Sonntag, 12. Oktober 2025

Damoklesschwert im eigenen Land: AKW sind tickende Atombomben

Wiederholt gibt es beunruhigende Mitteilungen aus der Ukraine zum AKW Saporischja. Und das bedeutet zum Beispiel für die Schweiz: Im Kriegsfall haben wir die Atombombe schon im eigenen Land. Auch das ist leider Solar am Sonntag.

Der Reihe nach: Diese Woche wiederholte sich die Verunsicherung, die sich schon seit Kriegsbeginn in der Ukraine, also seit nunmehr bald vier Jahren breitmacht. Saporischja
 ist das grösste Atomkraftwerk in ganz Europa (6 Reaktoren - siehe Bild) und es wurde gleich zu Beginn des Krieges beschädigt sowie teils von russischen Truppen besetzt. Seither machen die Meldungen regelmässig die Runde, wonach entweder eine gravierende Schädigung eingetreten sei oder unmittelbar bevorstehe. Da half dann die Beschwichtigung der internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) wenig. Und vergangene Woche also die Meldung versiegender Stromzufuhr (siehe dazu > hier). Jetzt zähle ich mal eins und eins zusammen - das macht dann eine Gefährdung, über welche hier tunlichst kaum gesprochen wird. Wenn wir jetzt also aufrüsten wie die Wilden im Hinblick auf einen zu erwartenden Angriff von Seiten Russlands, dann sind ja unsere AKW eben solche Gefahren. Bekanntlich sind sie eher älteren Datums und ihr Schutz im Falle eines Beschlusses alles andere als gegeben. Ich will mal nicht übertreiben, denn ich kann das ehrlicherweise auch nicht umfassend beurteilen. Aber dass Stillschweigen darüber bewahrt wird, heisst ganz sicher nicht, dass es diese Gefahr eben nicht gibt.

Bezüglich Atomkraft geben weitere Geschehnisse zu Bedenken Anlass. So ist das neue französische AKW in Flammenville bislang zumindest alles andere ein Erfolg, denn trotz Inbetriebname läuft es nur auf Sparflamme respektive seit Mitte Juni überhaupt nicht mehr (die Wochenzeitung WoZ meldete dazu: «Vorbild steht still», siehe hier hinter Bezahlschranke). Eine Wiederinbetriebname ist für kommende Woche in Aussicht gestellt, es wird interessant sein zu sehen, ob es zu dieser wirklich kommt. Atom-Befürworterinnen verweisen darauf, dass in der Anlaufphase solche Tests normal sind, dass das AKW dann Ende Jahr definitiv in Betrieb geht. Wohl gemerkt, nach einer immensen Bauzeit-Überschreitung und noch totaleren Kosten-Überschreitung. Diese sollen sich unterdessen bei 23 Milliarden € bewegen. Laut dem französischen Rechnungshof....

Von wegen französischem Staatshaushalt, der auch in diesem Falle gerade stehen muss: die Franzosen durchleben gerade eine veritable politische Krise, bei der noch niemand genau weiss, wie sie da rauskommen und insbesondere, ob das ohne eine europäische Finanzkrise abgeht. Die Gesamtverschuldung von 2-3000 Milliarden € ist sicherlich durch anderes verursacht, aber einen Teil der Verschuldung macht eben auch das französische AKW-Defizit aus, nach Solarmedia-Schätzung im einstelligen Prozentbereich -  Kommentar überflüssig.
 
Zum Schluss doch auch ein erfreulicher Ausblick auf die Ukraine: Während es rund um die dortigen Atomkraftwerke viele weitere Probleme gibt, macht das Land gleichzeitig vorwärts mit den erneuerbaren Energien: Insbesondere stehen grosse Solaranlagen vor der Realisierung. 
 
