Sonntag, 15. September 2024

Selbstbestimmte Zukunft dank Solar-Energie

Im April 2024 wurde das Zuhause von Virgina Kamau (23) und ihrem Baby weggeschwemmt.Die einfach gebauten Wellblechhüten im Slum Mathare in Nairobi, der Hauptstadt Kenias, konnten dem reissenden Wasser nicht standhalten. Die Auswirkungen der Klimakrise traf wieder mal die Ärmsten. Doch die alleinerziehende Mutter hatte Glück. Als Teilnehmerin des Projekts Solar Learning for Women hat sich Virgina Kamau (siehe Porträt unten) an unsere Partnerorganisation vor Ort gewendet. Dank dem Geld, das bei einem Spendenaufruf zusammengekommen ist, konnten wir für sie und die anderen betroffenen Teilnehmenden unserer Projekte Nothilfe leisten. Solarmedia dokumentiert eine Initiative von Solafrica.

Donnerstag, 12. September 2024

CKW-Tarifmodell benachteiligt nachhaltige Energieerzeuger


Der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) kritisiert das neue Tarifmodell der Centralschweizerischen Kraftwerke AG (CKW), das ab dem 1. Januar 2025 eingeführt werden soll, vehement. Mit einer Reduktion des Netzkostenanteils pro Kilowattstunde um 40 %, kombiniert mit einer fixen Grundgebühr und einem leistungsgebundenen Netztarif, sieht VESE erhebliche Nachteile für Endverbraucher – insbesondere für Betreiber von Solaranlagen.

Im Gegensatz zu dynamischen Tarifmodellen, die sich an die tatsächliche Netzbelastung anpassen, wie der Tarif Vario der Groupe E, setzt CKW auf einen monatlichen Spitzenleistungspreis. Dies bedeutet, dass Endkunden bei einer einmaligen hohen Netzbelastung, wie etwa durch den gleichzeitigen Betrieb mehrerer Elektrogeräte, für den gesamten Monat einen zusätzlichen Leistungsaufschlag zahlen müssen. Dieser fällt unabhängig davon an, ob die Belastung zu einer kritischen Netzspitze oder zu einem unkritischen Zeitpunkt erfolgt.

Ein Praxisbeispiel verdeutlicht die Problematik: Wird ein E-Auto zu Beginn des Monats nachts, bei ohnehin geringer Netzbelastung, schnellgeladen und verursacht dabei eine Netzspitze von 22 kW, so zahlt der Besitzer zusätzlich zum Energiepreis CHF 33.- an Netzgebühren. Für den Rest des Monats könnte er das Auto dann ohne weitere Kosten jederzeit laden, selbst zu Spitzenlastzeiten am Mittag. Diese starre Tarifstruktur belohnt also nicht das Verhalten, das die Netzstabilität fördert, und benachteiligt Endkunden unverhältnismässig.

Deutliche Einbussen bei der Amortisation von PV-Anlagen

Besonders gravierend sind die Auswirkungen des neuen CKW-Tarifs auf die Amortisation von PV- Anlagen. Die Reduktion des energieabhängigen Anteils der Netzgebühr um knapp 4 Rappen pro kWh schmälert die Einsparungen durch den Eigenverbrauch erheblich. Für eine typische PV-Anlage im Einfamilienhausbereich führt dies zu jährlichen Mindereinnahmen von etwa 100-150 CHF. Noch problematischer ist die Situation in Zusammenschlüssen zum Eigenverbrauch (ZEV), wo es nahezu unmöglich ist, den gleichzeitigen Energieverbrauch aller Wohnungseinheiten (also ohne Wärmepumpe und E-Mobilität) zu koordinieren.

Alternative Tarifmodelle fördern die Netzstabilität

VESE fordert daher Tarifmodelle, die sowohl die Netzstabilität fördern als auch den Eigenverbrauch für PV-Anlagenbetreiber attraktiv halten. Der Tarif Vario der Groupe E und das innovative TOP-40 Modell der Elektra Jegenstorf sind positive Beispiele, die zeigen, wie dynamisches Demand-Side- Management und flexible Einspeisemodelle effektiv umgesetzt werden können. Solche Modelle, so ergab eine Studie des VSE und der ETH, könnten die postulierten Netzausbaukosten um bis zu 50 % senken.

