Donnerstag, 9. Oktober 2014

PV-Preise gleichauf mit Erdgas

Trotz aller Probleme ist und bleibt Deutschland Vorreiter der Energiewende. Eine neue Metaanalyse vergleicht nun 20 wissenschaftliche Studien im Hinblick auf prognostizierte Stromgestehungskosten für den deutschen Markt. Die Überlegungen weisen Parallelen zum schweizerischen auf  - und zeigen die künftige Überlegenheit des Sonnenstroms (der Photovoltaik PV).

Angesichts der notwendigen Erneuerung des deutschen Kraftwerksparks stellt sich die Frage, ob eine Modernisierung der Stromversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien zu höheren Kosten für die Verbraucher führt als der Bau neuer fossiler Kraftwerke. Eine wichtige Vergleichsgröße dafür sind die Stromgestehungskosten. Das sind die durchschnittlichen Kosten, die für die Errichtung und den Betrieb von Kraftwerken bezogen auf die erzeugte Strommenge anfallen. In der diese Woche veröffentlichten Metaanalyse stellt die deutsche Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) die aktuellen und bis 2050 prognostizierten Stromgestehungskosten fossiler und regenerativer Kraftwerke von 20 wissenschaftlichen Studien gegenüber. Ein Ergebnis des Vergleichs: „Erneuerbare Energien sind zum Teil heute schon wettbewerbsfähig. An guten Standorten können die Stromgestehungskosten neuer Windenergie- und Photovoltaikanlagen sogar niedriger ausfallen als die neuer fossiler Kraftwerke“, resümiert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien. 

Alle in der Metaanalyse der AEE verglichenen Studien gehen vor dem Hintergrund der deutschen Klimaschutzziele und absehbarer weiterer technologischer Fortschritte bei den Erneuerbaren Energien davon aus, dass Strom aus Wind und Sonne in den kommenden Jahren noch günstiger, Strom aus den endlichen Rohstoffen Kohle und Erdgas hingegen teurer wird. „Deshalb ist es auch wirtschaftlich sinnvoller auf Erneuerbare Energien zu bauen, statt veraltete durch neue Kohlekraftwerke zu ersetzen“, so Vohrer. 

Die Kosten der Photovoltaik lagen im Jahr 2013 bei 7,9 bis 16,6 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh) und damit an guten Standorten gleichauf mit Erdgas (7,6 bis 10,0 ct/kWh). Photovoltaikanlagen, die im Jahr 2015 ans Netz gehen, könnten den analysierten Studien zufolge mit 7,8 bis 14,7 ct/kWh je nach Standort bereits zu den gleichen Kosten produzieren wie neue Steinkohlekraftwerke mit 8 bis 10,3 ct/kWh. 

Die Stromgestehungskosten der Windenergie an Land lagen laut aktuellen Studien im Jahr 2013 zwischen 4,5 und 10,9 ct/kWh. Damit produzieren neue Windenergieanlagen an sehr windreichen Standorten schon zum gleichen Preis wie neue Braunkohlekraftwerke (3,9 bis 5,4 ct/kWh). Im Jahr 2020 könnten Windenergieanlagen an besonders geeigneten Standorten Strom erzeugen, der nur noch 4,2 ct/kWh kostet. Damit wären sie teilweise günstiger als neu errichtete Braunkohlekraftwerke: Diese könnten Strom 2020 vermutlich zu Preisen zwischen 6 ct/kWh und 8,5 ct/kWh erzeugen. 

Die Kosten von Kohlekraftwerken hängen stark vom Preis für Emissionszertifikate ab. Jene in der Metaanalyse untersuchten Studien, die von relativ niedrigen Stromgestehungskosten bei Kohlekraftwerken ausgehen, rechnen gänzlich ohne CO2-Kosten oder auch für die Zukunft mit geringen Zertifikatspreisen von maximal 30 Euro pro Tonne. Zum Vergleich: Die externen Kosten einer Tonne CO2 werden von Klimawissenschaftlern mit rund 80 Euro angegeben und Studien mit ambitionierten Klimaschutzzielen gehen auch davon aus, dass der Ausstoß von Kohlendioxid künftig mit Kosten in dieser Größenordnung belegt wird. Derzeit liegt der Preis für ein Zertifikat allerdings nur bei etwa sechs Euro.

Auch die Auslastung der Kraftwerke spielt eine entscheidende Rolle. „Angesichts der zunehmenden Anteile von Sonnen- und Windstrom an der Stromerzeugung erscheinen die hohen Volllaststunden für fossile Kraftwerke, welche die Mehrheit der untersuchten Studien für die Jahre 2030 und 2050 annehmen, nicht besonders realistisch“, analysiert AEE-Geschäftsführer Vohrer. Mit einer geringeren Auslastung der fossilen Kraftwerke lägen die Kosten für Kohlekraftwerke jedoch noch höher und die Erneuerbaren Energien noch klarer im Vorteil. Besonders, wenn die Technik zur Abscheidung, Transport und Endlagerung von CO2 (Carbon Capture, Transport and Storage – CCTS) die Klimabilanz fossiler Kraftwerke verbessern sollte, wäre Kohlestrom keine kostengünstige Option. Die Stromgestehungskosten von Braunkohlekraftwerken mit CCTS lägen nach den in der Metastudie untersuchten Szenarien im Jahr 2030 zwischen 5,3 und 9,1 ct2014/kWh, bei Steinkohlekraftwerken mit CCTS wären es zwischen 7,5 und 13,3 ct2014/kWh. 

Sonnenenergie- und Windenergieanlagen werden Strom deutlich kostengünstiger erzeugen können. Längerfristig fällt die Bilanz für Sonne und Wind noch besser aus, so dass noch ein erheblicher Puffer für die Deckung der Kosten für die Systemintegration der fluktuierenden Erneuerbaren Energien bleibt. Die Stromerzeugung aus Biomasse und Biogas wird auch in Zukunft im Verhältnis zu der aus Wind und Sonne relativ teuer bleiben. Dennoch weist sie spürbare Kostensenkungspotenziale auf. In den Jahren 2013 und 2014 lag die Bandbreite der Stromgestehungskosten noch zwischen 11,5 und 21,8 ct/kWh. Im Jahr 2020 wären es den ausgewerteten Studien zufolge nur noch zwischen 9,9 und 17,3, im Jahr 2050 zwischen 7,6 und 16,8 ct/kWh. Damit wird Biogas gegenüber Erdgas konkurrenzfähig sein, welches 2020 zwischen 7 und 14,3, 2050 zwischen 6 und 25 ct/kWh kosten könnte. Regelbare Biogasanlagen können zudem eine wertvolle Ergänzung zu Wind und Sonne sein und die Wertschöpfung findet vim ländlichen Raum statt. 

„Der Kostenvergleich belegt die erfolgreiche Entwicklung, die Erneuerbare-Energien-Technologien in den vergangenen Jahren durchlaufen haben“. Der dynamische Ausbau bewirkte technologische Weiterentwicklungen, die zu signifikanten Kostensenkungen geführt haben. Die Förderung durch das EEG hat sich als sehr erfolgreich und zielführend erwiesen. Perspektivisch sind weitere Kostensenkungen möglich, wenn der Ausbau der Erneuerbaren Energien jetzt nicht abgewürgt wird“, so Vohrer.

 

Kontakt: Agentur für Erneuerbare Energien

Alena Müller
Pressereferentin
Tel: 030-200535-45
Fax: 030-200535-51
Mail: a.mueller@unendlich-viel-energie.de

www.unendlich-viel-energie.de

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