Freitag, 31. Oktober 2025

Energiedashboard zeigt Prognosen zu regionaler Solarstromproduktion

Das Energiedashboard des Bundesamts für Energie (BFE) zeigt neu Tagesdaten zur Solarstromproduktion auf regionaler Ebene (Bezirke) sowie eine Fünf-Tages-Prognose in stündlicher Auflösung. Basis dafür sind Informationen zur gesamthaft installierten Leistung der Solarstromanlagen in der Schweiz. Damit steht den Stromnetzbetreibern und der Öffentlichkeit eine wichtige Datenquelle zu Verfügung, die zeigt, wie viel Solarstrom in den verschiedenen Regionen des Landes aktuell produziert wird und wie sich die Produktion in feiner zeitlicher Granularität im Jahresverlauf und in naher Zukunft verändert.

Die neue Datengrundlage wurde vom BFE gemeinsam mit dem Swiss Data Science Center (SDSC) entwickelt. Die gesamthaft installierte Kapazität der Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) in der Schweiz kombiniert Informationen von Pronovo, dem Eidgenössischen Gebäude- und Wohnungsregister (GWR), 3D-Modelle aus dem Swissbuildings Vektordatensatz sowie aus Luftbildern von Swisstopo. Letztere werden mittels künstlicher Intelligenz ausgewertet, um nicht registrierte PV-Anlagen im Datenbestand zu ergänzen. Für die Berechnung der PV-Produktion und der Produktionsprognose werden meteorologische Daten von Copernicus und MeteoSchweiz sowie regionale Wachstumsfaktoren verwendet. So entsteht ein möglichst vollständiges und aktuelles Abbild der PV-Produktion in der Schweiz mittels Data Science und der Nutzung von KI. Die Daten werden als Open Data bereitgestellt.

Die stetig wachsende, wetterabhängige Solarstromproduktion macht den Betrieb der Stromnetze zunehmend herausfordernder und aufgrund ungenauer oder fehlender aktueller Prognosen, beispielsweise über Wochenenden oder Feiertage, steigen die Kosten für Ausgleichsenergie für die Konsumentinnen und Konsumenten. Die neuen Daten zur PV-Produktion im Energiedashboard leisten einen wichtigen Beitrag zu Transparenz, Planungssicherheit und zur Optimierung des Schweizer Energiesystems für die nationale Netzgesellschaft, die Verteilnetzbetreiber, Energieversorger, Behörden und die Öffentlichkeit.


 

Sonntag, 26. Oktober 2025

Solar am Sionntag: Energiewende möglich!

Effizienzgewinne in der Energienutzung - einer der Schlüssel zu einer 
erfolgreichen Energiewende, im Gebäudebereich ist das bereits gelungen.
Bild: Guntram Rehsche - vergrössern mit Klick auf dieses!

Was könnte für die Blogrubrik «Solar am Sonntag» besser passen als ein tagesaktueller Bericht von der sonntäglichen Veranstaltungsreihe <Was uns antreibt> an der ETH-Zürich. Die hatte es gleich zu Beginn in sich: Der Chef des Instituts stellte die Grundsatzfrage <Wo stehen wir in der Energiewende>?

Christian Schaffner ist als Direktor des Energy Science Center der ETH Zürich bekannt dafür, einer der prononciertesten (und dafür vielfach angefeindeten) Befürworter eben dieser Energiewende zu sein. Und seine auf dem Hönggerberg vorgetragene Einschätzung stellte das nicht infrage. Vielmehr konnte er an diesem Sonntagvormittag vor immerhin 300 ZuhörerInnen die vielen Fortschritte vermelden, die die Energiewende in den letzten Jahren auch hierzulande gemacht hat. Allda ist etwa zu vermerken, dass der Gebäudesektor dank der CO2-Belastung und neuer Technologien, vor allem der Wärmepumpe, einen effektiven Verbrauchsrückgang grossen Ausmasses verzeichnete - der sogar dazu beitragen, dass auch der Gesamtenergieverbrauch insgesamt in den letzten Jahrzehnten abgenommen hat. Weiter bemerkenswert der Fortschritt, den die Nutzung von Solarstrom in den letzten Jahren vollzogen hat, unterdessen sind wir ja bei einem Gesamtstromanteil der Photovoltaik von rund 14 %. Es gibt viele weitere Beispiele, die zeigen, wie die Energiewende vorangeschritten ist.

