Freitag, 30. Oktober 2020

PV-Markt: Zwischen Hoffen und Bangen

Anlässlich der am Donnerstag online durchgeführten Generalversammlung des schweizerischen Fachverbands für Sonnenenergie, Swissolar, diskutierte die versammelte Branche unter anderem die derzeit positiven aber angesichts der Pandemie mittelfristig ungewissen Perspektiven des Solarenergie-Marktes. 

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Swissolar-Geschäftsleiter David Stickelberger wies an der GV darauf hin, dass sich seit Jahresbeginn die Anmeldungen für die Einmalvergütung gegenüber der Vorjahresperiode fast verdoppelt hätten, wobei der Zuwachs bei grossen wie bei kleinen Anlagen stattfinde. Er sagte einen neuen Rekordzubau von über 400 Megawatt voraus, der allerdings immer noch deutlich unter dem erforderlichen Jahreszubau von über 1000 MW liege. Ob sich dieser positive Trend im nächsten Jahr fortsetze, hänge allerdings massgeblich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ab. Derzeit seien im Solarbereich viele Stellen ausgeschrieben – eine Kooperation mit von der Pandemie stark betroffenen Branchen wie zum Beispiel aus dem Event- und Veranstaltungsbereich finde derzeit punktuell bereits statt. Ein Wachstum in der Solarbranche könne somit im besten Fall auch wirtschaftliche Auswirkungen der Pandemie abfedern helfen.
 
Klare Unterstützung des CO2-Gesetzes: Die Swissolar-Mitglieder genehmigten an der GV die Erhebung eines einmaligen Sonderbeitrags zur Finanzierung der voraussichtlich bevorstehenden Abstimmungskampagne für das CO2-Gesetz. Vorgängig hatten Swissolar-Präsident und Nationalrat Roger Nordmann sowie AEE Suisse-Präsident Gianni Operto auf den dringenden Handlungsbedarf gegen die Klimaerhitzung und die zentrale Rolle der Solarenergie beim Aufbau einer CO2-neutralen Energieversorgung hingewiesen. Bei einer Ablehnung des Gesetzes gehe wertvolle Zeit für die Umstellung auf erneuerbare Energien verloren.
 
Das Label „Die Solarprofis“ wird gestärkt – Qualität noch höher gewichtet als bisher: Ein weiterer wichtiger Entscheid der online durchgeführten Generalversammlung war die beantragte Anpassung des Reglements zum Qualitätslabel „Die Solarprofis“. Das Label hilft Bauherrschaften qualifizierte Anbieter für den Bau hochwertiger Solaranlagen zu finden. Die Verbandsmitglieder stimmten einerseits dem Antrag zu, die Aufnahmebedingungen und Kontrollmechanismen des Labels weiter zu verschärfen. Dazu gehört unter anderem eine neue Selbstdeklaration sowie vermehrte Kontrollen. Andererseits genehmigten die Mitglieder auch eine Erhöhung des Jahresbeitrags für die Inhaber des Labels, um damit das Marketing und die Qualitätssicherung für „Die Solarprofis“ verstärken zu können. Genehmigt wurden zudem die statutarischen Geschäfte, also der Jahresbericht und die Rechnung des vergangenen Jahres.


> Jahresbericht Swissolar 2019
> Grafik: Photovoltaikmarkt Schweiz

Über Swissolar
Swissolar vertritt als Branchenverband die Interessen von 740 Verbandsmitgliedern mit rund 6‘000 Arbeitsplätzen der Schweizer Solarenergiebranche in der Öffentlichkeit, der Politik und gegenüber den regulierenden Behörden.

Quelle: swissolar.ch

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Sonntag, 25. Oktober 2020

Solarpreis: Einer und alle Gewinner*innen

Die 6,5-Megawatt-Solaranlage auf dem Verteilzentrum der Aldi Suisse im luzernischen Perlen ist wegweisend für die Strategie und den aktiven Ausbau des Solarsegments von Aventron - und einer der herausragenden Preisträger des diesjährigen Schweizer Solarpreises.

 


Die Stromproduktion aus Sonnenenergie ist ein wesentliches Standbein der schweizerischen und europäischen Energiewende. In der Schweiz wurden in den letzten Jahren durchschnittlich rund 300 Megawatt in neuer Photovoltaik-Kapazität pro Jahr zugebaut. In diesem Bereich ist Aventron einer der aktivsten Investoren und Betreiber und besitzt unter anderen die zwei grössten Dachanlagen der Schweiz: die 8,3 Megawatt Anlage in Onnens (VD) und die 6,5 Megawatt Anlage in Perlen (LU). Letztere gewann den Solarpreis 2020 in der Kategorie PlusEnergieBauten. Die Prämierung fand am 20. Oktober in Aarau unter der Ägide der Solar Agentur Schweiz statt. Die Projektpartner BE Netz, Aldi Suisse und aventron nahmen den Preis entgegen.

Aventron erwartet einen beschleunigten Ausbau der Solarenergie in der Schweiz, dies als essenzieller Baustein der Dekarbonisierung, der Netto-Null Zielsetzungen und der Energiestrategie 2050. aventron ist gut positioniert, um weiterhin zu den führenden Betreibern zu gehören. So übernahm aventron im Frühjahr 2020 das 10 Megawatt Portfolio Agere mit rund 30 PV-Anlagen im südlichen Tessin.

