Mit etwas Abstand zur Abstimmung über die Energiestrategie lässt
sich zwei Wochen danach feststellen: Die Gewinnerin ist eindeutig die Sonnen- und
verloren hat die Atomenergie. Dass nunmehr die Nutzung der Sonnenenergie als
zentrale Energiequelle für die Schweiz auch politisch anerkannt ist, wird
untermauert durch neue Fakten zu deren Ergiebigkeit – und die unlängst
durchlebte intensive Schönwetter- und Sonnenscheinzeit. Nötig ist eine verbesserte statistische Solarberichterstattung für die Schweiz.
Stets aktuell zeigt die Infotafel den (im Mai besonders hohen) Solarertrag der PV-Anlage Grünmatt in ZH-Friesenberg Vergrössern mit Klick auf Bild! |
Die letzten Tage des
Monats Mai haben uns eine selten intensive und länger andauernde
Sonnenbestrahlung beschwert. So als ob die Sonne Merci sagte für das in sie
gesetzte Vertrauen. Auch wenn an Pfingsten der Segen vorderhand ein Ende zu
haben scheint. Aber der Mai war effektiv sehr ertragreich, was Meldungen aus
Deutschland belegen (gemäss Übertragungsnetzbetreibern): Die Solarenergie hat mit insgesamt 5,1 Mrd. kWh etwa gleich viel
Strom wie die Windenergie erzeugt. Gegenüber dem Vormonat April legte die
Solarstromerzeugung jahreszeitenüblich deutlich zu (3,9 Mrd. kWh).
Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat steigt die Solarstromeinspeisung leicht um
8 Prozent (4,7 Mrd. kWh).
Was auch der
individuelle Ertrag etwa der Solaranlage Grünmatt in Zürich-Friesenberg (siehe
Bild) bestätigt. Die genossenschaftliche PV-Einrichtung, die nun ins vierte
Jahr ihrer vollen Funktion geht, wies bei einer Kapazität von 467 Kilowatt Peak
einen Monatsertrag von rund 60'000 Kilowattstunden auf. Leider verfügt die
Schweiz noch nicht über eine aktuelle Aufzeichnung der Solarerträge für das
ganze Land. Ein Manko, das angesichts der wachsenden Bedeutung des Stromertrags
aus solarer Herkunft (ganzjährig bereits drei Prozent und bei
Spitzensonnenschein rund einen Drittel) behoben werden sollte.
Das drängt sich um
so mehr auf, als unterdessen auch belegt ist, dass das Potential der hiesigen
Solarstromerzeugung weit höher liegt als bisher angenommen. Selbst der
Fachverband Swissolar ging bislang davon aus, dass problemlos ungefähr ein
Viertel des Gesamtstromverbrauchs in der Schweiz durch die Sonne bedient werden
könnte. Dann erschien kurz vor der Energieabstimmung eine Studie von
Meteotest, die das Potential wesentlich höher veranschlagte – was in der
Abstimmungsdikussion unterging.
So oder so: Dieses
Potential liegt gar so hoch, dass hierzulande durchaus auch die Hälfte des
Gesamtstromverbrauchs durch die Sonne erzeugt werden könnte – und das auf
bereits bebauten Flächen, also ohne zusätzliche Eingriffe in die Landschaft.
Swissolar umschrieb das so: Bei der Photovoltaik liegt das nachhaltige
Potenzial bei rund 30 Terrawattstunden (TWh), was der Hälfte des heutigen
Strombedarfs entspricht. Rund 80 Prozent der Potenziale kommen von den Dächern,
rund 20 Prozent von den Fassaden. Das wirtschaftliche Potenzial auf den
Dachflächen – wenn alle gut geeigneten Dächer belegt würden – liegt sogar bei
knapp 50 TWh. Weitere, in der Studie nicht ausgewiesene Potenziale sind auf
Parkplätzen, Stauseen, Reserve-Bauzonen sowie auf vorbelasteten Flächen im
Alpenraum zu finden.
Die Studie zeigt
aber auch, was Solarwärme leisten könnte. Dort beträgt das Potenzial rund 10
TWh, was etwa 10 Prozent des heutigen Wärmebedarfs entspricht. Würde der Bedarf
dank Wärmedämmung auf den neuesten Stand gebracht, könnte die Sonne gar 20
Prozent des Wärmebedarfs liefern (Quelle: Swissolar). In den Medien fanden diese Erkenntnisse wenig Beachtung, ausser etwa in der
Luzerner Zeitung, die allein für den Innerschweizer Kanton festhielt: «Solarstrom-Potentialist riesig – und liegt brach.»
Genutzt werden kann
das Potential in grossem Stil dann, wenn die durchaus schon bestehenden
Speicherkapazitäten (Speicherseen und Pumpspeicher) auch für die Erneuerbaren
Energien nutzbar werden und wenn eine dezentrale Speicherinfrastruktur die
Erhöhung des Eigenverbrauchs zulassen. Denn die Erzeugung von Solarstrom ist
heute europaweit schon in vielen Fällen wettbewerbsfähig, wie die
Solarplattform photovoltaik.eu unlängst festhielt >>> siehe hier. Das gilt bald selbst auch für viel
nördlicher gelegene Staaten als die Schweiz, also etwa für Schweden oder
Finnland.
Quellen: im Text erwähnt © Text und Bild: Solarmedia
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