Aber es läuft natürlich nicht alles ohne Schwierigkeiten und selbst, wenn eine Dekarbonisierung der Gesellschaft bis 2050 angestrebt ist, ist dies gemäss Schaffner nicht in allen Bereichen zu erreichen. Eher schlecht sieht es etwa beim Flugverkehr aus, der einerseits enorme Zuwachsraten aufweist und bei dem vor allem im Langstreckenverkehr ein Ersatz der fossilen Treibstoffe, des Kerosin, nicht zu erwarten ist. Dass aber eine insgesamt effizientere Energienutzung auch in einer länderweisen Betrachtung erreichbar ist, zeigen etwa China mit den ungeheuerlichen Zuwachsraten an erneuerbaren Energien sowie Norwegen, welches vor allem im Verkehrssektor ausserordentlich vorwärts macht. Dort ist bald die Hälfte aller Personenwagen elektrifiziert. Norwegen hat übrigens noch einen weiteren grossen Vorteil, den auch die Schweiz aufweist, nämlich die natürlicherweise gegebenen oder bereits als Stauseen und Pumpspeicherkraftwerke erbauten Wasserspeicher, die sowohl der Stromerzeugung wie der Vorsorge für wind- und solarstromarme Zeiten dienen.

Schaffner zeigte verschiedene Elemente auf, die für das weitere Gelingen der Energiewende in der Schweiz zentral sind. Einige seien hier erwähnt: Bei der Erzeugung verspricht die neu mögliche AgriPV, also die Errichtung von Solaranlagen über landwirtschaftlich genutztem Land, ein grosses Potenzial. Auf der Ebene der Speicherung könnten es vor allem Quartierspeicher sein, die für die notwendige Flexibilität innerhalb von ein, zwei Wochen herhalten können. Von Atomkraftwerken hingegen hält Schaffner eher wenig. Zumal bei den heutigen Preisen, da seien sie schlicht und einfach noch zu teuer und andererseits wird deren Erstellung viel zu lange dauern. Wenn dagegen viele Photovoltaikanlagen erstellt werden, ermöglicht dies Speichern von überzähligem Sommerstrom. Dies auch, um eine Wärmewände einzuleiten, die dann für Winterstrom genutzt werden könnte.

Von wegen Versorgungssicherheit: Dieser dient das gesamteuropäische Stromnetz, in welches die Schweiz bestens eingebettet ist mit den überdurchschnittlich vielen grenzüberschreitenden Verbindungen (über 40). Diese fehlten etwa in Spanien, was wesentlich dazu beitrug, dass es dort im April zu einem Blackout (einem Zusammenbruch der gesamten Stromversorgung) kam. Die weiteren Vorträge an der ETH zeigten dann auf, dass es grenzenlose Sicherheit nicht gibt und dass Blackout-Situationen immer einer sehr komplexen Gemenelage geschuldet sind (der Schlussbericht zum Ereignis auf der iberischen Halbinsel steht noch aus). Dennoch  gilt, und davon konnte Schaffner auch die versammelte Zuhörerschaft weitgehend überzeugen, dass "Energiewende geht, aber nicht einfach zu bewerkstelligen ist"!


PS einige der Fakten wurden vom Solarmedia-Berichterstatter ergänzt

Hier der Hinweis auf die ganze Veranstaltungsreihe:


Copyright: Solarmedia / Guntram Rehsche / Text und Bild
 

Freitag, 24. Oktober 2025

Mit Zahlen / Statistiken die Welt verbessern (9) - Kenya From 5% to 76% in 30 years in providing access to electricity


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Solarmedia präsentiert in loser Folge einige der Statistiken, die die britische Plattform «Our World in Data» täglich veröffentlicht, und die mit verbesserten Lebensbedingungen auf der Welt in Zusammenhang stehen (dem ist aber nicht immer so). Das geschieht in diesem Blog naheliegenderweise nicht zum ganzen reichen Schatz an Daten, der sich bei «Our World in Data» in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, sondern vor allem rund um die Themen Energie, Wirtschaft und Nachhaltigkeit.

Der Zugang zu Elektrizität hat sich in Kenia 
in den letzten 30 Jahren enorm verbessert

 Those with access to electricity take many of its benefits for granted: food refrigeration reduces waste, the radio can keep us company during the day, and light at night makes it possible to study or get together after sunset.

According to data published by the World Bank, 30 years ago, only 5% of people in Kenya had access to basic electricity and its benefits.

Since then, the country has made substantial progress, as the chart shows: by 2023, 76% of Kenyans had access to a basic electricity supply.