 

In Spanien ging im Juni zudem das 50 Megawatt Solarprojekt Bargas der aventron ans Netz. Ein Solarkraftwerk welches gänzlich ohne Subventionen wirtschaftlich betrieben werden kann. In Italien sind es 36 Megawatt in Freiflächen-Solarkraftwerken die für aventron Strom produzieren. Diese sollen über die nächsten Jahre mit 60 bis 80 Megawatt in neuen Projekten ergänzt werden. Zu diesem Zweck ist aventron aktiv in der Projektentwicklung mit eigener Pipeline tätig, sowohl in Italien wie auch in Frankreich. Diese neue Welle von Projekten wird, wie die Anlage Bargas, ohne Subventionen dem Netz erneuerbare Energie liefern.

 

Aventron AG, mit Sitz in Münchenstein, Schweiz, ist eine etablierte Produzentin von Strom aus erneuerbaren Energien im Mehrheitsbesitz der drei Schweizer Energieversorger Primeo Energie, Energie Wasser Bern und Stadtwerk Winterthur. Die Gesellschaft akquiriert und betreibt Kraftwerke in den Bereichen Wasser-, Sonne- und Windkraft in der Schweiz und in ausgewählten Ländern Europas. Das Unternehmen plant mittelfristig ein diversifiziertes und ausgewogenes Portfolio an erneuerbaren Energien mit einer installierten Gesamtleistung von 1000 Megawatt aufzubauen und somit ein führender Betreiber von dezentralen Kraftwerken in der Schweiz und Europa zu werden. Die aventron AG bietet eine attraktive Investitionsmöglichkeit in Energie-Infrastruktur für langfristig orientierte Investoren. Die Titel der Gesellschaft werden an der OTC-X der BEKB gehandelt (ISIN CH0023777235).

Quelle: Aventron 

Alle Gewinner*innen des Solarpreises hier: >>> solaragentur.ch

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Freitag, 23. Oktober 2020

Wenn die Jacke Solarstrom liefert

Einem Forscherteam der Empa und der ETH Zürich ist es gelungen, ein Material herzustellen, das wie ein leuchtender Solarkonzentrator funktioniert und gleichzeitig auf Textilien aufgebracht werden kann. Dies eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, Energie direkt dort zu produzieren, wo sie benötigt wird, nämlich bei der Nutzung von Alltagselektronik.

Der neu entwickelte Solarkonzentrator bei Bestrahlung
mit blauem LED-Licht:
Das Polymer-Material ist so flexibel, dass es sich
mit einer Pinzette biegen lässt. Bild: Empa

Unser Energiehunger ist unersättlich, er steigt gar mit dem zunehmenden Angebot an neuen elektronischen «Gadgets» andauernd weiter an. Zudem sind wir fast immer auf Achse und somit auf eine permanente Stromversorgung angewiesen, mit der Smartphone, Tablet und Laptop aufgeladen werden können. In Zukunft könnten dafür Steckdosen womöglich obsolet werden. Der Strom käme dann direkt aus der eigenen Kleidung. Mittels eines neuen Polymers, das auf Textilfasern aufgebracht wird, können Jacke, T-Shirt & Co. bald als Solarkonzentrator und damit als mobiler Energielieferant fungieren.

Leuchtstoffe flexibel machen: Schon heute werden Materialien in der Solarindustrie eingesetzt, die in der Lage sind, indirektes oder Umgebungslicht für die Energiegewinnung zu nutzen. Diese Materialien enthalten spezielle Leuchtstoffe und werden als «Luminescent Solar Concentrators», kurz LSC, bezeichnet. Die Leuchtstoffe in den LSC fangen indirekte Lichtstrahlen, also diffuses Umgebungslicht, ein und leiten sie zur eigentlichen Solarzelle weiter, die Licht dann in elektrische Energie umwandelt. LSC sind bisher jedoch nur als steife Bauteile erhältlich und für den Einsatz in Textilien ungeeignet, da sie weder flexibel noch durchlässig für Luft und Wasserdampf sind. Einem interdisziplinären Forscherteam um Luciano Boesel aus der Abteilung «Biomimetic Membranes and Textiles» gelang es nun, verschiedene dieser Leuchtstoffe in ein Polymer einzubringen, das genau diese Flexibilität und Luftdurchlässigkeit mitbringt.

Grundlage für dieses neue Material bilden «Amphiphilic Polymer Co-Networks», auf Deutsch «amphiphilische Polymer-Konetzwerke» oder kurz APCN, ein in der Forschung seit langem bekanntes Polymer, das auf dem Markt bereits in Form von Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen erhältlich ist. Die besonderen Eigenschaften des Polymers – Durchlässigkeit für Luft- und Wasserdampf sowie Flexibilität und Stabilität – sind auch im menschlichen Auge von Vorteil und ergeben sich aus den besonderen chemischen Eigenschaften. «Wichtig für die Wahl genau dieses Polymers ist die Tatsache, dass wir hier zwei nicht-mischbare Leuchtstoffe im Nanometermassstab einbauen und diese interagieren können. Es gäbe auch andere Polymere, in die diese Leuchtstoffe integriert werden könnten, aber dabei würden sie miteinander verklumpen, und die Produktion von Energie wäre somit nicht mehr möglich», erklärt Boesel.

