgesamt CHF 154.8 Mio. (Vorjahr CHF 180.2 Mio.). Die Ende Juli 2015 angekündigten Restrukturierungsmassnahmen bei Diamond Materials Tech Inc. („DMT“) in Colorado Springs haben zu einem weiteren Personalabbau an diesem Standort geführt. Gegenüber dem Stand zu Jahresbeginn 2015 sinkt die operative Kostenbasis ab dem Geschäftsjahr 2016 durch diese und bereits früher getroffene Massnahmen in Colorado Springs um insgesamt über USD 6 Mio.
  
AUSBLICK: Die Solarenergie wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten global einen immer wichtigeren Platz in der gesamten zukünftigen Energieversorgung einnehmen. Schätzungen der IEA (International Energy Agency) mit erwarteten 4‘500 GW an installierter PV-Basis bei Endkunden im Jahr 2050 verdeutlichen das hohe Wachstumspotenzial gegenüber den aktuell per Jahresende 2015 rund 225 GW an installierter PV-Basis bzw. erwarteten 550-600 GW im Jahr 2020. 

Dieses hohe Wachstum an end-installierter PV-Basis bedeutet für die Kunden von Meyer Burger, dass sie neue Investitionen tätigen müssen, um mit den Technologiefortschritten bei der Zell- und Moduleffizienz und dem hohen Marktwachstum mitzuhalten. Im Berichtsjahr 2015 hat sich die Verschiebung der Nachfrage im Upgrade-Geschäft von Standardzelltechnologien hin zu hocheffizienten Zelltechnologien wie PERC sowie von Slurry-basierten hin zu Diamantdraht-basierten Sägetechnologien bestätigt. Meyer Burger geht davon aus, dass in den kommenden zwei bis drei Jahren auch vermehrt im Replacement-Geschäft ein klarer Trend von Slurry- hin zu Diamantdraht-basierten Sägen eintreten wird. Mit ihrem breit aufgestellten Produkt- und Lösungsportfolio adressiert Meyer Burger über einen Zeitabschnitt der nächsten fünf Jahre betrachtet (2016 bis 2020) einen Gesamtmarkt von rund CHF 18-20 Mia. 

Im laufenden Geschäftsjahr 2016 hat sich Meyer Burger ein solides Umsatzwachstum und das Erreichen der Break-even Schwelle auf Stufe EBITDA zum Ziel gesetzt. Das Langfristziel der Roadmap 2020/21 mit einer Umsatz-Grössenordnung von rund CHF 1.3 Mia. und einer EBITDA-Marge von zwischen 13% bis 15% erscheint aus heutiger Sicht sicherlich sehr ambitiös. Es zeigt aber grob den langfristigen Wachstumstrend auf, den die Meyer Burger Gruppe in den kommenden Jahren beschreiten will – und die Chancen, die sich dem Technologieunternehmen bieten.

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