Donnerstag, 7. November 2013

Heisses Wasser aus SG's Untergrund

Um das St. Galler Geothermie-Projekt herrscht wieder vorsichtiger Optimismus: Nach dem herben Rückschlag durch ein Erdbeben Mitte Juli konnte zuletzt bei Tests heisses Wasser gefördert werden. Zudem strömte Erdgas in unerwartet grosser Menge aus dem Bohrloch.

Der «Vater» des Geothermie-Projekts, Stadtrat Fredy Brunner, zeigte sich an einer Medienkonferenz auf dem Bohrplatz «ausserordentlich glücklich» über den jüngsten Verlauf der Arbeiten. Seit Beginn der Pumptests in über 4000 Metern Tiefe habe sich der Untergrund beruhigt. Weitere Beben blieben aus. Erste Erkenntnisse lassen auf einen «bedeutsamen Zufluss» von Heisswasser schliessen, wie Projektleiter Marco Huwiler erklärte. Die Temperatur in der Tiefe liege wie erwartet bei 140 bis 145 Grad. Ob ausreichend Wasser für ein Erdwärme-Kraftwerks fliesst, zeigen aber erst die Auswertungen der kommenden Monate.

Als Nebeneffekt wurde mit der Bohrung Methangas angezapft - in einer Reinheit von über 90 Prozent. «Uns hat es schon überrascht, wie viel Gas kommt», sagte Fredy Brunner. Mit dem Methan, das an einem Tag auf dem Bohrplatz abgefackelt wurde, hätte sich laut Brunner die ganze Stadt heizen lassen. Die Fachleute relativierten diese Aussage: Die Grösse und Ergiebigkeit des Gasreservoirs lasse sich noch nicht abschätzen. Dazu brauche es aufwendige Auswertungen. Im Sittertobel Gas zu fördern, sei nicht das Ziel, sagte auch Brunner. «Wir werden nicht zum Texas der Ostschweiz.»

Gegenwärtig laufen die letzten Arbeiten am Bohrloch. In den kommenden Wochen wird der 60 Meter hohe Bohrturm der deutschen Spezialfirma Itag abgebaut und abtransportiert. Das Bohrloch wird mit mehreren «Packern» (Verschlüssen) gesichert und bis Mitte 2014 stillgelegt. Wie es mit dem Projekt weiter geht, entscheiden die St. Galler Behörden im nächsten Jahr. Im Idealfall entsteht ein Geothermie-Kraftwerk, das Strom produzieren und Heizwärme für einen Teil der Häuser in der Stadt St. Gallen liefern wird. Zum 160-Millionen-Projekt gehört ein Ausbau des Fernwärmenetzes.

Die St. Galler Erdwärme-Pläne hatten am 20. Juli dieses Jahres einen starken Dämpfer erlitten: Die Arbeiten im Bohrloch lösten ein Erdbeben der Stärke 3,5 aus, das in der Region deutlich spürbar war. Die Arbeiten auf dem Bohrplatz mussten gestoppt werden. Dem Beben vorausgegangen war ein plötzlicher, starker Gasaustritt in der Tiefe: Um eine Explosion zu verhindern, pumpte die Bohrfirma grosse Mengen von Schlamm ins Loch. Die Folge war ein Druckanstieg in der Tiefe, der das Beben ausgelöst haben dürfte.

Quelle: Agenturen

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