Wiederholt gibt es beunruhigende Mitteilungen aus der Ukraine zum AKW Saporischja. Und das bedeutet zum Beispiel für die Schweiz: Im Kriegsfall haben wir die Atombombe schon im eigenen Land. Auch das ist leider Solar am Sonntag.
Der Reihe nach: Diese Woche wiederholte sich die
Verunsicherung, die sich schon seit Kriegsbeginn in der
Ukraine, also seit nunmehr bald vier Jahren breitmacht. Saporischja ist das grösste Atomkraftwerk in ganz Europa (6 Reaktoren - siehe Bild) und
es wurde gleich zu Beginn des Krieges beschädigt sowie teils von
russischen Truppen besetzt. Seither machen die Meldungen regelmässig die
Runde, wonach entweder eine gravierende Schädigung eingetreten sei oder
unmittelbar bevorstehe. Da half dann die Beschwichtigung der
internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) wenig. Und vergangene Woche also die Meldung versiegender Stromzufuhr (siehe dazu > hier). Jetzt zähle ich mal eins und eins zusammen - das macht dann eine
Gefährdung, über welche hier tunlichst kaum gesprochen wird. Wenn wir
jetzt also aufrüsten wie die Wilden im Hinblick auf einen zu erwartenden
Angriff von Seiten Russlands, dann sind ja unsere AKW eben solche
Gefahren. Bekanntlich sind sie eher älteren Datums und ihr Schutz
im Falle eines Beschlusses alles andere als gegeben. Ich will mal nicht übertreiben, denn ich kann das
ehrlicherweise auch nicht umfassend beurteilen. Aber dass Stillschweigen darüber
bewahrt wird, heisst ganz sicher nicht, dass es diese Gefahr eben nicht gibt.
Bezüglich Atomkraft geben weitere Geschehnisse zu Bedenken Anlass.
So ist das neue französische AKW in Flammenville bislang zumindest
alles andere ein Erfolg, denn trotz Inbetriebname läuft es nur auf
Sparflamme respektive seit Mitte Juni überhaupt nicht mehr (die Wochenzeitung WoZ meldete dazu: «Vorbild steht still», siehe hier hinter Bezahlschranke). Eine Wiederinbetriebname ist für kommende Woche in Aussicht gestellt, es wird
interessant sein zu sehen, ob es zu dieser wirklich kommt. Atom-Befürworterinnen
verweisen darauf, dass in der Anlaufphase solche Tests normal sind, dass das AKW dann Ende Jahr definitiv in
Betrieb geht. Wohl gemerkt, nach einer immensen Bauzeit-Überschreitung
und noch totaleren Kosten-Überschreitung. Diese sollen sich unterdessen
bei 23 Milliarden € bewegen. Laut dem französischen Rechnungshof....
Von wegen französischem Staatshaushalt, der auch in diesem Falle
gerade stehen muss: die Franzosen durchleben gerade eine veritable
politische Krise, bei der noch niemand genau weiss, wie sie da
rauskommen und insbesondere, ob das ohne eine europäische Finanzkrise
abgeht. Die Gesamtverschuldung von 2-3000 Milliarden € ist sicherlich durch anderes verursacht, aber einen Teil der Verschuldung macht eben auch das französische AKW-Defizit aus, nach Solarmedia-Schätzung im einstelligen Prozentbereich - Kommentar
überflüssig.
Zum Schluss doch auch ein erfreulicher Ausblick auf die Ukraine: Während es rund um die dortigen Atomkraftwerke viele weitere Probleme gibt, macht das Land gleichzeitig vorwärts mit den erneuerbaren Energien: Insbesondere stehen grosse Solaranlagen vor der Realisierung.
