Am Donnerstag und Freitag trifft sich die Schweizer Solarbranche an der 19. Nationalen Photovoltaik-Tagung in Bern (und online). Thema ist nichts weniger als die grosse anlaufende Transformation der Schweizer Energieversorgung. Nach dem knappen Nein zum CO2-Gesetz braucht die Schweiz erst recht rasche und wirksame Massnahmen zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Energien.
Das weitaus grösste
Potenzial zur Stromerzeugung in der Schweiz hat die Photovoltaik (PV).
Erfreulicherweise gewinnt der Schweizer Solarausbau denn auch endlich an
Schwung: Der Zubau im Jahr 2020 war erfreulicherweise 30-39% höher als
im Vorjahr und somit auf Rekordniveau*. Dieser jährliche Zubau muss in
den nächsten Jahren um den Faktor 3-4 gesteigert werden.
Die Schweiz sucht weiterhin nach neuen Wegen zur Reduktion des CO2-Ausstosses.
Unbestrittene wichtige Hebel dabei sind die Elektrifizierung der
Mobilität und der Heizungen, die zusammen mehr als die Hälfte unserer
Treibhausgasemissionen verursachen. Die steigenden Verkaufszahlen bei
Elektromobilität und Wärmepumpen zeigen, dass dieser Wandel bereits im
Gang ist. Momentan stagnieren zwar trotz angelaufener Elektrifizierung
die Stromverbrauchszahlen, aber längerfristig dürften sie wieder
ansteigen, während gleichzeitig der Wegfall der Atomkraftwerke zu
kompensieren ist.
Es besteht weitgehender Konsens, dass der
daraus erwachsende zusätzliche Schweizer Strombedarf zu einem Grossteil
mit PV zu decken ist. Dazu passt auch die heute präsentierte neue
Ökobilanz der Photovoltaik: Innerhalb von 10 Jahren hat sich die CO2-Bilanz von Photovoltaik weiter massiv verbessert. Der CO2-Ausstoss
über den ganzen Lebenszyklus konnte halbiert werden, eine PV-Anlage
liefert während ihrer Lebensdauer 15-20 Mal mehr Energie als ihre
Herstellung benötigt.
Grosse Einigkeit: Das Zubautempo muss vervielfacht werden. Das schafft auch viele neue Jobs, die Ziele sind hochgesteckt: Die Energieperspektiven 2050+ des
Bundesrats rechnen mit jährlich 34 Terawattstunden (TWh)
Solarstromproduktion bis 2050. Aus Sicht des Fachverbands Swissolar, der die PV-Tagung jedes Jahr wieder organisiert, sollten es gar 45
TWh sein. Einigkeit besteht darüber, dass der jährliche PV-Zubau
gegenüber heute rasch um den Faktor 3 bis 4 gesteigert werden muss.
Dabei ist die Photovoltaik nicht nur ökologisch sondern auch
wirtschaftlich und sozial eine Chance: Laut einer ZHAW-Studie könnte eine Solar-Offensive in den nächsten 5 Jahren rund 10'000 zusätzliche Stellen schaffen und damit den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Pandemie massgeblich unterstützen.
Es braucht deshalb rasch weitere optimierte Rahmenbedingungen und mehr
Investitionssicherheit, damit das immense brachliegende Potenzial auf
Schweizer Dächern und Fassaden genutzt wird und Tausende von Stellen in
den Regionen geschaffen werden. Wichtigste nächste Schritte: Kleine bis mittlere Dächer schnell solarifizieren und die Winterproduktion ankurbeln: Nationalrat Jürg Grossen (GLP) gibt als neuer Swissolar-Präsident
seinen Einstand an der PV-Tagung und zeigt auf, wie die Solarbranche den
grossen Ausbau bewältigen kann: Der PV-Ausbau in der Schweiz wird
vorwiegend auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden stattfinden. Nach einer neuen Auswertung von Swissolar bergen kleinere und mittlere Anlagen von unter 150 m2 auf den Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern fast die Hälfte des einfach erschliessbaren Solarpotenzials. Es ist deshalb prioritär, dass insbesondere für diese Anlagen
Investitionssicherheit geschaffen wird. Ein probates Mittel dazu wäre
ein minimaler Rückliefertarif von 10 Rp/kWh, wie ihn kürzlich der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) gefordert hat.
Mittelfristig wird auch die Winterproduktion von Strom zunehmend
wichtiger. Alpine Solaranlagen haben eine deutlich höhere
Winterproduktion als solche im Mittelland – zwei Referate an der Tagung
zeigen auf, was da möglich ist. Passend dazu kommt ein Zwischenbericht
von der Muttsee-Baustelle, wo derzeit die grösste alpinen Solaranlage
der Schweiz gebaut wird
In der Politik bewegt sich schon einiges mindestens in die richtige
Richtung: Mit dem vom Bundesrat vorgestellten «Bundesgesetz über eine
sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» soll mittels
Anpassung der Förderung und mit Änderungen im Strommarkt ein jährlicher
PV-Ausbau von 700 MW erreicht werden. Immerhin fast eine Verdoppelung
des heutigen Zubaus, aber nicht genug. Es braucht hier aus Sicht von
Swissolar eine Anpassung vonseiten des Parlaments.
Fachleute
aus Verwaltung, Elektrizitätswirtschaft und Solarbranche diskutieren die
Gesetzesvorlage und andere drängende Themen anlässlich der dieses Jahr
hybrid stattfindenden 19. Nationalen Photovoltaik-Tagung im Kursaal
Bern. Die diesjährige Tagung wird unter Schutzauflagen im Kursaal Bern
durchgeführt, zudem wird ein Streaming angeboten. Die Tagung wird
veranstaltet von Swissolar, EnergieSchweiz und dem Verband
Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE.
Weitere Auskünfte
David Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar, stickelberger@swissolar.ch, +41 (0)79 323 18 68
Jürg Grossen, Präsident Swissolar, juerg.grossen@parl.ch, +41 (0)79 444 94 65
Claudio De Boni, Kommunikation Swissolar, deboni@swissolar.ch, +41 (0)76 385 26 87
Über Swissolar
Swissolar vertritt als Branchenverband die Interessen von 800
Verbandsmitgliedern mit rund 7‘000 Arbeitsplätzen der Schweizer
Solarenergiebranche in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den
regulierenden Behörden.
Die Sonne liefert der Schweiz jährlich
200-mal mehr Energie als wir brauchen. Swissolar setzt sich für die
Energiewende hin zu einer Energieversorgung ohne den Einsatz fossiler
oder nuklearer Energieträger ein. Wärme und Strom von der Sonne nehmen
dabei eine zentrale Stellung ein.
www.swissolar.ch
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