Eine weltweite Energiewende hin zu 100%
erneuerbarer Stromversorgung ist nicht mehr nur eine reine
Zukunftsvision, sondern greifbare Realität, welche durch die
bahnbrechende neue Studie der Lappeenranta University of Technology
(LUT) zusammen mit der Energy Watch Group (EWG), präsentiert wird. Die
Studie wurde am 8 November 2017 während des Global Renewable Energy
Solution Showcase Events (GRESS) im Rahmen der Klimakonferenz der
Vereinten Nationen COP23 in Bonn präsentiert.
Die Studie liefert aufschlussreiche
Ergebnisse: Ein weltweites Elektrizitätssystem das komplett auf
erneuerbaren Energien basiert, schafft Versorgungssicherheit zu jeder
Stunde über das komplette Jahr und dabei auch noch kosteneffizienter als
das aktuelle Stromsystem, welches hauptsächlich auf fossilen
Brennstoffen und Kernkraft basiert.
Das Potential erneuerbarer Energien und
die dafür notwendigen Technologien, z.B. Stromspeicherungssysteme, sind
in der Lage Elektrizität effizient und sicher zu erzeugen und damit den
weltweiten Strombedarf bis 2050 ganzjährig zu jeder Jahresstunde zu
decken[1].
Die mittleren Stromkosten für 100% erneuerbare Energie im globalen
Durchschnitt belaufen sich im Jahr 2050 auf 52 €/MWh (dies beinhaltet
Kosten für Abregelungen und Speicherung, sowie Netzkosten), im Vergleich
dazu beliefen sich die mittleren globalen Stromkosten im Jahr 2015 auf
70 €/MWh.
„Eine komplette Dekarbonisierung des
Elektrizitätssektors bis zum Jahr 2050 ist umsetzbar und dabei
kostengünstiger als das heutige Stromsystem. Die Energiewende ist nicht
länger eine Frage von technologischer Umsetzbarkeit oder
wirtschaftlicher Rentabilität, sondern eine Frage des politischen
Willens“ so Christian Breyer, Hauptautor der Studie, LUT Professor für
Solarwirtschaft und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der
Energy Watch Group.
Eine Wende hin zu 100% erneuerbaren
Energien würde die Treibhausgasemissionen im Stromsektor auf null
reduzieren und die Energieverluste im Stromsystem drastisch verringern.
Zudem würde es 36 Mio. Arbeitsplätze geben, 17 Mio. mehr als heutzutage
im Stromsektor beschäftigt sind.
„Es gibt keinen Grund auch nur einen
weiteren Dollar in fossile oder nukleare Energiegewinnung zu
investieren.“ sagt Energy Watch Group Präsident Hans-Josef Fell.
„Erneuerbare Energie bietet eine kosteneffiziente Stromversorgung. Alle
Investitionspläne in Stromerzeugung mit Kohle, Kernkraft, Erdgas oder
Erdöl müssen eingestellt werden und sollten umgelenkt werden in die
Bereiche erneuerbarer Energie und die dafür notwendige Infrastruktur.
Alles andere würde nur unnötige Kosten bedeuten und die Klimaerwärmung
weiter verschlimmern.“
Die Schlüsselerkenntnisse der Studie:
- Das Potential erneuerbarer Energien und
der Technologien dahinter, inklusive Stromspeicherungssysteme, sind in
der Lage Strom effizient und sicher zu erzeugen und damit den weltweiten
Energiebedarf bis 2050 zu decken. Es wird prognostiziert, dass die
Weltbevölkerung von 7,3 Mrd. auf 9,7 Mrd. Menschen anwächst. Daher wird
auch der weltweite Energiebedarf im Energiesektor von 24.310 TWh im Jahr
2015 auf ungefähr 48.800 TWh im Jahr 2050 ansteigen.
- Die durchschnittlichen Stromkosten (LCOE) für 100% erneuerbare
Energien belaufen sich auf 52 €/MWh im Jahr 2050 (diese beinhalten
Kosten für Abregelungen, Speicher- und Netzkosten), während es im Jahr
2015 noch 70 €/MWh waren.
- Auf Grund von stark fallenden Kosten werden Photovoltaik und
Batteriespeicherung die wichtigsten Pfeiler des erneuerbaren
Energiesystems sein. Photovoltaik wird 69%, Windenergie 18%, Wasserkraft
8% und Bioenergie 2% des globalen Strommix im Jahr 2050 ausmachen.
- Bis 2030 wird Windenergie 32% des Strombedarfs weltweit decken.
Jedoch wird nach 2030 Photovoltaik wettbewerbsfähiger. Daher steigt der
prozentuale Anteil von Photovoltaik im globalen Stromsektor von 37% im
Jahr 2030 auf 69% im Jahr 2050.
- Batterien stellen die Schlüsseltechnologie für Photovoltaik dar. 31%
des globalen Strombedarfs im Jahr 2050 wird von Speichern abgedeckt,
wovon wiederum 95% durch Batteriespeicher bereitgestellt wird.
Batteriespeicher werden vor allem die täglichen Schwankungen
ausgleichen, während Gas, aus erneuerbaren Energien erzeugt, die
saisonale Speicherung decken wird.
- Weltweit werden sich die Treibhausgasemissionen drastisch reduzieren, von ungefähr 11 GtCO2eq im
Jahr 2015 hin zur emissionsfreien Energiegewinnung bis 2050 oder sogar
früher, während die durchschnittlichen Stromkosten im
Stromversorgungssystem sinken.
- Die weltweite Energiewende hin zu 100% erneuerbaren Energien schafft
36 Mio. Arbeitsplätze bis 2050, im Vergleich zu 19 Mio. Arbeitsplätzen
im Stromsektor im Jahr 2015.
- Der Gesamtverlust eines 100%
erneuerbaren Energiesystems beläuft sich auf rund 26% des gesamten
Endenergiebedarfs. Im Vergleich dazu weist das aktuelle Stromsystem
einen Verlust von rund 58% der Primärenergie auf.
Die Studie „Globales Energiesystem
basierend auf 100% Erneuerbarer Energie – Stromsektor“ wird
tiefgreifende Auswirkungen für politische Entscheidungsträger und
Politiker weltweit haben. Die Studie widerlegt ein oft von Kritikern der
Energiewende zitiertes Argument, dass erneuerbare Energien nicht in der
Lage wären Strom ganzjährig zu jeder Tageszeit zu liefern.
Die verwendete Modellierung, entwickelt
von der LUT, ist bislang einzigartig und berechnet den kostenoptimierten
Mix von Technologien auf Grundlage von lokal verfügbaren erneuerbaren
Energieressourcen, wobei die Welt in 145 Regionen eingeteilt ist.
Demnach wird ein kosteneffizienterer Pfad für eine Energieversorgung in
jeder der 145 Regionen berechnet auf Grundlage einer stündlichen
Auflösung für ein gesamtes Jahr.
Das Szenario der weltweiten Energiewende
wird in 5-Jahres Abschnitten für den Zeitraum von 2015 bis 2050
berechnet. Die Ergebnisse wurden dann in neun Hauptregionen der Welt
zusammengefasst, bestehend aus: Europa, Eurasien, Mittlerer Osten und
Nordafrika, Sub-Sahara Afrika, Südasien, Nordost Asien, Südost Asien,
Nordamerika und Südamerika.
Die Studie „Globales Energiesystem
basierend auf 100% Erneuerbarer Energie – Stromsektor“ ist durch die
Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) und die Stiftung Mercator
ko-finanziert.
Eine Präsentation zu den globalen Ergebnissen und weitere Links zu Regionen und Ländern
finden Sie hier.