Copyright: Solarmedia / Guntram Rehsche / Bild: Wikipedia
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Dokumentation zu AKW Flamanville: Aktueller Status gemäss der KI GROK (Stand 10. Oktober 2025)Der
Reaktor Flamanville 3 wurde am 21. Dezember 2024 erstmals ans Stromnetz
angeschlossen und produziert seitdem schrittweise Strom. Er ist jedoch seit Ende Juni 2025 weitgehend
stillstehend – also seit etwa 3,5 Monaten. Die Stilllegung erfolgte für
geplante Wartungs- und Testarbeiten, die sich mehrmals verschoben
haben. Derzeit befindet sich der Reaktor in der Testphase der Inbetriebnahme,
bei der über 1.500 Sicherheitskriterien überprüft werden. Die
Produktion lag zuletzt bei nur 9 % der Nennleistung (ca. 150 MWe statt
1.630 MWe), und es gibt keine Hinweise auf eine unmittelbare
Volllastfähigkeit.Technische ProblemeFlamanville 3 hat seit Baubeginn 2007 (ursprünglich geplant für 2012) mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die zu Kostensteigerungen auf über 20 Milliarden Euro führten. Die aktuellen Stillstände seit Juni 2025 resultieren aus folgenden Hauptproblemen:
- Probleme mit den Schutzventilen (Soupapes de protection) im Primärkreislauf:
Es gab Lecks und Undichtigkeiten in den Ventilen, die den Druck im Reaktorkern regulieren. Diese Ventile sind kritisch für die Sicherheit, da sie Überdruck verhindern. EDF hat präventive Wartungen an allen drei Ventilen durchgeführt, einschließlich der ersten, die zunächst unproblematisch schien. Die Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) bewertete ein Leck als "signifikanten Sicherheitsvorfall" (Stufe 1 auf der INES-Skala, also gering, aber relevant). Dies führte zu einem dreimonatigen Stopp und mehreren Verschiebungen. - Störungen im Neutronenfluss und Kernstruktur:
Am Boden des Reaktordrucksgefäßes treten Fluxstörungen auf, die ein Risiko für Undichtigkeiten in den Brennstäben bergen. Als Präventivmaßnahme plant EDF eine Umstrukturierung des Reaktorkerns mit verstärkten Brennelementen – dies ist jedoch erst für Ende 2026 oder Anfang 2027 vorgesehen, nach dem ersten geplanten Stillstand. - Verminderte Leistung und Turbinenprobleme:
EDF hat kürzlich angekündigt, die Nennleistung bis 2031 auf 1.585 MWe (statt 1.620–1.630 MWe) zu begrenzen, aufgrund eines unerklärlichen "Renditeverlusts". Frühere Probleme mit der Turbine (Überhitzung Anfang 2025) erforderten Anpassungen, deren Effekte noch getestet werden. Dies kostet schätzungsweise 15 Millionen Euro pro Jahr an entgangener Produktion. - Historische und anhaltende Defizite:
Längerfristig belasten Schwächen im Reaktordeckelstahl (Heterogenitäten und Unreinheiten) und Korrosionsrisiken das Projekt. Diese wurden teilweise behoben, aber sie tragen zu den laufenden Tests bei. Der ASN überwacht dies streng und hat mehrere Genehmigungen erteilt, unter der Bedingung weiterer Reparaturen.
- Kurzfristig (Redémarrage): Die Wartungen an den Ventilen sind abgeschlossen. Der Reaktor soll am 17. Oktober 2025 wieder ans Netz gehen, nach abschließenden Restart-Tests. Dies ist die neueste Verschiebung (zuvor 1. Oktober geplant). Bis dahin bleibt er still.
- Volllastfähigkeit: Erreicht "vor Ende des Herbstes 2025" (also November/Dezember), nach weiteren Leistungstests. EDF betont, dass dies die Inbetriebnahme-Phase abschließt, ohne die Jahresproduktionsziele für 2025 (350–370 TWh für den gesamten französischen Park) zu gefährden.
- Langfristig: Die Kernumstrukturierung 2026/2027 und Leistungsbegrenzung bis 2031 deuten auf anhaltende Optimierungen hin. Eine "definitiv stabile" Lösung aller Probleme wird EDF selbst als ungewiss beschreiben – es könnte weitere Anpassungen geben, aber der Reaktor soll ab 2026 kommerziell laufen.

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