Am Donnerstag zeichnete die Agentur für Erneuerbare Energien die
niedersächsische Gemeinde Borkum für ihr Engagement als Energie-Kommune
des Monats aus. „Die Nordseeinsel Borkum ist ein Testfeld für innovative
Energiespeicher unter realen Bedingungen“, erklärt Nils Boenigk,
stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien.
„Bürgerinnen und Bürger sowie die Stadtwerke erproben zusammen mit
Partnern eines europäischen Projektes moderne Speicher und
Energiemanagementsysteme, weil diese Technologien für die vollständige
Versorgung mit Erneuerbaren Energien notwendig werden.“
Die Nordseeinsel Borkum ist ein ideales Testlabor für die Energiewende:
Hier leben rund 5.200 Menschen, die Sonneneinstrahlung ist mit
durchschnittlich 2.000 Sonnenstunden im Jahr eine der höchsten
Deutschlands und Borkum bildet als eine komplett vom Meer umgebene Insel
ein abgeschlossenes System mit vereinfachten Messbedingungen. Sie ist
ein sehr geeigneter Standort für die Erprobung von Energiespeichern und
Energiemanagementsystemen, also genau jenen Technologien, die in Zukunft
für die Energiewende notwendig werden, wenn die wetterabhängige Wind-
und Solarstromerzeugung zunehmen wird.
Der Test unter Realbedingungen läuft seit 2015 im Rahmen des von der
Europäischen Kommission geförderten Projektes „NETfficient“. Dabei sind
die Borkumer Stadtwerke einer von dreizehn Partnern aus
Forschungseinrichtungen und Unternehmen aus sieben europäischen Ländern.
Sie haben das Ziel, auf Borkum bis Ende 2018 eine intelligente
Energiespeicherung zu entwickeln, die eine 100-prozentige Versorgung mit
regenerativen Energien ermöglicht. Dafür haben sie auf der Insel
Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 279 Kilowatt, sowie
Prototypen dezentraler Energiespeicher mit einer Gesamtkapazität von 580
Kilowattstunden sowie Energiemanagementsoftware und Smart Meter
installiert. Auch an das Mittelspannungsnetz wurde ein moderner
Energiespeicher mit einer Leistung von 1.000 Kilowatt und einer
Kapazität von 500 Kilowattstunden angeschlossen. „Dass die
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hier vor Ort Prototypen für
Energiewende-Technologien unter realen Bedingungen testen, ist ein
wichtiger Meilenstein unserer Bemühungen, als Gemeinde bis 2030
klimaneutral zu werden“, bewertet Bürgermeister Georg Lübben das
Projekt.
Durch das Verbinden von Erzeugungsanlagen und Speichern über das
Energiemanagementsystem entsteht ein sogenanntes Virtuelles Kraftwerk:
So gelingt es, die wetterabhängige Solarstromerzeugung mit dem Verbrauch
zeitlich in Einklang zu bringen. Die Kombination von
Energie-Managementsystemen und installierter Speicherkapazität kann
Spitzlasten ausgleichen und regenerativ erzeugte Energie dann zur
Verfügung stellen, wenn sie benötigt wird. Dadurch wird die Netzleistung
und -stabilität deutlich verbessert und nachhaltige Energie zu jeder
Zeit verfügbar.
Bis Ende 2018 läuft das Projekt noch. Dann werten die Projektpartner die
Ergebnisse aus. Wichtig ist ihnen, herauszufinden, wie wirtschaftlich
das Virtuelle Kraftwerk betrieben werden kann und ob ein solches System
auch skalierbar, also auch auf andere Regionen in größerem oder
kleineren Maßstab angewendet werden kann. „Die Entwicklung eines
Virtuellen Kraftwerks auf Borkum ist ein weitreichender Schritt auf dem
Weg hin zu einem zukunftsfesten und klimaschonenden Energiesystem“,
beschreibt Olaf Look von den Stadtwerken die Bedeutung des Projektes.
„Kann zum Projektende die Wirtschaftlichkeit des
Systems für Energiemanagement bewiesen werden, dann ist es kein weiter Weg
mehr um für Borkum die Energiewende wahr werden zu lassen.“
Ein ausführliches Portrait der Gemeinde Borkum ist nachzulesen unter http://www.kommunal-erneuerbar.de/energie-kommunen/energie-kommunen/borkum.html
Quelle: unendlich-viel-energie.de