Sonntag, 21. Februar 2010

Atomstrom ist CO2-intensiv

Immer wieder führt die Atomlobby das Klimaargument ins Feld: Atomstrom produziere gar weniger CO2 als Sonnen- und Windstrom. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache.

Wieviel des schädlichen Treibhausgases im Atomstrom enthalten ist, hängt von der konsultierten Studie ab. Grundsätzlich lassen sich die Studien gemäss Schweizerischer Energie-Stiftung (SES) in zwei Gruppen einteilen. Die einen berücksichtigen den gesamten Uranzyklus und die damit verbundenen CO2-Emissionen. Dazu gehört etwa der Abbau, der in den nächsten Jahrzehnten, um einiges Energie- und deshalb auch CO2-intensiver wird, denn Uran ist endlich und das Gestein enthält immer weniger Uran. Dazu kommen Transport, Aufbereitung wie auch Rückbau der Anlagen und Lagerung der Abfälle. Andere Studien berücksichtigen nur Teile dieser Kette.

Die CO2-Belastung eines Atomkraftwerks ist wohl höher als von der Atomindustrie angegeben, liegt über jener der Erneuerbaren und ist nicht das einzige verursachte Umweltproblem (Bild: Gösgen bei Aarau, Guntram Rehsche).

 


Das äusserst breite Spektrum hat das Bundesamt für Energie BFE in der «BFE Literaturübersicht Kernenergie 2009» zusammengestellt. Das absolute Minimum berechneten Vorspools et al. (2000) mit 3 Gramm Kohlendioxid pro Kilowattstunde (g/kWh) Atomstrom. Interessant: Das AKW Beznau hatte 2008 eine Klimabilanz präsentiert, in der von 3,04 g/kWh die Rede ist – die Zahl musste erst kürzlich revidiert werden. Die Urankette ist komplex und intransparent, anscheinend kennt sie die Axpo selber nicht (siehe Medienmitteilung der Axpo unten). Ebenfalls wenig realistisch sieht es das Nuklearforum, das von einem Wert von 8 g/kWh ausgeht (Berechnung: Paul-Scherrer-Institut). Storm van Leeuwen et al. (2007) berechnete einen Kohlendioxid-Gehalt von Atomstrom von 139,1 g/kWh. Einen der höchsten Werte errechnete die WISE-Studie mit 230 g/kWh.

Für eine saubere Berechnung der CO2-Belastung von Atomstrom muss selbstverständlich die ganze Kette berücksichtigt werden. Dazu gehört die Förderung der Rohstoffe, der Transport, Bau, Rüchbau und Unterhalt eines Atomkraftwerks sowie die Verteilung des Stroms. Die Schweizerische Energie-Stiftung stützt sich deshalb auf einen Wert von ca. 100 g/kWh Atomstrom. Denn eines ist klar: Die Emissionen pro Kilowattstunde werden zukünftig noch massiv zunehmen, denn der Abbau des Urans wird immer energieintensiver werden. Auch interessant: Nach aktuellen Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) und der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) gibt es weltweit etwa 4,7 Millionen Tonnen wirtschaftlich abbaubare Vorkommen von Uran. Diese Vorräte reichen beim gegenwärtigen Jahresverbrauch noch etwa 65 Jahre.

Übrigens: Was die SES in ihrer Verlautbarung gar nicht erwähnt: Wind- und Solarstrom weisen eine CO2-Belastung von 4 resp. 78 g/kWh auf – liegen also so oder so unter der als plausibel anzunehmenden Belastung durch Atomstrom. Hinzu kommt, dass in einer Umweltbilanz eben nicht allein auf das eine Treibhausgas abzustützen ist – und dann schneidet die Atomstromproduktion ganz schlecht ab (nur schon beim Wasserverbrauch).

Quelle: Schweizerische Energiestiftung

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