In Zusammenarbeit mit Kollegen aus den Empa-Abteilungen «Thin Films and Photovoltaics» und «Advanced Fibers» hat Boesels Team zwei unterschiedliche Leuchtstoffe dem Gelgewebe beigemischt und es dadurch zu einem flexiblen Solarkonzentrator gemacht. Genau wie auf grossflächigen Modulen fangen die Leuchtstoffe hier ein deutlich breiteres Spektrum an Lichtstrahlen ein, als es mit konventioneller Photovoltaik möglich ist. Die neuartigen Solarkonzentrator können auf Textilfasern aufgebracht werden, ohne dass das Textil brüchig und anfällig für Risse wird oder sich Wasserdampf in Form von Schweiss im Innern anstaut. Am Körper getragene Solarkonzentratoren bieten einen immensen Nutzen für den immer grösser werdenden Bedarf an Energie, insbesondere für tragbare Geräte.

Quelle: empa.ch

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Donnerstag, 22. Oktober 2020

Wie Deutschland klimaneutral wird

Mit einem großen Investitions- und Zukunftsprogramm lässt sich der Treibhausgasausstoß Deutschlands in 30 Jahren auf null reduzieren. Kohle, Öl und Gas werden in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen durch Strom und Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien ersetzt. Dazu muss der Zubau an Wind- und Solaranlagen in den nächsten zehn Jahren in etwa verdreifacht und das deutsche Klimaziel für 2030 auf -65 Prozent angehoben werden. Das zeigt eine umfangreiche Studie im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und Stiftung Klimaneutralität.

Innerhalb von 30 Jahren kann Deutschland sich in eine klimaneutrale Nation umbauen und weiter an Wohlstand und Wirtschaftskraft gewinnen. Hierzu bedarf es eines umfassenden Investitionsprogramms, das den Ausbau der Erneuerbaren Energien prioritär vorantreibt, die weitgehende Elektrifizierung von Verkehr, Wärme und Industrie umfasst, die energetische Sanierung fast aller Gebäude beinhaltet und den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur anstößt. In einem ersten Schritt würden die Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 sinken. Daran würde sich ein zweiter Schritt mit einem vollständigen Umstieg auf klimaneutrale Technologien anschließen, so dass die Emissionen um 95 Prozent sinken. Mit einem dritten Schritt würden schließlich nicht vermeidbare Restemissionen durch CO2-Abscheidung und -Lagerung ausgeglichen. So lauten die wichtigsten Ergebnisse einer umfangreichen Studie, die im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und der Stiftung Klimaneutralität erarbeitet wurde und deren Zusammenfassung heute vorgestellt wurde.

Mit einer Anhebung des Klimaziels 2030 um zehn Prozentpunkte auf -65 Prozent Treibhausgasemissionen würde Deutschland auch seinen Beitrag zu einem erhöhten EU-Klimaziel für 2030 leisten. Dieses wird derzeit als Teil des European Green Deal zwischen dem Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedsstaaten verhandelt, es wird voraussichtlich Ende des Jahres von bisher -40 Prozent auf -55 bis -60 Prozent angehoben. Wesentlicher Bestandteil einer beschleunigten Klimapolitik ist der ebenso deutlich beschleunigte Zubau von Wind- und Solarstromanlagen, er muss sich gegenüber heute verdreifachen. Das im aktuellen Entwurf des Erneuerbare-Energien-Gesetzes gesetzte Ziel eines Anteils von 65 Prozent Erneuerbaren Energien am Stromverbrauch im Jahr 2030 reicht für ambitionierteren und bezahlbaren Klimaschutz indes nicht aus, es müsste dafür auf 70 Prozent erhöht werden – bei gestiegenem Stromverbrauch aufgrund neuer Verbraucher wie Elektroautos und Wärmepumpen.

Energiewirtschaft: Bei der Photovoltaik ist der Studie zufolge eine Verdreifachung der aktuell installierten Leistung auf 150 Gigawatt bis 2030 nötig. Bei Windkraft an Land müsse sie von aktuell 54 auf 80 Gigawatt steigen. Die Windkraft auf See müsse von derzeit knapp 8 auf 25 Gigawatt im Jahr 2030 wachsen. Im Gegenzug würde der Ausstieg aus der Kohleverstromung beschleunigt und schon bis 2030 abgeschlossen. Die Energiewirtschaft würde in diesem Szenario zur Hauptsäule des Klimaschutzes in den nächsten zehn Jahren. Sie alleine kann die jährlichen CO2-Emissionen um 207 Millionen Tonnen senken, was in etwa der Hälfte der nötigen Minderung von 420 Millionen Tonnen im Jahr 2030 entspricht.

Bis 2050 steigt der Anteil Erneuerbarer Energien dann auf 100 Prozent am Stromverbrauch, wobei sich die Stromnachfrage aufgrund der sektorübergreifenden Elektrifizierung sowie durch die steigende Herstellung von Wasserstoff um rund 50 Prozent auf 960 Terawattstunden erhöhen wird. Gebraucht wird Wasserstoff auch als Speicher. Er wird in Back-up-Kraftwerken eingesetzt, die einspringen, wenn Wind- und Solaranlagen keinen Strom liefern können.

