Montag, 24. Januar 2011

Mühleberg: Solar statt atomar

Die Debatte um den AKW-Ersatz in Mühleberg geht in eine neue Runde: Der Berner Solarhersteller Megasol offeriert der BKW eine Solarlösung, als vollwertigen Ersatz für den geplanten AKW-Neubau und warnt vor milliardenschwerer Fehlinvestition in AKWs.

Die Megasol Energie AG offeriert gemäss einer Medienmitteilung der BKW ein dezentral installiertes Solarsystem mit einer Gesamtleistung von 8'906 MWp. Das Solarsystem wird gemäss Offerte in den kommenden 15 Jahren schrittweise und mit einer progressiven Zubaurate installiert und wäre im Jahr 2025 fertig gestellt. Ab 2025 würde die gesamte Installation gut 8 TWh elektrischen Strom jährlich produzieren. Somit würde es einen von der BKW geplanten Atom-Meiler in Mühleberg komplett und rechtzeitig ersetzten. Mit den Systemgesamtkosten von 13.64 Mia. CHF ist die nötige Investition nicht grösser als bei einem AKW-Neubau. Mit durchschnittlich 10.89 Rp/kWh sind die Stromgestehungskosten mit denen des neuen Meilers vergleichbar.

Im Interview mit der Sonntagszeitung bestätigte Kurt Rohrbach, Chef der
Unternehmensleitung der BKW den Eingang der Offerte. Für Ihn sei jedoch noch unklar wie unregelmässig anfallende Sonnenenergie ohne Zusatzkosten Bandenergie ersetzen kann. Swissolar Präsident und SP-Nationalrat Roger Nordmann lässt dieses Argument nicht gelten: „Solaranlagen produzieren im Gegensatz zu AKWs dann am meisten Strom, wenn auch der Bedarf am grössten ist. Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass Pumpspeicherkraftwerke in Zukunft nicht in erster Linie für den Stromhandel verwendet werden, sondern für die Netzintegration der erneuerbaren Energien.“

Das PV-System würde primär auf grösseren Bauten wie Schulhäuser, Lärmschutzwänden, Lawinenverbauungen, Firmengebäuden, Turnhallen etc. installiert. Zusätzlich zu öffentlichen Bauten können Privatbesitzer Ihre Dächer auf www.solarzukunft.ch registrieren und gegen eine finanzielle Entschädigung zur Verfügung stellen. Die Hausbesitzer dürfen nach Amortisation die Solaranlage behalten und damit gratis den eigenen Strom produzieren. Es werden insgesamt ca. 16'000 Gebäude mit einem Solardach versehen. Die bestückte Fläche entspricht nur 1.7 % der total überbauten Fläche in der Schweiz. Es werden keine zusätzlichen heute ungenutzten Flächen bebaut.

Im Vergleich gegenüber einem Atomkraftwerk befindet sich die Megasol-Solarlösung gemäss der Darstellung im Netz unter www.solarzukunft.ch entschieden im Vorteil:
* Der Strom wird dort produziert wo er gebraucht wird - dezentral. Damit wird das öffentliche Verteilnetz entlastet.
* Solarenergie fördert die lokale Wirtschaft, insbesondere die KMU.
* Ein Grossteil der Wertschöpfung bleibt im Inland – Keine Milliarden-Investition in ausländische Grosskonzerne.
* Kein Klumpenrisiko wie bei Grosskraftwerken. Bei Wartung oder Ausfall geht nicht gigawattweise Kraftwerkleistung vom Netz.
* Dank kontinuierlichem Teilzubau kann das veraltete Atomkraftwerk Mühleberg bereits 2021 oder noch früher vom Netz genommen werden, statt erst bei Inbetriebnahme des neuen Meilers zwischen 2025 und 2030.
* Das Solarkraftwerk ist ökologisch unbedenklich: kein Uran-Abbau, keine radioaktive Abfälle, keine gefährlichen Zwischenlager.
* Ein Solarkraftwerk rentiert und schreibt nicht wie ein AKW über die gesamte Lebensdauer Verluste.
* Chance für die BKW: Die BKW hat jetzt noch die Möglichkeit dieses Solarkraftwerk selber zu bauen. In Zukunft werden ähnliche Preise auch privaten Investoren angeboten werden können. Gerade mit der Strommarktliberalisierung kann damit für die BKW ein neuer Konkurrenz-Kampf entstehen, der mit teurem und noch dazu unbeliebtem Atom-Strom nicht zu gewinnen ist.

Markus Gisler, Geschäftsführer der Megasol Energie AG erhofft sich eine positive Reaktion der BKW. Für Ihn ist ganz klar, dass ein AKW-Neubau eine milliardenschwere Fehlinvestition wäre, die schlussendlich vom Volk bezahlt werden muss. „Solarstrom werden wir in 15 Jahren günstiger herstellen können als Atomstrom.“

Ausführlichere Informationen zur dezentralen Solaranlage: www.solarzukunft.ch

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