There are many ways to compare national contributions to climate change; explore them here

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Sonntag, 19. Oktober 2025

Politik von Trump ins richtige Licht gerückt

Soviel Erfolg er Mitte Oktober mit seinem zweifellos erfreulichen Nahost-Deal eingeheimst hat, so sehr reitet er den Staat USA ins Verderben auf der  energiepolitischen Bühne (und natürlich auch mit seiner Migrations- und Sicherheitspolitik im Innern). Einige Kuriositäten sind ja in den letzten Monaten bekannt geworden, wurden aber nicht in den richtigen Zusammenhang gestellt - Solar am Sonntag macht's. 

Trump vollzieht in der zweiten Amtszeit wirklich eine vollständige Abkehr von Vorgänger Biden‘s Politik, die sich spät, aber doch noch den Energie-Gegebenheiten der neueren Art zuzuwenden schien. Zu erinnern sei an die Inflation  Reduction Act (IRA), mit der Biden Hunderte von Milliarden $ für die US-Energiewende locker machte und einige bemerkenswerte Projekte auch schon auf den Weg brachte. Anders Trump, der die Bildung eines  Staates von der Prägung «Petro-USA» verfolgt - das im Gegensatz und in Konkurrenz zu «Strom-oder-Elektro-China», welches bislang mehr Aufmerksamkeit einheimst. China ist ja weltgrösster Produzent sowohl von Solar-, wie auch von Windanlagen und erneuerbarem, also weitgehend CO2-freiem Strom. Stellt sich die Frage, warum die US-Demokraten nicht mit rigoroser Energiepolitik Richtung erneuerbar ein Gegenprogramm zum Trumpschen Petro-Staat entwerfen.

Hier sei einmal nicht die Rede vom Strom-China, sondern von den Petro-USA. Trump vollzieht unter anderem eine Rückwärtswende , so wie es einst Präsident Reagan machte, als er anfangs 80er Jahre die von Vorgänger Carter installierten Solarmodule wieder vom Dach des Weissen Hauses herunternehmen liess. Trump scheint gemäss Spiegel-Podcast Elektro-Ladestationen für E-Autos aus Verwaltungsgebäuden entfernen zu lassen, damit dort die verhassten E-Wagen nicht mehr laden können (obwohl er ja von Spezi Elon Musk einen superteuren Tesla einst noch geschenkt bekommen hatte). Ähnlich kurios war auch der Stopp des dänischen Windkraftprojekts vor der Küste der USA, welches bereits zu 80 Prozent fertig gestellt ist, welches aufgrund eines Gerichtsbeschlusses scheinbar wieder weitergebaut werden kann - entschieden ist diese Sache noch nicht.

Warum halten ihm die AmerikanerInnen trotzdem die Stange? Auch wenn gestern Millionen gegen «König Trump» auf die Strasse gingen? Und es gibt ja nicht wenige, zum Beispiel Windbauern die mit grossen Windkraftanlagen bereits viel Geld verdienen und trotzdem Trump gewählt haben. Das ist eine ähnliche Sache wie das mit Soja-Bauern, die unterdessen Trump anflehen, doch den Handelskonflikt mit China mit einem Deal zu beenden, weil keine einzige Sojabohne mehr nach China verkauft werden kann. Und jetzt eben die gleiche Geschichte beim Strom respektive bei der Energie, wo  Trump versprochen hatte, die Energiepreise zu halbieren innerhalb eines Jahres - mit der Folge, dass die Öl- und Gasförderung für die eigenen US-Konzerne gar nicht mehr attraktiv ist. Und scheinbar haben in den USA zu viele BewohnerInnen noch Anteile an Öl- oder  Gasquellen, sogar vor der Haustüre oder irgendwo im Land, so dass sie von Trumps Förderpolitik finanziell unmittelbar profitieren.

Abgesehen davon, dass einiges bei den erneuerbaren Energien sehr kurios persönlich motiviert scheint, etwa dass Trump Windanlagen nicht mag, weil eine vor seiner Golfanlage in Schottland gebaut wurde. Aber er ist im Strombereich auf einem völligen Zerstörungstrip, der letztlich zum Scheitern führen wird, weil die USA sehr viel Strom benötigen, um die angekündigte Giga-Nachfrage etwa der Rechenzentren abzudecken. Dumm nur, dass derzeit von jenen 60 grossen AKW, die offenbar gebraucht würden, um diese Nachfrage zu decken, derzeit sich kein einziges im Baus befindet. Und dieser Strom dann richtig schön teuer wird, wenn überhaupt solche AKW je gebaut würden. Zusammenfassend: Die Energiepolitik des US-Präsidenten beruht auf einer völlig falschen Einschätzung der Bedürfnisse der Energiewirtschaft und wird gemäss Spiegel-Podcast, aber auch gemäss meinem Eindruck, zu riesigen Problemen und wegen Stromknappheit zu letztlich steigenden Preisen für die Energiewirtschaft und die US-Bewohnerinnen führen. Wahrlich, ein ergiebiger Podcast, der anzuhören, sich lohnt unter…
 
