Dienstag, 11. Januar 2011

CH: Theoretisch 100 Prozent

„Wir werden in der Schweiz 2020 vier bis fünf Prozent des Stroms mit Solaranlagen produzieren,“ prognostiziert Pius Hüsser, Vizepräsident von Swissolar. „Theoretisch könnten wir in Zukunft sogar 100% des Stroms solar produzieren.“

„Der Ist-Zustand, verglichen mit dem Jahr 2000 zeigt, dass sich der Energiemix zwar praktisch nicht verändert hat. 2000 wurde die Solarinitiative abgelehnt! Trotzdem haben wir jetzt die kostendeckende Einspeisevergütung und das Gebäudeprogramm mit der CO2-Teilzweckbindung, die jährlich mit 500 respektive 200 Millionen Franken ausgestattet sind. Das hätten wir im Jahr 2000 nicht für möglich gehalten!“ freut sich Pius Hüsser (siehe Bild).

Und wie sieht die Energieversorgung in der Schweiz 2020 aus? „Die Potenziale der Biomasse und der Wasserkraft werden ausgeschöpft sein. Solarstrom wird massiv zulegen, wir werden 2020 rund 2500 Megawatt installierte Leistung haben, die vier bis fünf Prozent der Stromversorgung abdecken. Dass das machbar ist, zeigt ein Blick nach Deutschland, wo bereits die Zwei-Prozent-Hürde überschritten ist. Und die Gestehungskosten werden auf 20 Rappen pro Kilowattstunde sinken. Das wird im Privatbereich einen grossen Boom auslösen. Die Entwicklung im Windbereich hängt vom Widerstand beim Anlagebau ab, aber auch da sind bis 2020 drei bis vier Prozent realistisch.“

Für Pius Hüsser ist für alle erneuerbaren Energien der Ausgang der nationalen AKW-Abstimmung 2013 entscheidend. „Gibt es grünes Licht für die AKWs, werden die erneuerbaren Energien unter Druck kommen, ausser die Photovoltaik. Denn hier werden die Preise so schnell günstiger, dass die Anlagen einfach gebaut werden.“ Es sei absolut offen, ob das Referendum gegen die AKWs eine Chance habe. „Eins ist aber sicher: Die Energieversorger setzen bereits heute sehr hohe Summen ein, um für AKWs zu lobbyieren. Die Gegenbewegung indes verfügt nur über sehr begrenzte finanzielle Mittel. Wenn aber gerade im Bereich Photovoltaik die Preise rasant sinken, könnte dies bei gewissen Personen den Ausschlag geben, sich gegen AKW auszusprechen.“

Pius Hüsser sieht auch in der Netzbewirtschaftung bis 2020 grosse Veränderungen: „Wie wir und die EU die stark wachsende Elektrizität aus Erneuerbaren integrieren werden, wissen wir heute noch nicht im Detail, doch 2020 werden wir in der Netzbewirtschaftung neue Wege gehen. Länder wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien mit hohen Anteilen an erneuerbaren Energien werden die Führungsrollen haben, Speichertechnologien werden massiv erforscht und entwickelt werden. Die Schweiz wird mit der Wasserkraft, sprich den Speicherseen eine wichtige Rolle spielen. Die Automobilindustrie danke der Elektroautos wird massiv mithelfen Akkumulatoren zu entwickeln. “ So wird vielleicht jedes Haus mit PV-Anlage über einen individuellen Speicher verfügen, der den Tagesgang der Stromproduktion glättet. „Wäre die Schweiz nicht ins europäische Stromnetz eingebunden, wäre dank der Speicherseen auch eine zu 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung möglich.“

„Wir haben uns im Jahr 2000 nicht vorstellen können, dass 2010 weltweit 15 Gigawatt PV-Leistung installiert werden oder dass die kristalline Solarzelle die Dünnschichttechnik stark bedrängen wird. Das wird sich in der Mobilität wiederholen, wo die Umstellung hin zu Hybrid- und Elektroautos rasant fortschreitet, auch dank ganz neuen Entwicklungen in der Speichertechnik.“

Gespräch: Anita Niederhäusern, leitende Redaktorin ee-news.ch, Bild: Edisun Power Europe AG

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