Freitag, 21. Juni 2019

Neue AKW für's Klima - offenbar Rohrkrepierer

Beunruhigende Nachrichten aus Frankreich - und doch auch ein klares Signal: Die Inbetriebnahme des neuen Atomkraftwerkes im nordwest-französichen Flamanville verzögert sich erneut um Jahre! Die Verzögerungen und Kostenüberschreitungen summieren sich unterdessen auf mehr als ein Jahrzehnt und rund elf Milliarden Euro! Soll das der Weg zur Überwindung der Klimakrise sein? 

Defekte Leitungen im fertiggestellten
Reaktor von Flamanville (Image: ANS
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Nein! Das kann nicht der Weg sein, auf dem die Klimakatastrophe bekämpft werden kann oder soll. Das ist zumindest für  Befürworter Erneuerbarer Energien längst klar. Zumal die Prognosen für die Photovoltaik je länger je besser ausfallen. Sie hat sich unterdessen zur kostengünstigsten unter allen neu zu erstellenden Kraftwerken gemausert - ja sie ist in gewissen Gebieten der Erde sogar der wortwörtlichen Dreckskohle kostenmässig unterdessen überlegen.

Überlegen ist sie aber vor allem auch der Atomtechnologie, die in diesen Tagen wieder einmal unrühmlich von sich reden macht. Es gibt ja in der westlichen Welt eh nur wenige in Bau befindliche Atomkraftwerke, in Westeuropa gerade mal deren drei - eines in Finnland, eines im sehr frühen Baustadium im englischen Hinkley Point - und eben eines auch nur in Frankreich, wo deren viele auch schon Jahrzehnte auf dem Buckel haben. Und ausgerechnet dieses Vorzeigeprojekte, dessen Instandstellung unter anderem als Voraussetzung für das Ende des Schrottreaktors in Fessenheim gilt, macht nun erneut Schwierigkeiten.

In hiesigen Medien noch kaum beachtet - und von der Atomlobby natürlich füglich verschwiegen - wurde gestern Donnerstag bekannt, dass Flamanville nicht vor dem Jahr 2022 loslegen kann (zuletzt war Ende dieses Jahres vorgesehen). Verantwortlich sind unter anderem defekte Schweissnähte - wo man doch meinen sollte, das mit den Schweissnähten hätten sie nach vielen hundert Bauten nunmehr geschnallt. Die Folge ist ein weiteres Emporschnellen der Kosten auf unterdessen über elf Milliarden Euro, ursprünglich sollten es mal deren 3,4 sein. Aber das ist ja eben mehr als ein Jahrzehnt her und geht halt schnell mal vergessen. 

Wie schreibt da der französische Figaro so schön: «Ein harter Schlag für die Betreiberfirma, die quasi-staatliche EDF.» Und hinter der erneuten Verzögerung steckt offenbar die französische Aufsichtsbehörde (ASN), die schlicht und ergreifend die Inbetriebnahme zum jetzigen Zeitpunkt verboten habe. Das Ganze wächst sich gemäss der Zeitung unterdessen zu einer «industriepolitischen Katastrophe» aus. Da ist die Meinung des viel weiter links stehenden LeMonde überhaupt noch nicht inbegriffen. Deren Redaktion sieht schlicht und einfach die französische Stromindustrie als ganzes in Frage gestellt. Und demnach geht es eben nicht nur um die Schweissnähte, sondern um den inneren Reaktormantel, der als nicht sicher gilt - und möglicherweise ersetzt werden muss. In einer ersten, vorläufigen Reaktion hat die französische Regierung zugesichert, am Schliesslungstermin für das erwähnte höchstproblematische AKW in Fessenheim festzuhalten.

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