Nicht zum ersten Mal künden die
CH-Grossbanken sagenhafte Entwicklungen im Bereich der Erneuerbaren Energien
an (siehe etwa Solarmedia 4.März 2016 > hier). Auch dieses Mal ist es wieder so, dass sie es fernab ihres
Konzernsitzes tun (meist in den USA), aber sie tun es! Die Credit Suisse sagt schon für das Jahr
2025 einen Solarstrompreis von unter einem US-Dollar-Cent voraus. Das zwar nur für
die USA, weil dort eine veränderte Steuerpraxis die Erneuerbaren zusätzlich
begünstigt. Es braucht wenig Phantasie, solche Entwicklungen auch für Europa vorherzusehen.
Der entsprechende Bericht stammt von cleantechnica.com, einer
Energie-Website, die wiederum auf die grosse New Yorker Zeitschrift The
Atlantic verweist. Einer deren Redaktoren soll Zugriff auf die Studie haben – Solarmedia hat ihn, vorderhand zumindest noch nicht, auf ähnliche Entwicklungen aber schon anfangs Oktober hingewiesen - siehe Solarmedia vom 6.Oktober 2022. Trotzdem sei hier wiedergegeben,
was offenbar fast die ganze Energiewelt in den USA in Aufregung versetzt.
Ausgangspunkt ist die Inflation Reduction Act (IRA), ein Programm der
US-Regierung zur Stützung der Wirtschaft im allgemeinen sowie der
Energieerzeuger im besonderen. Im Zentrum stehen Steuererleichterungen für die
Wirtschaft in einem Ausmass, das bei Zustimmung zu IRA offenbar in seinen weit
reichenden Auswirkungen und Kosten nicht überall klar war – die Rede ist von insgesamt
1700 Milliarden US-Dollar in den kommenden zehn Jahren, die initierten
privatwirtschaftlichen Investitionen in der Energiewirtschaft allerdings
inbegriffen. Diesen Weg vorausgesetzt, wird der US-Energiewirtschaft eine
weltweite Führungsrolle nicht nur in der Wind- und Solarerzeugung, sondern auch
in vielen anderen neuen Bereichen der Energiewirtschaft vorausgesagt – so etwa
bei der Erzeugung von Wasserstoff, bei der Energiespeicherung und der
Abschneidung des Treibhausgases CO2. Die Führungsrolle bei der fossilen
Gasproduktion liegt ja schon seit längerem bei den USA. Schlüsselelement der
Entwicklung dürfte aber ein Preis einer Kilowattstunde Wind- oder Solarstrom
sein, der unter die magische Grenze von einem Cent fällt.
Tricky bei der ganzen Angelegenheit ist auch, dass die
CS-Studienverfasser eine solche Entwicklung durch einen allfälligen Wahltriumpf
der Republikaner in den anstehenden Kongresswahlen keinesfalls bedroht sehen –
denn der wirtschaftliche Aufschwung stehe insbesondere in deren Stammlanden an,
wogegen sich selbst die Republikaner nicht wehren dürften. Beispiel eines
solchen Staates ist wohl etwa Texas....
Abgerundet werden
die Ausführungen durch den Einsicht nehmenden Reporter von The Atlantic (Robinson
Meyer) mit eigenen Thesen zur Entwicklung der US-Energiewirtschaft (also nicht
gemäss Credit-Suisse-Bericht), wonach:
1.
in den
nächsten Jahren die Anzahl der in der Klimaindustrie beschäftigten
Arbeitnehmer*innen explodieren wird,
2.
alle
verfügbaren Kräfte sich hinter diese Entwicklung stellen müssen, da sie
schwierig genug sei,
3.
um mit
dieser wegweisenden Aussage als Originalzitat zu enden: «“The fight against
climate change is going to change more in the next four years than it has in
the past 40. The great story of our lives is just beginning. Welcome aboard,”
he concludes.» (Der Kampf gegen den Klimawandel wird sich in den nächsten vier
Jahren , stärker verändern als in den zurückliegenden 40 Jahren. Die grosse
Geschichte unseres Lebens beginnt gerade erst, willkommen an Bord.)
Seitens Solarmedia
lässt sich nur anfügen: Willkommen in der Solarwirtschaft – so denn die Weichen
richtig und ähnlich wie in den USA gestellt werden (siehe auch Solarmedia vom 6.Oktober 2022 > hier). Klar scheint dieser Weg derzeit auch unwahrscheinlich, doch Meyer sieht
Länderbeispiele in Europa, die diesen auch bereits einschlagen wie etwa Estland
– sowie die um sich greifende Erkenntnis, dass es auf dem alten Kontinent
schlicht und einfach an den Erzeugungskapazitäten für Erneuerbare fehlt, was
aber nicht so bleiben muss.
Quelle: https://cleantechnica.com/2022/10/15/credit-suisse-predicts-renewable-energy-that-is-too-cheap-to-meter-by-2025/