Verkehr: „Im Verkehrssektor ist der Ausstieg aus dem Öl eingeläutet“, sagt Christian Hochfeld, Direktor von Agora Verkehrswende. „Je schneller sich Automobilindustrie und Energielieferanten darauf einstellen, desto besser sind ihre langfristigen Marktchancen. Im Pkw-Markt werden sich batterieelektrische Fahrzeuge durchsetzen und Verbrenner bis spätestens 2035 europaweit verdrängen, so wie es sich in Kalifornien bereits abzeichnet.“ Bis 2030 werden demnach rund 14 Millionen Elektro-Pkw auf der Straße sein.  

Auch im Güterverkehr verlangt das Klimaneutralitätsszenario eine schnelle Elektrifizierung. Bis 2030 wird rund ein Drittel der Lkw-Fahrleistung mit Stromantrieb erbracht, vor allem mit Hilfe von Oberleitungen und Batterien. Für das Jahr 2050 ergibt das Szenario, dass jeweils etwa ein Drittel des Straßengüterverkehrs über Batterien, Oberleitungen und Brennstoffzellen angetrieben wird. Gleichzeitig wächst die Bedeutung der Schiene. Die Leistung des Schienengüterverkehrs steigt bis 2030 um 44 Prozent, während der Straßengüterverkehr nur geringfügig wächst.

Strombasierte synthetische Kraftstoffe kommen dem Szenario zufolge im Verkehr erst nach 2030 allmählich zum Einsatz, vor allem im Flug- und Schiffsverkehr, während der Anteil von Biokraftstoffen langfristig stark zurückgeht, weil Biomasse in anderen Sektoren effizienter genutzt werden kann und die Mengenpotenziale begrenzt sind. Zudem zeigt die Studie, dass Verkehr für die Klimaneutralität zunehmend auf Bus, Bahn, Fuß und Fahrrad verlagert wird. Die von Bus und Bahn erbrachte Personenverkehrsleistung verdoppelt sich nahezu bis 2035, während die des Pkw bis 2030 um 11 Prozent und bis 2050 um 30 Prozent sinkt.

Industrie: Für die Industrie ist neben der direkten Versorgung mit Strom aus Erneuerbaren Energien der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur entscheidend. In der Stahlindustrie etwa öffnet sich derzeit ein Gelegenheitsfenster: Rund die Hälfte der Hochöfen in Deutschland muss bis 2030 aus Altersgründen ersetzt werden; Anlagen, die anstelle von Kokskohle mit Wasserstoff betrieben werden, könnten den CO2-Ausstoß der Industrie drastisch senken. Bis 2050 wird Wasserstoff zudem nach und nach Erdgas als Rohstoff ersetzen. Neben inländisch hergestelltem Wasserstoff werden Wasserstoffimporte immer wichtiger werden. Die Studie geht davon aus, dass etwa drei Viertel des hierzulande benötigten Wasserstoffs außerhalb Deutschlands produziert werden wird. Gleichwohl werden sich nicht alle CO2-Emissionen in der Industrie vermeiden lassen. So entsteht beispielsweise bei der Zementproduktion während des Kalkbrennens stets CO2. Um solche Emissionen zu neutralisieren, führe kein Weg an einer Abscheidung und unterirdischen Deponierung (Carbon Capture and Storage; CCS) vorbei. In Kombination mit der Nutzung von Biomasse sei der Einstieg in die CCS-Technologie um 2030 auch unvermeidbar, um Restemissionen etwa in der Landwirtschaft auszugleichen.

Gebäude: In allen Bereichen spielt überdies die Steigerung der Energieeffizienz eine wichtige Rolle, besonders aber im Gebäudesektor. Denn trotz eines massiven Ausbaus der Erneuerbaren Energien werden Strom und Wasserstoff nicht im Überfluss zur Verfügung stehen. Aus diesem Grund haben die Autorinnen und Autoren der Studie in ihren Szenarien die vollständige energetische Sanierung des Gebäudebestands bis 2050 vorgesehen und stets mit der effizientesten Nutzung von Strom zum Heizen kombiniert. So haben sie beispielsweise Wärmepumpen zur Gebäudeheizung vorgezogen und gehen davon aus, dass bereits 2030 in sechs Millionen Gebäuden damit geheizt wird. Denn eine Wärmepumpe verbraucht mindestens fünfmal weniger Strom als nötig ist, um die gleiche Wärmeenergie aus elektrisch hergestelltem synthetischem Erdgas zu gewinnen.

Landwirtschaft: In der Landwirtschaft geht es bis 2030 vor allem darum, Methanemissionen aus Gülle zu verringern, etwa durch Vergärung in Biogasanlagen. Zudem werden vermehrt Kulturarten mit geringerem Bedarf an Stickstoffdünger angebaut. Zusätzlich lassen sich die Methanemissionen aus der Tierhaltung durch eine Verringerung der Tierbestände vermindern. Nicht vermeidbare Emissionen in der Landwirtschaft werden von 2050 an ebenso wie in der Industrie über CCS bei der Nutzung von Bioenergie neutralisiert.

Die Studie „Klimaneutrales Deutschland“ wurde von der Prognos AG, dem Öko-Institut und dem Wuppertal Institut im Auftrag von Agora Energiewende, Agora Verkehrswende und der Stiftung Klimaneutralität erstellt. Die Zusammenfassung mit Ergebnissen und Szenarioannahmen steht unter www.agora-energiewende.de,  www.agora-verkehrswende.de und www.stiftung-klima.de zum kostenfreien Download bereit. Die ausführliche Version der Studie mit Ergebnissen für alle Sektoren, Modellierungsvarianten und Methodenteil wird voraussichtlich am 9. November veröffentlicht.

