Freitag, 14. Februar 2014

Solarbauern höchst (solar-)aktiv

Der Familienbetrieb „Dubs“ in Birmensdorf, ZH, ist bestes Zeugnis für eine unternehmerische und nachhaltig ausgerichtete moderne Landwirtschaft. Die sympathische Gastfreundschaft der Familie – mit eigenem geräumigem herrlichem Gästesaal – bildete den idealen Rahmen für eine informative „Solarbauernveranstaltung“. Das Hauptreferat hielt Nationalrat Bastien Girod, GP. Firmenvertreter erläuterten die wichtigsten geltenden Rahmenbedingungen und ihr Leistungsangebot.

Hofeignerin Anita Dubs knüpfte an ein Zitat von Thomas Edison an, welcher für seine sinnreichen Aussagen bekannt war im Sinne, dass das „Tun“ im Vordergrund steht und Arbeit für ihn eigentlich „Spass“ bedeutete. Genau so kamen die Einleitungsworte von Anita Dubs herüber. Der IP-Betrieb, die Vielfalt von Produkten, welche einerseits zur Selbstversorgung, andererseits zum direkten Verkauf hergestellt werden und der Schock von Fukushima liessen bei der Familie „Dubs“ die Idee reifen, ihr Dach für die Solarstromproduktion zu nutzen.  

Viehwirtschaft, Ackerbau, Obstbau, Bienenvölker, Gästebewirtschaftung, eigener Hofladen bilden die wirtschaftlichen Standbeine des Hofes „Dubs“. Die Familienangehörigen teilen sich in die Arbeit und zeigen dies u.a. durch lustige T-Shirts, selbstverständlich aufgedruckt in „Züridütsch“. 

An einer Tagung lernte Dubs die Firma Windgate AG kennen und nach intensiven Gesprächen kam diese Firma zum Auftrag. Der Tag, an welchem die Anlage ans Netz angeschlossen werden konnte, war für die Familie ein ganz besonderer. Anita Dubs schätzte die Zusammenarbeit mit der Firma Windgate und bezeichnete diese als „kompetent“, „geduldig“ und schnell in der Ausführung. Die Zusagen wurden erfüllt, materiell und zeitlich. Einen kleinen „boshaften“ Wink konnte sich Anita Dubs nicht verkneifen, indem sie monierte, dass einzelne Leute der Firma einfach zu viel rauchen und sie zu Kletterkünsten gezwungen wurde, um die in Kaffeetassen liegen gelassenen Stummel zu sammeln. Allerdings ist „aktenkundig“, dass die Bewirtung der Arbeitenden so fein war, dass es eben den Monteuren manchmal schwer fiel, wieder zur Arbeit zurückzukehren.

Kritisch beurteilte Anita Dubs die relativ lange Zeit für die Erteilung der Baubewilligung durch den Kanton, den aufwendigen Anschluss an den nächsten Trafo und die vielen anfallenden Gebühren einschliesslich derjenigen von Swisscom für die telefonische Überwachung der Anlage. Anita Dubs mahnte die Teilnehmenden, sie möchten bei einem Projekt auf die vielen Details achten, welche es zu lösen gibt und endete mit dem Hinweis: „Irgendwann schaffen wir es, dass die Schweiz mit Solarstrom und nicht von solchem aus AKW versorgt wird.“ Man kauft es Anita Dubs ab, wenn sie meinte: „Es zählen im Leben nur die heiteren Stunde.“   

Um es vorweg zu nehmen: Nationalrat (NR) Bastian Girod ist Mitglied der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie des NR. Er gehört zu den führenden Experten der Schweiz bezüglich einer umweltgerechten Wirtschaft und der sinnvollen Anwendung der erneuerbaren Energien. Girod ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH und Buchautor. Zu Beginn hielt Girod fest, dass es gelte, die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Diese Aufgabe kann weder eine überirdische Kraft noch der Markt bewerkstelligen. Von den „früheren grünen Spinnern“ sind heute die Diskussionen um Nachhaltigkeit und einer sicheren, sauberen Energieversorgung sachlicher geworden, obschon es im Detail politisch noch intensiver Diskussionen braucht, damit die Schweiz ihre Energieziele verwirklichen kann. 

Girod ist überzeugt, dass ein Grossteil der Wertschöpfung bei der Errichtung von Solaranlagen in der Schweiz erfolgen kann und der Bezug von günstigen Produkten aus China nicht a priori als schlecht hingestellt werden kann. Immerhin wird in China die Solaranwendung stark ausgebaut, sodass andere Länder von den dabei entstehenden Kostenvorteilen profitieren können. Girod setzt sich für kontinuierliche Rahmenbedingungen ein. Dies ist nicht automatisch gegeben und kann u.a. an den Diskussionen und Entscheiden der „Kostendeckenden Einspeisevergütung“ dargelegt werden. Dies führt zu Unsicherheiten im Hinblick auf Investitionsentscheide. 

