Immer wieder befragt das Universitätsinstitut für das
Management Erneuerbarer Energien in St. Gallen die SchweizerInnen zu ihrer
Einstellung betreffs der wichtigsten Energiefragen. Wer sich die aktuellen
Ergebnisse vor Augen führt, dem wird eines klar: Das (deutlich ablehnende)
Resultat der Abstimmung zur Ablösung
der Mehrwert- durch eine Energiesteuer war kein Votum gegen die
Energiewende an sich. Denn gemäss der St. Galler Umfrage sprechen sich 71
Prozent der Schweizer Bevölkerung für einen Atomausstieg bis zum Jahr 2034 aus.
Auch eine deutliche Anzahl der Kantone befürwortet demnach einen so
terminierten Atomausstieg.
Eine ebenso grosse Zustimmung unter SchweizerInnen und
Schweizern findet im so genannten Transition Barometer die Aussage, dass die
solare Stromerzeugung bis in 20 Jahren Netzparität erreichen wird. Will heissen,
der auf dem eigenen Dach erzeugte Strom werde bis dann billiger sein aus der
aus dem Netz bezogene (der ja vor allem auch wegen der Netzgebühren zusätzliche
Kosten abdecken muss). Solche Zuversicht scheint – wie auch der Glaube an den
möglichen Atomausstieg – eine wichtige Voraussetzung, dass sich die
Energiewende auch verwirklichen lässt. Denn ohne die Bereitschaft der
Bevölkerung geht es nicht.
Einen zentralen Baustein für die Verwirklichung der
Energiewende sieht Professor Rolf Wüstenhagen, der Vorsteher des organisierenden
St. Galler Instituts, in der Verfügbarkeit geeigneter und günstiger
Speichermöglichkeiten. Da weist die Schweiz dank Speicherseen und
Pumpspeicherkraftwerken ja bereits gute Voraussetzungen auf. Mit der
Ankündigung der besonders günstigen Speicherbatterie von Tesla (siehe Solarmedia vom 1. Mai 2015) ist für Wüstenhagen jetzt quasi die
Killer-App vorhanden, die in Form der «Powerwall» geheissenen Speicher des
Elektroauto-Produzenten, das letzte notwendige Glied der Kette für eine
erfolgreiche Energiewende stellt.
Fünf zentrale Punkte sieht Wüstenhagen im übrigen für den
Erfolg als zentral: Demnach gilt es das noch immer offene Fenster nach der
Atomkatastrophe von Fukushima zu nutzen – wenn auch die Erinnerung daran
zunehmend zu verblassen droht. Sodann bietet die Ende Jahr bevorstehende
Klimakonferenz von Paris die Chance, die Klimakrise in den Griff zu bekommen.
Zuversichtlich stimme in diesem Zusammenhang, dass insbesondere in China und
auch in den USA die Einsicht in notwendige Schritte steige. Als dritten Punkt
führt Wüstenhagen an, dass neben Investitionen in Erneuerbare auch der aktive
Rückzug aus den fossilen Energien zwingend sei. Hier sei erinnert an den
norwegischen Staatsfonds, der sich nunmehr den Einrichtungen der Öl- und
Kohleförderung verweigert. Schliesslich gehe es nicht ohne politisch
prononcierte Führung – und eben nicht ohne breite Förderung der
Speichermöglichkeiten – für die Elektromobilität und die allgemeine
Verfügbarkeit der unregelmässigen Wind- und Sonnenenergie.
Doch ist die Energiewende längst keine reine Vision mehr,
sondern belegbare Wirklichkeit. In diesem Zusammenhang erinnerte James Watson,
Geschäftsleiter des europäischen Solarenergieverbands EPIA, daran, dass in der
EU bereits 3,3 Prozent des verbrauchten Stroms aus der solaren Erzeugung, also
der Photovoltaik stammen. Die Schweiz hinkt da mit rund 1,5 Prozent weiterhin
deutlich hintenher, obwohl in den letzten drei Jahren hierzulande viel erreicht
wurde. Und als Wermutstropfen mag
allenfalls gelten, dass der Zubau in Europa nunmehr weit hinter jenem in China,
Japan und den USA liegt (mit rund 12 resp. 10 und 8 Gigawatt Leistung
jährlich). Als bedeutsam für die Schweiz wiederum mag gelten, dass das
Aufkommen der E-Bikes ja eine Erfolgsgeschichte sondergleichen darstellt, ist
doch unterdessen jedes fünfte verkaufe Velo hierzulande ein elektrisch
unterstütztes. Und es war mit Joachim Masur einem Vertreter der
Versicherungswirtschaft überlassen daran zu erinnern, dass wir mit der
Elektrifizierung des öffentlichen Verkehrs ja längst eine überzeugende
Stromgeschichte geschrieben haben.
Schliesslich eine weitere Einsicht aus der eingangs
zitierten Umfrage: Viele SchweizerInnen wären gern bereit, in erneuerbare Energien
selbst zu investieren – etwa in Solarkraftwerke, die von den lokalen
Elektrizitätswerken erstellt würden. Das wäre dann auch der Königsweg hin zu
einer dezentralen Stromversorgung, bei der viele Einzelne im eigenen Lebensumfeld
für entsprechende Strukturen sorgen, sei es auf dem eigenen Hausdach oder halt
im erweiterten lokalen Umfeld, falls kein eigenes Dach zur Verfügung steht.
© Solarmedia
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Schön dass auch die Uni St. Gallen nun soweit ist und herausgefunden hat, dass die Zukunft "Solar" ist - willkommen im Club! Hoffentlich machts nichts, wenn der Solarstrom die "grid parity" bereits erreicht hat und wir nicht 20 Jahre warten müssen.
AntwortenLöschenDass wir auf die "Tesla"-Batterie als Killer App gewartet haben, ist mir neu. Also am PV-Labor der BFH-TI haben wir seit Jahren günstigere Methoden im Werkzeugkasten. Vorher laden wir z.B. noch die Batterien der E-Mobile - darf gerne auch ein Tesla sein.