 

Quelle: agora-energiewende.de

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Montag, 19. Oktober 2020

13 Gesuche für Sweet-Fördergelder beantragt

Welche Technologien müssen entwickelt werden, um erneuerbare Energien in ein nachhaltiges und stabiles Energiesystem zu integrieren? Das war der Themenbereich des ersten Calls des neuen Förderprogramms SWEET. Die Eingabefrist lief am 12. Oktober 2020 ab. Es wurden 13 Projekte eingereicht, die Wege hin zu einem nachhaltigeren Energiesystem aufzeigen.

Die Gesamt-Kosten für alle 13 Projekte zusammen gerechnet belaufen sich auf rund 170 Millionen Franken. Die Gesuchstellenden haben beim Bundesamt für Energie (BFE) SWEET-Fördergelder von rund 97 Millionen Franken beantragt. Der beantragte Förderbeitrag liegt damit bei allen eingegangenen Projekten zusammen bei etwas über 55 Prozent der budgetierten Gesamtkosten. Den Restbetrag beschaffen sich die beteiligten Forschungsgruppen selber. Dies zeigt, dass neben dem Bund auch die Privatwirtschaft und die Forschung ein Interesse daran haben, das Energiesystem nachhaltig zu verändern.

Die 13 Projekte werden in den nächsten Monaten von unabhängigen, vorwiegend internationalen Expert/innen evaluiert und auf einer Rankingliste eingereiht. Den Zuschlag für Fördergelder werden in diesem ersten SWEET-Call die besten vier Konsortien erhalten. Zur Verfügung stehen insgesamt 30 Millionen Franken. Ziel ist, Anfang 2021 den Förderentscheid zu fällen und im Frühjahr mit den ersten Forschungsarbeiten der erfolgreichen Konsortien zu starten.

Marktnahe Technologieentwicklung gefragt: Das Förderprogramm SWEET (SWiss Energy research for the Energy Transition) wurde am 26. Februar 2020 vom Bundesrat verabschiedet. Es richtet sich an die Forschergemeinschaft aber auch an die Privatwirtschaft und die öffentliche Hand. Ziel ist, dass sich auf der Wertschöpfungskette komplementäre Player und unterschiedliche Hochschultypen zusammenfinden, Kompetenzen bündeln und so relevante Forschungsfragen angehen und Erkenntnisse in marktnahe Technologieentwicklung über Pilot- und Demonstrationsprojekte einfliessen lassen.

Die Konsortien und Projekte werden in einer Reihe von thematischen Ausschreibungen in einem kompetitiven Verfahren ausgewählt. Die erste Ausschreibung stand unter dem Leitthema «Integration erneuerbarer Energien in ein nachhaltiges und resilientes Energiesystem» und stellt vier sogenannte «Research Challenges» (Forschungsaufgaben), welche über die nächsten 6 bis 8 Jahre bearbeitet werden sollen:

  • Verbesserung der Effizienz von erneuerbaren Energiesystemen durch Flexibilität und Sektorkopplung
  • Integration der dezentralen Versorgung mit erneuerbarer Energie in das schweizerische Energiesystem
  • Einsatz erneuerbarer Energien für Heizung und Kühlung
  • Nachhaltigkeit im Zentrum eines widerstandsfähigen Schweizer Energiesystems

 

Quelle: eneregeiaplus.com -  Philippe Müller, Leiter Energieforschung und Cleantech

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Samstag, 17. Oktober 2020

Photovoltaik alleiniger Motor der Energiewende?

Photovoltaik wird 2021 voraussichtlich alleiniger Motor der Energiewende in Deutschland sein. Dies geht aus jüngsten Prognosen der Übertragungsnetzbetreiber hervor. Demnach erwarten die Netzbetreiber einen Nettozuwachs bei der installierten Photovoltaik-Kapazität in Höhe von rund 5,4 Gigawatt (GW) bei der Photovoltaik (PV) nach 4,2 GW in 2020. Bei der Windkraft und der Bioenergie wird hingegen im kommenden Jahr ein Rückgang der installierten Kapazitäten erwartet.

Der Bundesverband Solarwirtschaft e. V. (BSW) warnt unterdessen vor einem zu geringen Ausbautempo bei der Solartechnik und vor einem Markteinbruch auch bei Solardächern im kommenden Jahr. Die Prognose der Netzbetreiber habe noch nicht die aktuelle Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes berücksichtigt. „Kommt es im Bundestag nicht zu erheblichen Nachbesserungen am Gesetzesentwurf, wird auch der Ausbau von PV-Dächern im kommenden Jahr stark rückläufig sein“, warnt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. 

Der BSW kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere einen geplanten Systemwechsel bei der Vergabe von Marktprämien hin zu Ausschreibungen, vom Bundeswirtschaftsministerium vorgesehene kostentreibende Anforderungen des Messwesens für Kleinanlagenbetreiber sowie die nicht EU-rechtskonforme Belastung selbst verbrauchter Solarstrommengen mit der EEG-Umlage. „Werden diese Marktbremsen nicht gelöst, könnte sich 2021 die neu installierte Solardach-Leistung halbieren. Zudem droht die Außerbetriebnahme von über 10.000 Solarstromanlagen“, so Körnig. 

