Donnerstag, 25. August 2022

Energiestrategie ist noch längst nicht gescheitert

Vor allem Exponenten der Rechtsparteien werden nicht müde, das Scheitern der Energiestrategie zu beschwören. Und das, nachdem diese gerade mal ein paar Jährchen seit dem Volks-Ja im Jahr 2017 hinter sich gebracht – und noch Jahrzehnte vor sich hat (bis 2050). Heute hat Alt-Bundesrätin Leuthard in der NZZ zum Stand Stellung bezogen (siehe hier >) und es gäbe noch viel mehr zu sagen und schreiben, etwa Folgendes zur Rolle der Landwirtschaft.

Leuthard betont im NZZ-Artikel, dass wir
bei der Energiestrategie erst am Anfang stehen

Doris Leuthard betont, die Energiestrategie sei nicht gescheitert, vielmehr erst am Anfang! Das vom Bund installierte Monitoring (siehe Solarmedia 16.12.21 > hier) hat in seiner vierten Ausgabe auch schon Erfolge aufgezeigt, in der Natur der Sache liegend aber natürlich auch weiterhin bestehende Mängel. Zu den Erfolgen zählt übrigens der Ausbau der Photovoltaik, der sich sehr wohl auf dem vorgesehenen Pfad bewegt. Schwierig ist etwa der Wegfall abgesicherter Stromimporte aus dem Ausland – vor allem im Winter, wenn ohne EU-Rahmenabkommen diese Importe auf der Kippe stehen.

Früher auf allen Kanälen,
am 25.8.22 erstmals wieder ausführlich in der NZZ

So weit so gut oder schlecht, je nach Sichtweise. Von einem kapitalen Scheitern können allerdings nur die eingefleischten Energiewende-Gegner (und einige wenige Gegnerinnen) sprechen. Sie haben es ja schon immer gewusst – was die Zukunft etwa bezüglich der Importmöglichkeiten aus Europa betrifft, wissen aber auch sie nicht mehr - diese werden sich in den kommenden Jahrzehnten sicherlich weiter entwickeln.

Ein Aspekt kommt in der Diskussion aus der Sicht von Solarmedia zu kurz – die Parallele zur Landwirtschaft. Das galt schon bei der Einspeisevergütung, die ein Entstehen der CH-Solarstrom-Produktion überhaupt erst in grösserem Stil ermöglichte (da lag der Vergleich etwa zur CH-Erdbeer- oder Tomatenproduktion nahe, die ohne Zollschutz in der Schweiz niemals konkurrenzfähig sind). Und so ist es auch im Energiesektor – Versorgungssicherheit braucht Schutz der hiesigen Produktion, macht sie aber eben vor allem auch möglich.

Aus dieser Sicht bleibt unverständlich warum viele Landwirte und vor allem die Exponenten der Landwirtschaft für den Energiesektor ähnliche Mechanismen ablehnen, die sie selbst für ihren eigenen Wirtschaftssektor reklamieren und über Jahrzehnte erfolgreich verfolgt haben. Und so besehen bekommt der Schulterschluss landwirtschaftlicher Organisationen mit anderen Wirtschaftsdachverbänden vielleicht erst seinen Sinn. Diese wollten wohl ein Abdriften des Agrarsektors ins linksgrüne Lager der Protagonisten der Erneuerbaren Energien verhindern. Landwirte und Landwirtinnen allerdings werden das Zukunftsversprechen etwa mit der so genannten Agro-Photovoltaik vielleicht doch erkennen – und in der Praxis sich zunehmend der Produktion von Solarstrom zuwenden.

Noch ein Nachtrag zur Position von Alt-Bundesrätin Doris Leuthard: Sie vertritt die gut begründete Meinung, dass eine völlige Energieautarkie der Schweiz unmöglich sei. In dieser Beziehung sollte sich die Landwirtschaft ihrer eigenen Situation erinnern. Auch sie versteht unter Ernährungssicherheit einen Selbstversorgungsgrad von um die 60 Prozent. Würde dieser für den gesamten Energiesektor errreicht (also nicht nur für Strom) wäre schon viel gewonnen. Nur: Warum wollen das ein Imark, Köppel, Dettling, Somm, Rösti oder wie sie alle heissen nicht?

© Solarmedia Guntram Rehsche

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