Wärmespeicher sind Technologien, die eine zeitliche Entkopplung von Energieerzeugung und -verbrauch ermöglichen.
Eine neue Broschüre der deutschen Agentur für
Erneuerbare Energien (AEE) zum Thema „Großwärmespeicher: Ein zentraler
Baustein einer flexiblen Strom- und Wärmeversorgung“ gibt ab heute einen
Überblick, welche Bedeutung Wärmespeicher für das heutige und
zukünftige Energiesystem haben. „In einem Energiesystem, das mehr und
mehr auf Erneuerbare Energien setzt, wächst der Bedarf an
Wärmespeichern“, erklärt Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE. So
rechnet beispielsweise das Beratungsunternehmen Prognos damit, dass für
den flächendeckenden Einsatz von Wärmespeichersystemen allein im Bereich
der öffentlichen Fernwärmeversorgung ein Speichervolumen von insgesamt
1,4 bis 2,2 Millionen Kubikmetern benötigt wird.
Wärmespeicher können Wärme aufnehmen und
zu einem späteren Zeitpunkt wieder an Wärmeverbraucher abgeben. Dieses
Prinzip macht sich heute schon die bayerische Gemeinde Hallerndorf zu
Nutze: Sie hat 2016 einen Teil ihrer Wärmeversorgung auf Erneuerbare
Energien umgestellt und setzt auf eine Kombination von Holzenergie und
Solarthermie. Neben fünf Biomasseheizkesseln mit einer Leistung von 880
Kilowatt wurde auch eine 1.304 Quadratmeter große
Freiflächen-Solarthermieanlage installiert. Sie erzeugt dank der Kraft
der Sonne rund 600.000 Kilowattstunden Wärme im Jahr – vornehmlich im
Sommer und zur Mittagszeit. Die Erzeugungsanlagen ergänzt ein
Wärmespeicher mit einer Kapazität von 85 Kubikmetern „Der Wärmespeicher
ist ein unentbehrlicher Bestandteil des Wärmenetzes.
Denn immer, wenn die Produktion den
Bedarf übersteigt, wird Wärme zwischengespeichert“, erklärt Thilo
Jungkunz, Geschäftsbereichsleiter Dezentrale Energieversorgung beim
Energieversorger Naturstrom, der das Heizsystem in Hallerndorf errichtet
hat und es nun über eine Gesellschaft, an der das Unternehmen beteiligt
ist, betreibt. „Das ist vor allem in den Mittagsstunden der Fall, wenn
die Solarthermieanlage besonders viel Sonnenwärme produziert. Diese
Wärme wird in den Abend- oder Morgenstunden verbraucht.“ Aber auch im
Winter kommt der Speicher zum Einsatz und sorgt dafür, dass die
Biomasseheizkessel gleichmäßig gefahren werden können.
Renews Spezial „Großwärmespeicher: Ein zentraler Baustein einer flexiblen Strom- und Wärmeversorgung“ veröffentlicht
Über
die Bedeutung von Wärmespeichern für das Energiesystem informiert die
heute veröffentlichte 28-seitige Informationsbroschüre
„Großwärmespeicher: Ein zentraler Baustein einer flexiblen Strom- und
Wärmeversorgung“ aus der AEE-Publikationsreihe Renews Spezial. Sie
stellt die unterschiedlichen Bauarten und Anwendungsgebiete von
Wärmespeichern vor. Leser können sich über das Funktionsprinzip,
Bauweise und Dimensionierung verschiedener Speichertypen informieren.
Weiterhin werden drei Praxisbeispiele vorgestellt. Das Hintergrundpapier
beleuchtet ferner, dass Wärmespeicher auch eine Flexibilitätsoption für
den Stromsektor darstellen können. Wenn zukünftig Windenergieanlagen
und Photovoltaikanlagen mehr Strom erzeugen, als verbraucht wird, kann
dieser Ökostrom auch mittels „Power to heat“ in Wärme umgewandelt und
gespeichert werden. So können Wärmespeicher negative Regelleistung
bereitstellen und zur Netzstabilität beitragen.
Renews Kompakt „Erneuerbare
Energie für die Industrie: Prozesswärme aus Bioenergie sorgt für
Unabhängigkeit und Klimaschutz“ veröffentlicht
Gleichzeitig
veröffentlicht die Agentur für Erneuerbare Energien ein vierseitiges
Hintergrundpapier in der Reihe „Renews Kompakt“ zum Einsatz Erneuerbarer
Energien bei der Erzeugung von Prozesswärme. Diese hat einen Anteil von
65 Prozent des industriellen Endenergieverbrauches. Bisher werden
jedoch erst fünf Prozent der industriellen Prozesswärme aus Erneuerbaren
Energien zur Verfügung gestellt. Dementsprechend fällt die Klimabilanz
des Industriesektor aus: Er ist mit 181 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
Deutschlands zweitgrößter Treibhausgasemittent nach der
Energiewirtschaft. Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoß des
Industriesektors auf 140 bis 143 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente
sinken. Um dieses Klimaschutzziel zu erreichen, muss sich der Anteil
Erneuerbarer Energien im Industriesektor in den nächsten Jahren also
deutlich steigern. Das neue AEE-Hintergrundpapier informiert über die
Potenziale bei der Umstellung auf Erneuerbare Prozesswärme und
fokussiert auf die Nutzung von Bioenergie. Weiterhin beleuchtet es
Fördermöglichkeiten und stellt drei Praxisbeispiele vor.