 

Der BSW fordert seit längerer Zeit, den jährlichen Photovoltaikausbau nicht länger künstlich zu drosseln. Zur Vermeidung einer bereits im Jahr 2023 aufreißenden Stromerzeugungslücke und zur Umsetzung der Klimaziele ist nach übereinstimmender Auffassung vieler Wissenschaftler mindestens eine Verdreifachung der installierten Photovoltaikkapazität bis zum Jahr 2030 erforderlich. Die jährlichen Ausbauziele müssten im EEG in der Folge auf mindestens 10 Gigawatt angehoben werden. Der aktuelle Gesetzesentwurf zum EEG 2021 sieht nur die Hälfte vor, was von der Opposition, zunehmend aber auch innerhalb der Bundesregierung auf Kritik stößt.

 

Quelle: (Deutscher) Bundesverband Solarwirtschaft 

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Montag, 12. Oktober 2020

Solaraktien eilen wieder mal den fossilen davon

Der Solaraktienindex PPVX stieg letzte Woche um 12,4% auf 3.116, der NYSE Arca Oil um 4,7%. Der PPVX liegt mit +111,8% seit Jahresanfang 2020 währungsbereinigt rund 165 Prozentpunkte vor dem Erdölaktienindex NYSE Arca Oil (-53,4%). Die Top-3-Titel seit Jahresanfang sind SunRun (+417%), Enphase Energy (+318%)und Daqo New Energy (+284%).Der PPVX-Börsenwert beträgt rund 92,0 Mrd. Euro. Die grössten Gewinnerder Woche waren JinkoSolar Holding (+42%) und Shinsung E&G (+39%), die grössten Verlierer SunRun (-7%) und 7C Solarparken AG (-3%). Seit Anfang 2003 liegt der PPVX (+1.008%) rund 984 Prozentpunkte vor dem Erdölaktien-Index (mit +24%). Vivint Solar (letzter Kurs $ 43,08, +493% seit Jahresanfang) wurde von Sunrun übernommen und am 8.10.20 von Tainergy Tech ersetzt. Die Gewichtung von Jinko Solar wurde von 3 auf 4 erhöht, die von BCPG von 4 auf 3 reduziert.

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Der Solaraktienindex PPVX erscheint auf Solarmedia jeden Monat neu

Quelle: oeko-invest.net 

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Donnerstag, 8. Oktober 2020

Was hilft wirklich gegen den Klimawandel?

Länder, die CO2-Emissionen so schnell, substanziell und kostensparend wie möglich reduzieren möchten, sollten auf erneuerbare Energien statt auf Nuklearenergie setzen. Das legt eine Analyse von Daten aus 123 Ländern über einen Zeitraum von 25 Jahren hinweg nahe, die von der University of Sussex Business School und der International School of Management (ISM) durchgeführt wurde. Nuklearenergie führt auf nationaler Ebene nicht zu weniger CO2-Emissionen und sollte deshalb nicht als effektive kohlenstoffarme Energiequelle betrachtet werden.

Hilft nicht gegen CO2
AKW Gösgen
Bild: Guntram Rehsche

Die Forscher fanden in ihrer globalen Betrachtung heraus, dass erneuerbare Energien mit deutlich niedrigeren CO2-Emissionen einhergehen, während dies bei Nuklearenergie nicht der Fall ist. In ärmeren Ländern ist Atomkraft sogar mit höheren CO2-Emissionen verbunden. Die Studie, die in der renommierten Fachzeitschrift Nature Energy publiziert wurde, zeigt außerdem, dass erneuerbare Energien selten erfolgreich mit Nuklearenergie koexistieren. Vielmehr verdrängen sich die beiden Energiesysteme gegenseitig und beschränken damit ihre Effektivität.

Benjamin Sovacool, Professor für Energy Policy an der University of Sussex Business School, meint dazu: „Die Daten deuten klar darauf hin, dass Nuklearenergie zur CO2-Eindämmung die weniger effektive Variante darstellt. Nachdem Atomkraft zusätzlich kaum erfolgreich mit erneuerbaren Energien koexistieren kann, sollten Investitionen in Nuklearenergie anstelle von erneuerbaren Energien in Frage gestellt werden. Länder, die Investitionen in Nuklearenergie im großen Maßstab planen, riskieren, nicht ihr volles Potenzial im Kampf gegen den Klimawandel auszuschöpfen.“

Die Analyse der Forscher basiert auf Daten der Weltbank und der Internationalen Energieagentur von 1990 und 2014. Als möglicher Grund für die Inkompatibilität von Nuklearenergie und erneuerbaren Energien wird zum Beispiel die Ausgestaltung der Elektrizitätsübertragung und -verteilung angeführt. Die Einführung kleinteiliger Anlagen im Bereich erneuerbare Energien ist sehr zeitaufwändig und kostspielig, wenn die Netzstruktur für eine zentralisierte Produktion von Elektrizität (wie bei Nuklearenergie) optimiert ist.