Energiesparen verliert an Bedeutung

VESE kritisiert, dass das neue CKW-Tarifmodell den sparsamen Umgang mit Strom faktisch bestraft. Durch die Einführung einer fixen Grundgebühr und eines leistungsgebundenen Netztarifs wird der Wert von eingespartem Strom erheblich gemindert. Während bisher das Stromsparen – praktisch die Erzeugung von „Negawatt“ – durch vermiedene Netzgebühren belohnt wurde, reduziert sich diese Ersparnis nun um etwa 4 Rappen pro eingesparter Kilowattstunde.

In Zeiten, in denen das Stromgesetz verbindliche Effizienzsteigerungen vorschreibt, ist es kontraproduktiv, dass freiwilliges stromsparendes Verhalten der Verbraucher weniger belohnt wird. Denn insbesondere Endkunden, die keine automatisierten Steuerungsmöglichkeiten wie Wärmepumpen oder Ladestationen besitzen, orientieren sich eher am Gesamtenergieverbrauch als an einzelnen Leistungsspitzen.

Aufruf zur Überarbeitung des CKW-Tarifmodells

VESE fordert CKW eindringlich auf, ihr Tarifmodell zu überdenken und sich an bewährten, netzdienlichen Ansätzen zu orientieren, die sowohl Endkunden als auch Betreibern von PV-Anlagen zugutekommen. Nur so kann die Energiewende in der Schweiz sinnvoll unterstützt und vorangetrieben werden.

Text: VESE

Freitag, 6. September 2024

100 Prozent Erneuerbare Energien sind erreichbar

Die Vorstände der 2014 gegründeten „Global 100 % Renewable Energy Platform“ haben sich zum Ziel gesetzt, die solare Weltrevolution so rasch wie möglich und global zu organisieren. Bei ihrer Gründung war dieses Ziel bei vielen Energieexperten noch umstritten. Doch heute ist dieses Ziel weltweit anerkannt – von der lokalen Ebene bis zur globalen. Das ist auch ein wesentliches Verdienst dieser Plattform - ein Essay des deutschen Energie-Journalisten Franz Alt.

Die fünf Mitglieder des Vorstands und des Exekutiv-Komitees schätzen die Chancen für die solare Weltrevolution so ein:

  • Stefan Gsänger (World Wind Energy Association, WWEA): „Für uns ist die Globale Plattform für 100 % erneuerbare Energien zu einem wichtigen Akteur und einer Allianz geworden, die die globale Avantgarde der Energiewende zusammenbringt und eine langfristige Vision für die Welt weit über das Jahr 2030 hinaus entwirft. Wir brauchen ein solch breites und ehrgeiziges Bündnis, das sich auf Bottom-up-Ansätze konzentriert und den Nutzen für die Menschen und Gemeinschaften in den Mittelpunkt der Transformation stellt.“
  • Tetsu lida (Institute for Sustainable Energy Policies): „In den zehn Jahren seit dem Start der Global100RE-Plattform hat sich die Welt dramatisch verändert. Erneuerbare Energien haben sich von einem Nischenmarkt zu einem Mainstream-Markt entwickelt, der eine zentrale Rolle bei der Bewältigung der Klimakrise und der Gewährleistung der Energiesicherheit spielen wird. Darüber hinaus hat sich das Ziel, 100 % erneuerbare Energien zu erreichen, von einer fernen Vision zu einer greifbaren Realität entwickelt. Wir sind zuversichtlich, dass sich diese Plattform weiter entwickeln und zu diesem spannenden neuen Kapitel beitragen wird.“
  • Janet Milongo,  (CAN International, Kenia) : „Die Global 100% RE-Plattform spielt eine Schlüsselrolle bei der Förderung der Zusammenarbeit zwischen nichtstaatlichen Akteuren, um 100% erneuerbare Energien ganz oben auf der globalen Agenda zu halten und einen vollständig finanzierten, gerechten und ausgewogenen Übergang zu 100% erneuerbaren Energien weltweit zu fördern, der ein wirklich auf den Menschen ausgerichtetes, flexibles, erschwingliches und nachhaltiges Energiesystem der Zukunft bietet“.
  • Dave Renne (Internationale Gesellschaft für Solarenergie ISES, Freiburg): „Die Vision der International Solar Energy Society ist eine Welt, die zu 100 % aus erneuerbaren Energien besteht, die effizient und klug eingesetzt werden.  Ich habe die Plattform als einen starken Partner kennengelernt, um zu vermitteln, wie ein solches Ziel wirtschaftlich und gerecht erreicht werden kann.
  • Maryke van Staden (Local Governments for Sustainability, ICLEI, Bonn): Das ICLEI-Netzwerk aus lokalen und regionalen Regierungen sowie unsere Experten setzen sich leidenschaftlich für eine nachhaltige Entwicklung ein. Wir setzen uns für sichere und erschwingliche Energie ein, d. h. für einen Übergang zu 100 % erneuerbaren Energien… Dieses spannende Geschäftsmodell wird sich nicht nur positiv auf den Klimawandel und eine widerstandsfähige Infrastruktur auswirken, sondern auch eine nachhaltige sozioökonomische Entwicklung gewährleisten, die einen auf den Menschen ausgerichteten Ansatz in einer Zeit unterstützt, in der ein gerechter und integrativer Übergang unerlässlich ist. ICLEI verwaltet das globale Netzwerk der zu 100 % erneuerbaren Städte und Regionen, das all jenen zur Seite steht, die ihren umweltfreundlichen Übergang beschleunigen wollen.“

