Dienstag, 26. November 2013

EE-Total ist auch für Schweiz möglich

Die Schweiz kann bis zum Jahr 2050 98 Prozent ihres Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen (EE)  abdecken, in Polen sind es knapp 90 Prozent. Langfristig ist eine nachhaltige Energieversorgung beider Länder möglich. Dies zeigen Energieszenarien, die DLR-Forscher im Auftrag von Greenpeace erstellt haben. 


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Nach einem 2012 veröffentlichten globalen Energieszenario erstellt das DLR derzeit verschiedene Länderstudien, die aufzeigen, wie eine nachhaltige Energieversorgung auf nationaler Ebene möglich ist und der CO2-Ausstoß dabei drastisch gesenkt werden kann. Die Szenarien zeigen Entwicklungspfade auf, wie die Energieversorgung in einzelnen Ländern mit den dort vorhandenen Ressourcen nachhaltig gestaltet werden kann. "Wir berechnen dabei, mit welchen Investitionen ein Umstieg auf erneuerbare Energien gelingen kann und welche Kosten und Einsparungen dabei auf die Volkswirtschaft zukommen", beschreibt Thomas Pregger, Projektleiter beim DLR-Institut für Technische Thermodynamik die Arbeit der Systemanalyse. Die Studien zeigen zudem auf, welches Potential zur Steigerung der Energieeffizienz in den jeweiligen Ländern steckt.

"Die Länderszenarien bieten eine gute Möglichkeit, den nationalen Entscheidern zu verdeutlichen, dass eine nachhaltige Energieversorgung nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll ist", sagt Sven Teske von Greenpeace International. "Auch in Ländern wie Polen, dessen Energieversorgung bisher sehr von fossilen Energiequellen abhängt, ist das möglich." Neben dem DLR arbeitet Greenpeace in den Ländern jeweils mit nationalen Experten für Erneuerbare Energien zusammen.

Für die Schweiz sieht das DLR einen natur- und landschaftsnahen Mix aus Erneuerbaren Energien als viel versprechenden Weg. Schon heute - dank der reichlich vorhandenen Wasserkraft - versorgt sich die Schweiz zu knapp 57 Prozent mit Strom aus Erneuerbaren Energien. Bis zum Jahr 2050 kann dieser Anteil, so das Greenpeace-Szenario der DLR-Systemanalyse bei 98 Prozent liegen. Dies gelingt durch einen schnellen Ausbau der Photovoltaik und einen maßvollen, natur- und landschaftsnahen  Ausbau von Windkraft, Geothermie, Wasserkraft und Biomasse. Zudem sieht das Szenario einen begrenzten Import von Windstrom aus dem Norden und Solarstrom aus dem Süden vor. Ein Ausstieg der Schweiz aus der Kernkraft ist für das Jahr 2025 vorgesehen.

In dem Szenario wurde die Stromversorgung in der Schweiz stundengenau simuliert. Dabei zeigt sich, dass tagsüber, während der Sommermonate durch den großen Anteil an PV-Anlagen ein Überschuss an Strom vorhanden sein wird. Kapazitäten von Pumpspeicherkraftwerken sind in der Schweiz zwar reichlich vorhanden, aber nicht ausreichend, um diesen Überschuss aufzunehmen. Ein Teil des Stromüberschusses kann in die Nachbarländer der Schweiz exportiert werden, ein Teil lässt sich durch Lastmanagement in Bedarfszeiten verlagern. "In Überschusszeiten kann der Strom verstärkt zum Aufladen von Elektroautos und die für Wärmeerzeugung verwendet werden", erläutert Thomas Pregger. "Aus erneuerbarem Strom können zudem synthetische Energieträger wie Wasserstoff hergestellt werden, die im Verkehr und in der Industrie fossile Energieträger ersetzen können. So können Überschüsse nicht nur vom Tag in die Nacht, sondern vom Sommer in den Winter übertragen werden."

Auch die Wärmeversorgung, die heute zu knapp 75 Prozent auf fossilen Energien beruht, muss für das Erreichen der Klimaziele umgebaut werden. Erneuerbare Energien decken heute rund 21 Prozent des Wärmebedarfs in der Schweiz, wobei heimisches Holz den größten Beitrag leistet. Das Szenario sieht vor, den Wärmebedarf stark zu verringern. Durch eine verstärkte Nutzung von Erdwärme und Solarthermie kann die Wärmeversorgung im Jahr 2035 zu 66 Prozent und 2050 bereits zu 97 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen abgedeckt werden.

Bei Aufbau einer nachhaltigen Energieversorgung muss auch der Verkehr miteinbezogen werden. Das Szenario sieht vor, den öffentlichen Verkehr auszubauen, der Individualverkehr wird aber weiter die größte Rolle spielen. Bis 2050 kann Strom mit 54 Prozent zur wichtigsten Energiequelle im Verkehr werden. Der Stromverbrauch des Verkehrs wächst dadurch im Energie[R]evolution-Szenario von heute elf auf rund 54 Petajoule pro Jahr, was im Jahr 2050 rund 25 Prozent des Strombedarfs entspricht. Was sich auf dem Verkehrssektor ändert, ist der Mix an Straßenfahrzeugen: Ergänzend zu Fahrzeugen mit Elektroantrieb werden Benzin und Diesel durch Biogas, flüssige Biokraftstoffe und synthetische erneuerbare Kraftstoffe wie Wasserstoff ersetzt. Durch den Umbau der Fahrzeugflotten sinkt der Endenergieverbrauch des Verkehrs dramatisch um etwa 60 Prozent gegenüber heute.

Quelle: DLR

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