Sonntag, 10. Februar 2019

Vielleicht doch - nicht?

Es könnte einer der ersten greifbaren Erfolge der Jugend-Klima-Demonstrationen werden: Die kleine Kammer des Schweizer Parlamentes scheint bereit, eine Flugverkehrs-Ticket-Abgabe einzuführen. Sie könnte dank neu verfügbarer Finanzmittel der für die Klimaproblematik so wichtigen Energiestrategie Impulse verleihen, vor allem über den dringend nötigen Ausbau der Solarstrom- und -wärmeproduktion.

Solaranlage auf Parkhaus
Flughafen Zürich - als ein Beispiel
Jetzt also vielleicht doch: Der klimaschädliche Flugverkehr soll auch in der Schweiz mit einer Abgabe verteuert und damit eingeschränkt werden. Wobei eine spürbare Einschränkung trotz einer solchen Steuer allerdings in den Sternen steht. Wenn die NZZ am Sonntag heute von der Bereitschaft der Mitglieder des Ständerats berichtet, das Fliegen entgegen den Intentionen des Nationalrats doch zu verteuern, taucht auch sofort die Frage auf: Wohin mit dem vielen Geld, das da zusammenkommt – selbst wenn die Abgabe tief wäre ginge der Betrag schnell mal in die Hunderte von Millionen Franken.

Klar, dass PolitikerInnen um Vorschläge nicht verlegen sind. So will etwa der Zürcher FdP-Ständerat Ruedi Noser, der sich ja mit dem Einsitz in Komitee der Gletscher-Initiative hervorgetan hat, die Elektrifizierung der Flugzeuge vorantreiben. Ich hätte da eine andere Idee, nicht unbedingt neu, aber im Rahmen der Klimadiskussionen vielleicht doch noch zielgerichteter. Wie etwa Swisscleantech und auch die Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (siehe Solarmedia vom 3.2.19) schon gefordert haben, muss unbedingt und vordringlich der Ausbau der Erneuerbaren Energien vorangetrieben werden – und weil dabei in der Schweiz die Solarenergie im Vordergrund steht, muss die Photovoltaik ebenso wie die Solarwärmegewinnung gewaltig gepusht werden. Konkrete Vorschläge sind etwa:

·      Solardächer für alle Schulhausbauten der Schweiz – finanziert durch Bund und Kantone resp. Mittel aus der Flugverkehrsabgabe. Das könnte leicht einmal den bisherigen Zubau (200 bis 300 Megawatt Leistung jährlich) um die Hälfte steigern. Und hätte die erwünschte Zusatzwirkung, dass die SchülerInnen des Landes mit der neuen Energiequelle vertraut werden (siehe Solarmedia Video vom 5.12.18).
·      Ein gleiches Programm ist für öffentliche Bauten von Bund, Kantonen und Gemeinden denk- und wünschbar – wie Gemeindehäuser, Quartierbüros / -anlagen in grösseren Städten, Infrastrukturbauten wie Werkhöfe.
·      Propagierung und Unterstützung von Eigenverbrauchsgemeinschaften, welche den Zugang zur Solarenergie für MieterInnen vorantreiben. Diesbezüglicher Abbau vorhandener regulatorischer Restriktionen. Zu prüfen ist auch, inwieweit die noch immer mehreren hundert Elektrizitätswerke in der Schweiz durch ein Anreizprogramm zur Förderung solcher Eigenverbrauchsgemeinschaften animiert werden können.
·      Forschungsprogramme, die die Optionen eines weiteren Ausbaus überprüfen und bestmögliche Wege aufgrund von Versuchsprojekten aufzeigen.
·      Neben der Solarstromproduktion – die über den Einsatz bei neuen Wärmepumpen bereits auch für die Heizwärme nutzbar ist – bedarf es spezifischer Förderung der Solarwärmeproduktion. Denn die Gebäude- und Prozesswärme für die Industrie sind noch immer der grösste Energiefresser unseres gesellschaftlichen Daseins.
·      Um das Mass vollzumachen – aber vor allem um der Komplexität der Klima- und Energiefrage gerecht zu werden - ist die Elektrifizierung der Mobilität mit gezielten Projekten voranzutreiben, denn der Solarstrom ist bei Realisierung obiger Massnahmen dann ja vorhanden – oder wie  die Gegner einer solchen Entwicklung stets monieren – sogar im Überfluss. Wenn dabei etwas für den Flugverkehr getan wird, soll es recht sein – zuvorderst auf der Prioritätenliste aber steht das sicher nicht.

© Text: GuntramRehsche / Solarmedia

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