Copyright: Solarmedia / Guntram Rehsche / Bild: Wikipedia 
 
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Dokumentation zu AKW Flamanville: Aktueller Status gemäss der KI GROK (Stand 10. Oktober 2025)Der Reaktor Flamanville 3 wurde am 21. Dezember 2024 erstmals ans Stromnetz angeschlossen und produziert seitdem schrittweise Strom. Er ist jedoch seit Ende Juni 2025 weitgehend stillstehend – also seit etwa 3,5 Monaten. Die Stilllegung erfolgte für geplante Wartungs- und Testarbeiten, die sich mehrmals verschoben haben. Derzeit befindet sich der Reaktor in der Testphase der Inbetriebnahme, bei der über 1.500 Sicherheitskriterien überprüft werden. Die Produktion lag zuletzt bei nur 9 % der Nennleistung (ca. 150 MWe statt 1.630 MWe), und es gibt keine Hinweise auf eine unmittelbare Volllastfähigkeit.Technische ProblemeFlamanville 3 hat seit Baubeginn 2007 (ursprünglich geplant für 2012) mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die zu Kostensteigerungen auf über 20 Milliarden Euro führten. Die aktuellen Stillstände seit Juni 2025 resultieren aus folgenden Hauptproblemen:
  • Probleme mit den Schutzventilen (Soupapes de protection) im Primärkreislauf:
    Es gab Lecks und Undichtigkeiten in den Ventilen, die den Druck im Reaktorkern regulieren. Diese Ventile sind kritisch für die Sicherheit, da sie Überdruck verhindern. EDF hat präventive Wartungen an allen drei Ventilen durchgeführt, einschließlich der ersten, die zunächst unproblematisch schien. Die Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) bewertete ein Leck als "signifikanten Sicherheitsvorfall" (Stufe 1 auf der INES-Skala, also gering, aber relevant). Dies führte zu einem dreimonatigen Stopp und mehreren Verschiebungen.
  • Störungen im Neutronenfluss und Kernstruktur:
    Am Boden des Reaktordrucksgefäßes treten Fluxstörungen auf, die ein Risiko für Undichtigkeiten in den Brennstäben bergen. Als Präventivmaßnahme plant EDF eine Umstrukturierung des Reaktorkerns mit verstärkten Brennelementen – dies ist jedoch erst für Ende 2026 oder Anfang 2027 vorgesehen, nach dem ersten geplanten Stillstand.
  • Verminderte Leistung und Turbinenprobleme:
    EDF hat kürzlich angekündigt, die Nennleistung bis 2031 auf 1.585 MWe (statt 1.620–1.630 MWe) zu begrenzen, aufgrund eines unerklärlichen "Renditeverlusts". Frühere Probleme mit der Turbine (Überhitzung Anfang 2025) erforderten Anpassungen, deren Effekte noch getestet werden. Dies kostet schätzungsweise 15 Millionen Euro pro Jahr an entgangener Produktion.
  • Historische und anhaltende Defizite:
    Längerfristig belasten Schwächen im Reaktordeckelstahl (Heterogenitäten und Unreinheiten) und Korrosionsrisiken das Projekt. Diese wurden teilweise behoben, aber sie tragen zu den laufenden Tests bei. Der ASN überwacht dies streng und hat mehrere Genehmigungen erteilt, unter der Bedingung weiterer Reparaturen.
Diese Issues sind typisch für "Kinderkrankheiten" neuer EPR-Designs (ähnlich wie beim finnischen Olkiluoto 3), aber sie unterstreichen die Komplexität der Technologie.Erwartete Lösung und Zeitplan
  • Kurzfristig (Redémarrage): Die Wartungen an den Ventilen sind abgeschlossen. Der Reaktor soll am 17. Oktober 2025 wieder ans Netz gehen, nach abschließenden Restart-Tests. Dies ist die neueste Verschiebung (zuvor 1. Oktober geplant). Bis dahin bleibt er still.
  • Volllastfähigkeit: Erreicht "vor Ende des Herbstes 2025" (also November/Dezember), nach weiteren Leistungstests. EDF betont, dass dies die Inbetriebnahme-Phase abschließt, ohne die Jahresproduktionsziele für 2025 (350–370 TWh für den gesamten französischen Park) zu gefährden.
  • Langfristig: Die Kernumstrukturierung 2026/2027 und Leistungsbegrenzung bis 2031 deuten auf anhaltende Optimierungen hin. Eine "definitiv stabile" Lösung aller Probleme wird EDF selbst als ungewiss beschreiben – es könnte weitere Anpassungen geben, aber der Reaktor soll ab 2026 kommerziell laufen.

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