Andrew Stirling, Professor für Science und Technology Policy an der University of Sussex Business School, sagt dazu: „Dieser Artikel entlarvt, wie irrational es ist, sich auf ein ‚do everything‘-Argument zu stützen, wenn es um Investitionen in Nuklearenergie geht. Unsere Ergebnisse zeigen nicht nur, dass diese Investitionen weniger wirksam hinsichtlich der Reduktion von CO2-Emissionen sind als Investitionen in erneuerbare Energien, sondern auch, dass Spannungen zwischen diesen beiden Investitionsstrategien einen wirksamen Kampf gegen den Klimawandel gefährden.“

Die Studie zeigt, dass Nuklearenergie nur in „reichen“ Ländern mit etwas geringeren CO2-Emissionen einhergeht. Dieser Zusammenhang ist jedoc
h deutlich schwächer als der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und CO2-Emissionen. Patrick Schmid, Professor für Quantitative Methoden an der International School of Management (ISM) in München, meint dazu: „Das Erstaunliche an der Datenlage ist, wie widerspruchsfrei sich die Ergebnisse lesen. Die Resultate sind über verschiedene Länder und Zeiträume hinweg sehr klar und konsistent.

Zudem ist der Zusammenhang zwischen erneuerbaren Energien und geringeren CO2-Emissionen ungefähr siebenmal stärker als der Zusammenhang zwischen Nuklearenergie und CO2-Emissionen.“ Götz Walter, Professor für Wirtschaftspsychologie an der International School of Management (ISM) in München, ergänzt: „Auch wenn die Datenlage keine Kausalschlüsse zulässt, ist die Eindeutigkeit der Analyseergebnisse überraschend. Für eine Verringerung der CO2-Emissionen sind erneuerbare Energien und nicht Nuklearenergie die richtige Strategie.“

Hintergrund
Die International School of Management (ISM) zählt zu den führenden privaten Wirtschaftshochschulen in Deutschland. In den einschlägigen Hochschulrankings rangiert die ISM regelmäßig an vorderster Stelle. Die ISM hat Standorte in Dortmund, Frankfurt am Main, München, Hamburg, Köln, Stuttgart und Berlin. An der staatlich anerkannten, privaten Hochschule in gemeinnütziger Trägerschaft wird der Führungsnachwuchs für international orientierte Wirtschaftsunternehmen in kompakten, anwendungsbezogenen Studiengängen ausgebildet. Alle Studiengänge der ISM zeichnen sich durch Internationalität und hohe Lehrqualität aus. Projekte in Kleingruppen gehören ebenso zum Hochschulalltag wie integrierte Auslandssemester und -module an einer der rund 190 Partneruniversitäten der ISM.

Montag, 5. Oktober 2020

13 Fraunhofer-Thesen zur Energiewende

Wie kann die Energiewende in Deutschland gelingen? Diese Frage gewinnt momentan zusätzlich Bedeutung, etwa durch die Diskussion, in welcher Form der Staat in der Krise Unternehmen und Branchen unterstützt, die für das Gelingen der Energiewende relevant sind.

Forschende des Fraunhofer Cluster of Excellence »Integrated Energy Systems« CINES haben auf Basis von drei Energiesystemmodellen 13 Thesen abgeleitet, die zeigen, wie ein treibhausgasneutrales Energiesystem für Deutschland aussehen kann. Darin beschreiben sie neben der Rolle der erneuerbaren Energien, wie sehr seltene Stromflauten überbrückt werden können und warum Digitalisierung und europäische Zusammenarbeit eine hohe Relevanz für das Gelingen der Energiewende haben.

Im Fokus der Thesen steht der nationale Energiesektor und die Frage, wie dieser gestaltet werden muss, damit Deutschland im Jahr 2050 95 Prozent weniger Treibhausgase (gegenüber 1990) emittiert. Dieses Ziel ergibt sich aus den Klimazielen des Pariser Abkommens von 2015 und aus den Klimazielen der Bundesregierung.

Die Kernpunkte: Erneuerbare Energien, insbesondere Wind- und Solarenergie, entwickeln sich bis 2050 zur wichtigsten Energiequelle. Der Endenergieverbrauch in Deutschland geht deutlich zurück, vor allem dort, wo heute fossile Energieträger wie Heizöl oder Erdgas dominieren. Gleichzeitig steigt der Stromverbrauch für Verkehr, Gebäudewärme und chemische Prozesse in der Industrie. Für den sehr seltenen Fall, dass an wind- und sonnenarmen Tage erneuerbare Energien nicht ausreichend Strom liefern, übernehmen regelbare Kraftwerke kostengünstig die Energieversorgung. Entscheidend für das Gelingen der Energiewende ist neben Digitalisierung, Forschung und Entwicklung außerdem eine europaweite Zusammenarbeit, beispielsweise bei der Identifizierung besonders ertragreicher Standorte oder bei notwendigen Infrastrukturprojekten in der regionalen Wärmeversorgung. Dem (grünen) Wasserstoff kommt schliesslich eine entscheidende Rolle zu (siehe auch These 11).

Die 13 Thesen basieren auf Erkenntnissen aus drei Szenario-Studien, in denen Forschende der vier CINES-Kerninstitute Fraunhofer ISE, Fraunhofer IEE, Fraunhofer ISI und Fraunhofer IEG unterschiedliche Aspekte der Energiewende modelliert haben. Zu diesen Aspekten zählen die Auswirkungen von Verhaltensänderungen, die Rolle von Verfahren zur Herstellung klimaneutraler Energieträger (Power-to-Gas und Power-to-Liquid), die zunehmende Verzahnung von Strom, Wärme und Mobilität und eine nationale Wasserstoffstrategie.

