Donnerstag, 1. Juli 2021

PV-Tage unter Eindruck des Rekords beim Zubau

Am Donnerstag und Freitag trifft sich die Schweizer Solarbranche an der 19. Nationalen Photovoltaik-Tagung in Bern (und online). Thema ist nichts weniger als die grosse anlaufende Transformation der Schweizer Energieversorgung. Nach dem knappen Nein zum CO2-Gesetz braucht die Schweiz erst recht rasche und wirksame Massnahmen zur Reduktion des Verbrauchs fossiler Energien.

Das weitaus grösste Potenzial zur Stromerzeugung in der Schweiz hat die Photovoltaik (PV). Erfreulicherweise gewinnt der Schweizer Solarausbau denn auch endlich an Schwung: Der Zubau im Jahr 2020 war erfreulicherweise 30-39% höher als im Vorjahr und somit auf Rekordniveau*. Dieser jährliche Zubau muss in den nächsten Jahren um den Faktor 3-4 gesteigert werden.

Die Schweiz sucht weiterhin nach neuen Wegen zur Reduktion des CO2-Ausstosses. Unbestrittene wichtige Hebel dabei sind die Elektrifizierung der Mobilität und der Heizungen, die zusammen mehr als die Hälfte unserer Treibhausgasemissionen verursachen. Die steigenden Verkaufszahlen bei Elektromobilität und Wärmepumpen zeigen, dass dieser Wandel bereits im Gang ist. Momentan stagnieren zwar trotz angelaufener Elektrifizierung die Stromverbrauchszahlen, aber längerfristig dürften sie wieder ansteigen, während gleichzeitig der Wegfall der Atomkraftwerke zu kompensieren ist.
 
Es besteht weitgehender Konsens, dass der daraus erwachsende zusätzliche Schweizer Strombedarf zu einem Grossteil mit PV zu decken ist. Dazu passt auch die heute präsentierte neue Ökobilanz der Photovoltaik: Innerhalb von 10 Jahren hat sich die CO2-Bilanz von Photovoltaik weiter massiv verbessert. Der CO2-Ausstoss über den ganzen Lebenszyklus konnte halbiert werden, eine PV-Anlage liefert während ihrer Lebensdauer 15-20 Mal mehr Energie als ihre Herstellung benötigt.
 
Grosse Einigkeit: Das Zubautempo muss vervielfacht werden. Das schafft auch viele neue Jobs, die Ziele sind hochgesteckt: Die Energieperspektiven 2050+ des Bundesrats rechnen mit jährlich 34 Terawattstunden (TWh) Solarstromproduktion bis 2050. Aus Sicht des Fachverbands Swissolar, der die PV-Tagung jedes Jahr wieder organisiert, sollten es gar 45 TWh sein. Einigkeit besteht darüber, dass der jährliche PV-Zubau gegenüber heute rasch um den Faktor 3 bis 4 gesteigert werden muss. Dabei ist die Photovoltaik nicht nur ökologisch sondern auch wirtschaftlich und sozial eine Chance: Laut einer ZHAW-Studie könnte eine Solar-Offensive in den nächsten 5 Jahren rund 10'000 zusätzliche Stellen schaffen und damit den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Corona-Pandemie massgeblich unterstützen.
 
Es braucht deshalb rasch weitere optimierte Rahmenbedingungen und mehr Investitionssicherheit, damit das immense brachliegende Potenzial auf Schweizer Dächern und Fassaden genutzt wird und Tausende von Stellen in den Regionen geschaffen werden. Wichtigste nächste Schritte: Kleine bis mittlere Dächer schnell solarifizieren und die Winterproduktion ankurbeln: Nationalrat Jürg Grossen (GLP) gibt als neuer Swissolar-Präsident seinen Einstand an der PV-Tagung und zeigt auf, wie die Solarbranche den grossen Ausbau bewältigen kann: Der PV-Ausbau in der Schweiz wird vorwiegend auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden stattfinden. Nach einer neuen Auswertung von Swissolar bergen kleinere und mittlere Anlagen von unter 150 m2 auf den Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern fast die Hälfte des einfach erschliessbaren Solarpotenzials. Es ist deshalb prioritär, dass insbesondere für diese Anlagen Investitionssicherheit geschaffen wird. Ein probates Mittel dazu wäre ein minimaler Rückliefertarif von 10 Rp/kWh, wie ihn kürzlich der Verband unabhängiger Energieerzeuger (VESE) gefordert hat.
 
Mittelfristig wird auch die Winterproduktion von Strom zunehmend wichtiger. Alpine Solaranlagen haben eine deutlich höhere Winterproduktion als solche im Mittelland – zwei Referate an der Tagung zeigen auf, was da möglich ist. Passend dazu kommt ein Zwischenbericht von der Muttsee-Baustelle, wo derzeit die grösste alpinen Solaranlage der Schweiz gebaut wird
 
In der Politik bewegt sich schon einiges mindestens in die richtige Richtung: Mit dem vom Bundesrat vorgestellten «Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien» soll mittels Anpassung der Förderung und mit Änderungen im Strommarkt ein jährlicher PV-Ausbau von 700 MW erreicht werden. Immerhin fast eine Verdoppelung des heutigen Zubaus, aber nicht genug. Es braucht hier aus Sicht von Swissolar eine Anpassung vonseiten des Parlaments.
 
Fachleute aus Verwaltung, Elektrizitätswirtschaft und Solarbranche diskutieren die Gesetzesvorlage und andere drängende Themen anlässlich der dieses Jahr hybrid stattfindenden 19. Nationalen Photovoltaik-Tagung im Kursaal Bern. Die diesjährige Tagung wird unter Schutzauflagen im Kursaal Bern durchgeführt, zudem wird ein Streaming angeboten. Die Tagung wird veranstaltet von Swissolar, EnergieSchweiz und dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE.


Weitere Auskünfte
David Stickelberger, Geschäftsleiter Swissolar, stickelberger@swissolar.ch, +41 (0)79 323 18 68
Jürg Grossen, Präsident Swissolar, juerg.grossen@parl.ch, +41 (0)79 444 94 65
Claudio De Boni, Kommunikation Swissolar, deboni@swissolar.ch, +41 (0)76 385 26 87
 
Über Swissolar
Swissolar vertritt als Branchenverband die Interessen von 800 Verbandsmitgliedern mit rund 7‘000 Arbeitsplätzen der Schweizer Solarenergiebranche in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den regulierenden Behörden.

Die Sonne liefert der Schweiz jährlich 200-mal mehr Energie als wir brauchen. Swissolar setzt sich für die Energiewende hin zu einer Energieversorgung ohne den Einsatz fossiler oder nuklearer Energieträger ein. Wärme und Strom von der Sonne nehmen dabei eine zentrale Stellung ein.

www.swissolar.ch

*) Schätzung aufgrund von bisher verfügbaren Zahlen. Die Statistik Sonnenenergie 2020 wird voraussichtlich am 13. Juli 2021 veröffentlicht. 
 
Stets aktuelle Tweets zur Tagung unter: twitter.com/rehsche
 

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