 
Copyright: Solarmedia / Guntram Rehsche / Bild: Screenshot 
 

Sonntag, 12. Oktober 2025

Damoklesschwert im eigenen Land: AKW sind tickende Atombomben

Wiederholt gibt es beunruhigende Mitteilungen aus der Ukraine zum AKW Saporischja. Und das bedeutet zum Beispiel für die Schweiz: Im Kriegsfall haben wir die Atombombe schon im eigenen Land. Auch das ist leider Solar am Sonntag.

Der Reihe nach: Diese Woche wiederholte sich die Verunsicherung, die sich schon seit Kriegsbeginn in der Ukraine, also seit nunmehr bald vier Jahren breitmacht. Saporischja
 ist das grösste Atomkraftwerk in ganz Europa (6 Reaktoren - siehe Bild) und es wurde gleich zu Beginn des Krieges beschädigt sowie teils von russischen Truppen besetzt. Seither machen die Meldungen regelmässig die Runde, wonach entweder eine gravierende Schädigung eingetreten sei oder unmittelbar bevorstehe. Da half dann die Beschwichtigung der internationalen Atomenergie Agentur (IAEA) wenig. Und vergangene Woche also die Meldung versiegender Stromzufuhr (siehe dazu > hier). Jetzt zähle ich mal eins und eins zusammen - das macht dann eine Gefährdung, über welche hier tunlichst kaum gesprochen wird. Wenn wir jetzt also aufrüsten wie die Wilden im Hinblick auf einen zu erwartenden Angriff von Seiten Russlands, dann sind ja unsere AKW eben solche Gefahren. Bekanntlich sind sie eher älteren Datums und ihr Schutz im Falle eines Beschlusses alles andere als gegeben. Ich will mal nicht übertreiben, denn ich kann das ehrlicherweise auch nicht umfassend beurteilen. Aber dass Stillschweigen darüber bewahrt wird, heisst ganz sicher nicht, dass es diese Gefahr eben nicht gibt.

Bezüglich Atomkraft geben weitere Geschehnisse zu Bedenken Anlass. So ist das neue französische AKW in Flammenville bislang zumindest alles andere ein Erfolg, denn trotz Inbetriebname läuft es nur auf Sparflamme respektive seit Mitte Juni überhaupt nicht mehr (die Wochenzeitung WoZ meldete dazu: «Vorbild steht still», siehe hier hinter Bezahlschranke). Eine Wiederinbetriebname ist für kommende Woche in Aussicht gestellt, es wird interessant sein zu sehen, ob es zu dieser wirklich kommt. Atom-Befürworterinnen verweisen darauf, dass in der Anlaufphase solche Tests normal sind, dass das AKW dann Ende Jahr definitiv in Betrieb geht. Wohl gemerkt, nach einer immensen Bauzeit-Überschreitung und noch totaleren Kosten-Überschreitung. Diese sollen sich unterdessen bei 23 Milliarden € bewegen. Laut dem französischen Rechnungshof....

Von wegen französischem Staatshaushalt, der auch in diesem Falle gerade stehen muss: die Franzosen durchleben gerade eine veritable politische Krise, bei der noch niemand genau weiss, wie sie da rauskommen und insbesondere, ob das ohne eine europäische Finanzkrise abgeht. Die Gesamtverschuldung von 2-3000 Milliarden € ist sicherlich durch anderes verursacht, aber einen Teil der Verschuldung macht eben auch das französische AKW-Defizit aus, nach Solarmedia-Schätzung im einstelligen Prozentbereich -  Kommentar überflüssig.
 
Zum Schluss doch auch ein erfreulicher Ausblick auf die Ukraine: Während es rund um die dortigen Atomkraftwerke viele weitere Probleme gibt, macht das Land gleichzeitig vorwärts mit den erneuerbaren Energien: Insbesondere stehen grosse Solaranlagen vor der Realisierung. 
 