Wenn man diese fünf Statements der mit viel Erfahrung mit erneuerbaren  Energien gesegneten Vertreterinnen und Vertreter einer hundertprozentigen Energiewende durchdenkt, kann man an der solaren Weltrevolution nicht mehr zweifeln. Dann ist klar: Das Solarzeitalter beginnt – Die Sonne gewinnt.

Anlässlich des World Renewable Day 2024, am 22. Juni,  erklärte die Global 100% Renewable Energy Platform (100REP):

„Angesichts der eskalierenden Klimakrise ist es dringender denn je, die weltweite Energieversorgung so schnell wie möglich vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen. Der Planet Erde kann keine weiteren Treibhausgasemissionen mehr verkraften, da die Klimakrise bereits Realität ist.

Die Umstellung von einem zentralisierten, auf nuklearen und fossilen Brennstoffen basierenden Energiesystem auf eine erneuerbare Energieversorgung bietet die einmalige Gelegenheit, globale soziale Ungleichheiten auszugleichen, indem ein großer Teil der Weltwirtschaft von den Wenigen auf die Vielen umverteilt wird. Die Sonne und der Wind gehören allen. Ein dezentrales erneuerbares Energiesystem, das von unten nach oben aufgebaut wird, kann allen Menschen Zugang zu Energie und Energiesicherheit verschaffen“.

Die globale Verdreifachung der erneuerbaren Energien bis 2030, beschlossen auf dem Weltklimagipfel 2023 in Dubai,  ist ein wichtiges Ziel, kann aber nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einer 100%igen Versorgung mit erneuerbaren Energien sein, die im nächsten Jahrzehnt erreicht werden muss.

Die Energie- und Klimapolitik darf nicht Großinvestoren bevorzugen, sondern muss die gleichberechtigte Teilhabe aller Bürgerinnen und  Bürger auf der ganzen Welt sicherstellen. Die Welt muss die für diesen globalen Wandel erforderlichen finanziellen Mittel bereitstellen. So ist auch das Paris-Ziel erreichbar, wonach es nicht wärmer als 1.5 Grad werden darf im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Um diesen Wandel zu erleichtern, brauchen wir spezielle Finanzfazilitäten, die den Wandel unterstützen und insbesondere lokale Investitionen und lokale Investoren in den so genannten Entwicklungsländern – und insbesondere Gemeinden, Haushalte, Kommunen, Genossenschaften, Kleinbauern usw. – fördern.

Global100REP fordert daher einen Globalen Fonds für erneuerbare Energien, „der sich auf den Aufbau und die Finanzierung des erneuerbaren Energiesystems von unten nach oben konzentriert. Global100REP fordert die globale Gemeinschaft für erneuerbare Energien auf, die Grundstrukturen eines solchen Fonds festzulegen, der auf den Grundsätzen der Gleichheit, der Beteiligung und der Inklusivität beruhen muss, um sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird, weder in städtischen noch in ländlichen Gebieten, und dass auch marginalisierte Gemeinschaften in vollem Umfang profitieren können.“

Das Evangelium der Sonne ist die Frohbotschaft des 21. Jahrhunderts.

Quelle: FRANZ ALT 2024