Bezogen auf die unmittelbare Gegenwart ist die Förderung zwar gesichert, wenn auch abgeschwächt im Verhältnis vor dem 1. Januar 2014, aber immerhin lässt sich damit leben. Girod ist überzeugt, dass die Schweiz mittels der Solarenergie bis zu 20 % des Stromverbrauches decken kann. Es gilt, dass die Schweiz – im Gegensatz zu anderen Staaten – „nur“ 40 % der Stromproduktion aus AKW ersetzen muss. Im aufeinander abgestimmten Verlauf der Produktion und des Verbrauchs zwischen Wasserkraftwerken einschliesslich der Speicherkraftwerke und den anderen erneuerbaren Energien sollte es möglich sein, den Grossteil des Stromverbrauchs aus eigenen Quellen zu decken. Girod ist zuversichtlich, dass aufgrund der Spitzenzeiten der Produktion (Sonne über Mittag) als auch der Nachfrage (Tag, Nacht) weitgehend ein aufeinander abgestimmter Verlauf möglich ist. 

Girod wendet sich klar gegen die Idee von avenir suisse anstelle einer Förderung gemäss Kostendeckender Einspeisevergütung mit sog. Zertifikaten die Produktion zu lenken. Zertifikate auf abgeschriebene Werke sei eine buchhalterische Idee, welche kaum den Praxistest bestehen werde. Für Girod ist es wichtig, dass die AKW so schnell wie möglich vom Netz genommen werden, damit der kontinuierliche Ausbau der erneuerbaren Energien möglich ist. Girod sieht auch einen Widerspruch bei derjenigen Partei, welche einerseits bei der Nahrungsproduktion möglichst eine Eigenversorgung anstreben will, dasselbe aber nicht bei der Energieversorgung postuliert, obschon gerade bei der Energieversorgung eine grosse Auslandabhängigkeit besteht. Er ist allerdings überzeugt, dass sich die Fronten beginnen aufzuweichen. 

Girod ist überzeugt, dass die neue Möglichkeit des Eigenverbrauchs des auf dem eigenen Dach erzeugten Stroms Zukunft hat. Er ist kritisch gegenüber denjenigen Elektrizitätswerken, welche den Ausbau der Sonnenenergie hinaus zögern und nicht bereit sind, zumindest in einer Übergangszeit den Produzenten von Solarstrom den ökologischen Mehrwert zu vergüten. Die Anlage der Familie Dubs wurde am 18. November 2013 in Betrieb genommen. Auf einem Ost-West ausgerichteten Dach wurde eine Leistung von 112.45 kWp installiert. Der zu erwartende jährliche Ertrag wird auf  99 828 kWh geschätzt. Insgesamt wurde eine Fläche von 722 m2 mit Solarmodulen eingedeckt. 8 Wechselrichter sorgen für die Umwandlung des Gleichstroms in Wechselstrom. Die Stromproduktion reicht für die Versorgung von rund 40 bis 50 Haushalten.

Marco Rall, Windgate AG, betonte, dass heute durchaus auf Dächern mit einer Ost-West-Ausrichtung eine Photovoltaikanlage installiert werden kann. Eine reine Südausrichtung ist nicht notwendig. Nicht zuletzt gibt es Module, welche auch das diffuse Licht in Strom umwandeln. Zudem kommt es zu einer tageszeitlich besseren Verteilung der Stromproduktion. Bei der Montage solle unbedingt die Arbeitssicherheit eingehalten werden, so bezüglich der Absturzsicherungen. Landwirte können Eigenleistungen erbringen, doch müssen diese sinnvoll in den gesamten Ablauf eingebunden werden. Die Reinigung von Solaranlagen stelle meistens kein Problem dar, ausser bei gewissen Betrieben mit starken Staub- oder anderen Immissionen. Meistens genügt das Regenwasser. Auf keinen Fall soll man Dächer mit gewöhnlichem Wasser abspritzen, da sonst die Gefahr von Kalkablagerungen besteht. Bei einer Feuersbrunst besteht grundsätzlich keine Gefahr für die Feuerwehrleute, allerdings ist es sinnvoll, den Elektroplan der Anlage bei der Gemeinde zu Handen der Feuerwehr zu deponieren. Die Wiederverwendung von Modulen nach deren Laufzeit ist gesichert, wobei zwischen kristallinen Modulen und Dünnschichtmodulen zu unterscheiden ist. Die graue Energie, welche in den Modulen steckt, ist in 2-3 Jahren ersetzt durch die Produktion der Anlage.

Bild und Text: www.solarbauern.ch / Max Meyer

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