Copyright: Solarmedia / Guntram Rehsche / Bild: Wikipedia 
 
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Dokumentation zu AKW Flamanville: Aktueller Status gemäss der KI GROK (Stand 10. Oktober 2025)Der Reaktor Flamanville 3 wurde am 21. Dezember 2024 erstmals ans Stromnetz angeschlossen und produziert seitdem schrittweise Strom. Er ist jedoch seit Ende Juni 2025 weitgehend stillstehend – also seit etwa 3,5 Monaten. Die Stilllegung erfolgte für geplante Wartungs- und Testarbeiten, die sich mehrmals verschoben haben. Derzeit befindet sich der Reaktor in der Testphase der Inbetriebnahme, bei der über 1.500 Sicherheitskriterien überprüft werden. Die Produktion lag zuletzt bei nur 9 % der Nennleistung (ca. 150 MWe statt 1.630 MWe), und es gibt keine Hinweise auf eine unmittelbare Volllastfähigkeit.Technische ProblemeFlamanville 3 hat seit Baubeginn 2007 (ursprünglich geplant für 2012) mit erheblichen Herausforderungen zu kämpfen, die zu Kostensteigerungen auf über 20 Milliarden Euro führten. Die aktuellen Stillstände seit Juni 2025 resultieren aus folgenden Hauptproblemen:
  • Probleme mit den Schutzventilen (Soupapes de protection) im Primärkreislauf:
    Es gab Lecks und Undichtigkeiten in den Ventilen, die den Druck im Reaktorkern regulieren. Diese Ventile sind kritisch für die Sicherheit, da sie Überdruck verhindern. EDF hat präventive Wartungen an allen drei Ventilen durchgeführt, einschließlich der ersten, die zunächst unproblematisch schien. Die Autorité de Sûreté Nucléaire (ASN) bewertete ein Leck als "signifikanten Sicherheitsvorfall" (Stufe 1 auf der INES-Skala, also gering, aber relevant). Dies führte zu einem dreimonatigen Stopp und mehreren Verschiebungen.
  • Störungen im Neutronenfluss und Kernstruktur:
    Am Boden des Reaktordrucksgefäßes treten Fluxstörungen auf, die ein Risiko für Undichtigkeiten in den Brennstäben bergen. Als Präventivmaßnahme plant EDF eine Umstrukturierung des Reaktorkerns mit verstärkten Brennelementen – dies ist jedoch erst für Ende 2026 oder Anfang 2027 vorgesehen, nach dem ersten geplanten Stillstand.
  • Verminderte Leistung und Turbinenprobleme:
    EDF hat kürzlich angekündigt, die Nennleistung bis 2031 auf 1.585 MWe (statt 1.620–1.630 MWe) zu begrenzen, aufgrund eines unerklärlichen "Renditeverlusts". Frühere Probleme mit der Turbine (Überhitzung Anfang 2025) erforderten Anpassungen, deren Effekte noch getestet werden. Dies kostet schätzungsweise 15 Millionen Euro pro Jahr an entgangener Produktion.
  • Historische und anhaltende Defizite:
    Längerfristig belasten Schwächen im Reaktordeckelstahl (Heterogenitäten und Unreinheiten) und Korrosionsrisiken das Projekt. Diese wurden teilweise behoben, aber sie tragen zu den laufenden Tests bei. Der ASN überwacht dies streng und hat mehrere Genehmigungen erteilt, unter der Bedingung weiterer Reparaturen.
Diese Issues sind typisch für "Kinderkrankheiten" neuer EPR-Designs (ähnlich wie beim finnischen Olkiluoto 3), aber sie unterstreichen die Komplexität der Technologie.Erwartete Lösung und Zeitplan
  • Kurzfristig (Redémarrage): Die Wartungen an den Ventilen sind abgeschlossen. Der Reaktor soll am 17. Oktober 2025 wieder ans Netz gehen, nach abschließenden Restart-Tests. Dies ist die neueste Verschiebung (zuvor 1. Oktober geplant). Bis dahin bleibt er still.
  • Volllastfähigkeit: Erreicht "vor Ende des Herbstes 2025" (also November/Dezember), nach weiteren Leistungstests. EDF betont, dass dies die Inbetriebnahme-Phase abschließt, ohne die Jahresproduktionsziele für 2025 (350–370 TWh für den gesamten französischen Park) zu gefährden.
  • Langfristig: Die Kernumstrukturierung 2026/2027 und Leistungsbegrenzung bis 2031 deuten auf anhaltende Optimierungen hin. Eine "definitiv stabile" Lösung aller Probleme wird EDF selbst als ungewiss beschreiben – es könnte weitere Anpassungen geben, aber der Reaktor soll ab 2026 kommerziell laufen.