»Die 13 Thesen bieten eine Grundlage für eine klare Strategie in Richtung eines klimaneutralen Energiesystems für Deutschland«, sagt Mario Ragwitz, Institutsleiter des Fraunhofer IEG und Wissenschaftlicher Direktor des Clusters CINES. »In Zeiten der Krise braucht es genau das, um Investitionssicherheit in der Energiebranche zu gewährleisten.« Hans-Martin Henning, Institutsleiter des Fraunhofer ISE und Clustersprecher ergänzt: »Unsere Studienergebnisse liefern – bei aller Ungewissheit über zukünftige Entwicklungen – robuste Erkenntnisse zu Schlüsselmerkmalen eines zukünftigen Energiesystems, mit dem eine Einhaltung der Klimaschutzziele und zugleich eine sichere Versorgung gewährleistet werden.«

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Wie der Ausbau der Erneuerbaren gelingt

Klima und Energie gehören unweigerlich zusammen. Erneuerbare Energien in der Schweiz auszubauen ist neben einer Reduktion des Energieverbrauchs die wirksamste aller Klimaschutz-Massnahmen. Wie der Ausbau umweltverträglich gelingt und was es braucht, damit es vorwärts geht, haben ExpertInnen und PolitikerInnen aus der Schweiz und Europa an der SES-Fachtagung «Power fürs Klima» erörtert. Dabei wurde klar: Es gibt keine Ausreden mehr, die erneuerbaren Energien sind da.

Mitte Woche hat die Schweizerische Energie-Stiftung
SES im Technopark Zürich die Fachtagung «Power fürs Klima - Wie der Ausbau der erneuerbaren Energien gelingt» ausgerichtet. Vor vollen – wenn auch coronabedingt lichteren – Rängen sowie über einen Live-Stream haben rund 150 Personen den Referaten und Diskussionen beigewohnt.

Klima und Energie gehören unweigerlich zusammen: Die rasch voranschreitende Klimakrise ist DIE Herausforderung des 21. Jahrhunderts. «Wir als Klimaforschende sind besorgt. Die Klimaerwärmung findet heute und jetzt statt», erklärte Klimawissenschaftlerin Sonia Seneviratne von der ETH Zürich in ihrem Referat (Bild oben - Vergrössern mit Klick). «Und das Klimaproblem ist ein Energieproblem.» Die Energieversorgung müsse deshalb in den Fokus rücken. «Wir müssen das Zeitalter der fossilen Energieträger hinter uns lassen.»

Lernen vom Ausland: «Worauf wartet die Schweiz?», fragte
Energy Watch Group-Präsident Hans-Josef Fell (Bild rechts - Vergrössern mit Klick). Mit der bestehenden Wasserkraft hat die Schweiz beste Voraussetzungen, um ein Energiesystem auf rein erneuerbarer Basis zu realisieren. «100% erneuerbare Energien sind kostengünstiger als das derzeitige Energiesystem und führen zu Null-Emissionen bis 2030.» Bei den weiteren ReferentInnen kristallisierte sich mit Blick auf Europa und die Schweiz heraus, dass die zielführenden Massnahmen für die erfolgreiche Energiewende die folgenden sind:

  • Es braucht ambitionierte und mit dem Klimaschutz kompatible Ausbauziele, damit es bei den Erneuerbaren vorwärts geht.
  • Der Dialog «Schutz vs. Nutzen» muss dringend weitergeführt werden. Denn es macht wenig Sinn, ein Umweltproblem (Klima) aus der Welt zu schaffen und dabei ein anderes (Biodiversität) zu verschärfen.
  • Die Akzeptanz der Bevölkerung ist eine weitere zentrale Voraussetzung. Diese kann durch Partizipation gestärkt werden (Bürgerenergien, Crowdfunding für erneuerbare Energienprojekte).
  • Zielführende Marktmechanismen wie etwa differenzierte Investitionsanreize und Auktionen mit gleitenden Marktprämien sind nötig, damit der Ausbau der erneuerbaren Energien stattfindet.
  • Die Finanzierung dieser Marktmechanismen muss sichergestellt werden, etwa über einen entsprechenden Netzzuschlag und kostendeckende Rückliefertarife.

Energiegesetz-Revision von zentraler Bedeutung: Der zentrale Hebel für eine erfolgreiche Energiewende ist die Revision des Energiegesetzes, welche nächstes Jahr ins Parlament kommt. Mit Zuversicht hat SES-Präsident Beat Jans in seinem Abschlussvotum den frischen Wind und  Gestaltungswillen in der neuen Parlaments-Zusammensetzung geschildert, wie er an der Fachtagung auch auf dem Politpodium mit Vertreterinnen der SP, CVP und FDP zu spüren war. Die Schweiz muss jetzt die nötigen Weichen stellen, bevor es zu spät ist. Denn Klimapolitik ist in erster Linie immer auch Energiepolitik.


Unterlagen zur Fachtagung
» Präsentationen (Folien) auf Website
» SES-Stellungnahme zur Revision des Energiegesetzes (EnG)

Die Videoaufzeichnungen der einzelnen Referate und Diskussionen werden ab Mitte Oktober auf dem SES YouTube-Kanal veröffentlicht.

Quelle Text: energiestiftung.ch   Bilder: Guntram Rehsche

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