Sonntag, 21. September 2025

Solar am Sonntag: Kipppunkte mal anders


 Solar plötzlich fast überall - ist‘s Ihnen auch schon aufgefallen? 
Hier ein Bauernhaus mitten in Weinbergen in Hallau, Kt. SH.

Ich wollte ja eigentlich keine Zeitschriften mehr kaufen, mir dieses Geld sparen. Aber gelegentlich sind selbst die zehn Franken für eine Nummer des Spiegel-Magazins ihr Geld wert. So jene mit einem Artikel in der letzten Ausgabe - über Kipppunkte beim Klima und in der Umwelt allgemein, die auch positiv sein können. Und zuvorderst steht dabei die Entwicklung der Photovoltaik respektive der Solarwirtschaft.

Ohne hier den Artikel umfassend wiederzugeben, hier die wichtigsten von vielen wichtigen Punkten: Ausgangspunkt der Überlegungen von Tim Lennon, der diese Kipp-Theorie in seinem neuesten Buch «Tipping Points - how to Fix the Climate Crisis» ist der Buchstabe S resp. die S-Kurve. Folgen wir der Kurve, so erkennen wir, dass sie zuerst nur ganz gemächlich ansteigt, plötzlich aber geht es steil bergan. Genau so haben sich immer wieder gesellschaftliche Veränderungen und vor allem solche wirtschaftlicher Art vollzogen. Lennon's Beispiele etwa: der Ausstieg Grossbritanniens aus der Kohle. Ja, sie haben richtig gelesen, das Land ist unglaublicherweise praktisch vollständig aus der Kohle-Energie ausgestiegen und hat sich damit eines der wesentlichen CO2 Probleme vom Hals geschafft. Das begann schon in den siebziger Jahren, vollzog sich dann während der Thatcher-Zeit gemächlich weiter und jetzt ist es plötzlich vollbracht.

Das Spezielle daran ist, dass Kipppunkte bislang in der Klima-Theorie für negative Entwicklungen stehen, also etwa für die Umkehrung des Golfstroms, die sich nur langsam vollzieht, aber dann plötzlich eines Tages mit aller Wucht über die Welt hereinbrechen könnte. Die Wissenschaft verdankt entsprechende Erkenntnisse unter anderem der Glaziologie, die es erlaubt, mit gefrorenem Eis Entwicklungen über Jahrtausende hinweg aufzuzeichnen.

Und kommen wir zu den erneuerbaren Energien: Der Autor dieses Blogs Solarmedia kann sich gut erinnern, wie er in den Nuller Jahren belächelt wurde, wenn er von der Ergiebigkeit der Photovoltaik erzählte. Selbst der Fachverband Swissolar glaubte damals nicht an eine grosse Verbreitung, vielmehr an einen Siegeszug der Solarthermie - also der Erwärmung von Flüssigkeit mit Solarwärme zur Energiegewinnung. Doch dann kam es ganz anders. Äusserer Anlass bildete das Jahr 2011. Die Reaktorkatastrophe in Japan ershcütterte die Welt - und plötzlich begann man sich Gedanken darüber zu machen, ob denn die solare Stromgewinnung nicht doch der Weg der Energiewende sein könnte - oder müsste. Als positiver Kipppunkt ist übrigens auch, trotz aktueller Probleme, die Elektromobilität anzuführen. Sie trat ihren Siegeszug im Verborgenen an im nördlichen Norwegen. Wer dort heute noch Verbrenner fährt, muss ich unterdessen fast schämen. Und dann der Siegeszug der Erneuerbaren in China, wörtlich der Spiegel dazu: Zwar baut es nach wie vor die Kohlekraft aus doch die Staatsführung hat die regenerativen Energien als Zukunftsmarkt erkannt. China investiert, aggressiv wie kaum ein anderes Land. Egal, ob Photovoltaik, Batterietechnik Windenergieturbinen oder grüner Wasserstoff: das Reich der Mitte erobert die Technologieführerschaft.» Der Kipppunkt, jenseits dessen es kein Zurück mehr gibt, sei bei der Anwendung der Solartechnologie bereits überschritten, sagt Lennon.

Voraussetzung dafür, dass sich eine neue Technologie durchsetzt, ist ihre Wirtschaftlichkeit! So, wie sich Photovoltaik in den letzten fünf bis zehn Jahren weltweit entwickelt hat, kann man nicht anders folgen, als dass Photovoltaik eben die wirtschaftlichste Quelle zur Energiegewinnung darstellt.

Klar, in allem Guten gibt es immer auch Wermutstropfen. Aktuell ist zu berichten vom endgültigen Aus für den einzigen verbliebenen Schweizer Solarkonzern Meyer Burger. Das ist tragisch für die  betroffenen Angestellten und auch für Regionen, die sich dank Meyer Burger einen Aufschwung erhofften. Aber die Gründe für das Scheitern sind eine andere Geschichte - und diese ändert nichts daran, dass der Kippunkt der Unumkehrbarkeit der solaren Energie-Erzeugung längst überwunden ist.
 
Copyright Text und Bild: Solarmedia / Guntram Rehsche 

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