Dienstag, 25. Januar 2011

Neuer Professor für Photovoltaik

Eine weitere wichtige Personalie ist aus der Schweizer Solarszene zu vermelden: Neben dem neuen Vizedirektor des Bundesamts für Energie (und damit oberstem zuständigen für die Erneuerbaren Energien – siehe Solarmedia vom 21. Januar 2011) ist der Solarunternehmer Urs Muntwyler neu Professor an der Fachhochschule Bern.

Die Position ist zweifellos einer der Brennpunkte der Schweizer Solarszene: Denn Urs Muntwyler (siehe Bild) hat mit seinem neuen Wirkungsort die Position von Heinrich Häberlin übernommen – seines Zeichens PV-Lehrer der ersten Stunde und Autor des Klassik-Readers der Branche «Photovoltaik – Strom aus Sonnenlicht für Verbundnetz und Inselanlagen», erschienen in 2. Auflage im Jahr 2010 (siehe Solarmedia vom 13. Mai 2010). Dass nun Nachfolger Muntwyler seinen Übergang in die Ausbildung offensiver interpretiert, zeigte er in der heutigen Radiosendung von DRS-1, im vormittäglichen Treffpunkt. Dort kreuzte er die Klinge und Stimme mit Vertretern der herkömmlichen Energiewirtschaft und skeptischen Hörerstimmen.

Zwar auch Muntwyler relativ zurückhaltend im Ton, aber dafür um so klarer in der Sache, bekannte er sich zu einer Schweiz ohne neue Atomkraftwerke. Dass das möglich sei, zeigten nicht nur die vielen Staaten der Welt, die nach wie vor ohne AKW auskommen. Vielmehr gehe es nun um eine zukunftsgerichtete Stromversorgung – und die bestehe für die Schweiz, auf einer gesunden Basis mit Wasserkraft, in der Nutzung der vielfältigen Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien. Wobei der Solarenergie ein ganz besonderer Stellenwert zukomme, denn sie weise weder die Unwägbarkeiten der Geothermie noch die Landschaftsprobleme der Windenergie auf. Muntwyler wies in seinem Plädoyer auch darauf hin, dass die kostendeckende Vergütung für Solarstrom schliesslich im bernischen Burgdorf in den 90er Jahren erstmals angewandt worden sei. Die damals führende Position der Schweiz in der Photovoltaik – also der direkten Umwandlung von Sonnenlicht via Solarzellen in Strom – ging in der Folge leider verloren.

Für Muntwyler ist aber klar: Wenn Deutschland derzeit 8000 Megawatt an neuen Solarkapazitäten jährlich ans Netz bringen kann (wie 2010 geschehen), dann kann die 10mal kleinere Schweiz mindestens deren 400 Megawatt (also 20mal weniger) jährlich zubauen. Und damit liessen sich bislang von der Politik formulierte Solarziele bei weitem übertreffen – die aktuelle Zubaurate dürfte gemäss Einschätzung von Solarmedia übrigens bei etwa 50 bis 60 Megawatt liegen.

Anschaulich auch der Vergleich, den Muntwyler mit der Arbeit der Schweizer Landwirtschaft zog: Das Argument, Sonne und Wind sei nicht ständig verfügbar, also ungeeignet, den Strombedarf stetig zu decken, sei etwa gleich irreführend wie zu sagen, heute ernte der Bauer keine Kartoffeln, also gebe es auch keine zu kaufen. Die Lösung liegt bei der Speicherung auch für Erneuerbare Energien. Wofür in der Schweiz mit den vorhandenen – und derzeit in Bau befindlichen – Speichern gute Möglichkeiten bestünden. Zudem gelte ebenfalls in Analogie zur Landwirtschaft, dass zu Zeiten eines Mehrbedarfs beispielsweise im Winter Windstrom aus dem Norden importiert werden kann. Abgesehen davon importiert die Schweiz ja auch heute die meiste Wärmeenergie (Öl und Gas) sowie phasenweise Strom aus französischen AKW.

Muntwyler gelang es, in der anregenden und gut verständlich geführten Radiosendung auch, Zweifel am Sinn der Erneuerbaren zu zerstreuen. Etwa mit dem Hinweis, dass die graue Energie, die die Produktion von Solarmodulen benötige, bereits innerhalb von ein bis zwei Jahren durch deren Betrieb zurückgewonnen sei – die Module laufen dann aber problemlos weitere 30 (!) Jahre und produzieren damit effektiv Nettoenergie. So hat der Unternehmer Urs Muntwyler – der in den vergangenen Jahrzehnten das Solarcenter Muntwyler AG aufgebaut und zu einem der grössten Solarunternehmen der Schweiz gemacht hat – seine neue Berufung gefunden. Er wird künftig jene Fachkräfte an der Fachhochschule Bern im Rahmen seiner Professur für Photovoltaik ausbilden, die es braucht, um die Schweizer Stromwirtschaft auf «solar zu trimmen». Der erste grosse Auftritt in der Öffentlichkeit im Rahmen der Radiosendung schien schon einmal gelungen.

© Solarmedia

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