Samstag, 1. Januar 2011

Bangla Desh's Solarrevolution

Das südostasiatische Land gehört zu den ärmsten Staaten, weniger als die Hälfte der Bevölkerung hat Zugang zu elektrischer Energie. Solaranlagen und Mikrokredite ermöglichen nun in Bangladesch Millionen Menschen einen bescheidenen Wohlstand.

Bangladesch steht, was die Produktion von Solarstrom angeht, offenbar auf der Sonnenseite. Jedenfall ist die Zahl der Privathaushalte und Industriebetriebe, die mit Sonnenenergie versorgt werden, seit 2007 kontinuierlich gestiegen. M. A. Gofran, ein Pionier in dem Bereich, spricht von einer "leisen Revolution".

Photovoltaik-Anlage von Grameen Shakti auf einem Haus in Mongla (Provinz Khulna) in Bangladesh Foto: Marufish/Flickr







Der Siegeszug der Solarkraft ist gerade in einem Land, in dem 36 Prozent der Bevölkerung arm sind, bemerkenswert. Lediglich 47 Prozent der 162,2 Millionen Bangladescher leben in Haushalten, die an das nationale Stromnetz angeschlossen sind. Obwohl das Land über reiche Erdgasvorkommen verfügt, gibt es kaum Kraftwerke, und das Elektrizitätsnetz ist kaum ausgebaut. Besonders gravierend sind die Energieengpässe in den Dörfern, wo sich 80 Prozent der Bevölkerung konzentriert. Häuser und Geschäfte werden dort in der Regel mit Kerosinlampen beleuchtet - der Brennstoff ist teuer, und die rußigen Abgase gesundheitsschädlich. Inzwischen jedoch kommen 7,5 Millionen Menschen dank eines Projektes zur Entwicklung erneuerbarer Energien in den ländlichen Gebieten (REREDP) in den Genuss von Solarstrom.

Gefördert wird REREDP von der Regierung und mehreren Finanzorganisationen, umgesetzt mit Hilfe der "Infrastructure Development Co Ltd." (IDCOL), die mit 23 Organisationen kooperiert. Führende Kraft ist Grameen Shakti (GS), eine Schwester der berühmten Mikrofinanzorganisation Grameen Bank. Sie hat mehr als 550.000 Solar-Heim-Systeme und somit 80 Prozent aller bisher in Bangladesh installierten Einheiten geliefert. Und jeden Monat werden 10.000 neue Familien mit Solarstrom versorgt. Bis 2012 sollen laut GS weitere zehn Millionen Menschen dazukommen. "Wir stehen noch vor großen Herausforderungen", sagt GS-Geschäftsführer Absar Kamal. "Was wir in den zurückliegenden 14 Jahren erreicht haben, wollen wir nun innerhalb eines Jahres noch einmal durchziehen." Allein 2011 sollen 500.000 weitere Familien mit Hilfe von Kleinkrediten zu Solarstrom kommen.

Das Prinzip ist denkbar einfach: Die Kunden zahlen einen Teil der Installationskosten sofort, zwischen zehn und 25 Prozent. Für den Rest gibt GS einen Kredit, der innerhalb von zwei bis vier Jahren in monatlichen Raten abgezahlt wird. Der Staat fördert die von GS bereitgestellte Sonnenenergie mit 2.000 Taka (knapp 30 US-Dollar) pro Anlage. Dadurch verringern sich die Gebühren für die Haushalte auf zwei Taka pro Kilowattstunde, bei der regulären Stromversorgung fallen 2,60 Taka. Unterm Strich lohnt sich die Subvention auch für den Staat - denn er spart den Bau kostspieliger Kraftwerke oder Stromnetze. Im Rahmen ihrer Solarkraft-Förderpolitik schaffte die Regierung 2009 die Importsteuern auf Solarpanelen ab.

Die Verbraucher zahlen die GS-Kredite zu einem Zinssatz von vier bis sechs Prozent über 24 bis 36 Monate zurückzahlen. Die meistverkauften Solaranlagen haben eine Kapazität von nur 80 bis 100 Watt, eine angeschlossene Batterie ermöglicht eine ununterbrochene Versorgung über maximal vier Stunden. Verglichen mit westlichen Standards ist das äußerst bescheiden, aber in Bangladesh genügt es vielen Familien, um ihren Lebensstandard zu verbessern: Ladeninhaber können ihre Öffnungszeiten ausweiten, dank der erstmals verlässlichen Stromversorgung öffnen zahlreiche neue Geschäfte. Heimarbeiterinnen betreiben mit den Solaranlagen Nähmaschinen, nicht zuletzt können die Akkus von Mobiltelefonen regelmäßig aufgeladen werden. "Das ökonomische Potenzial ist sehr groß", sagt Solar-Pionier M. A. Gofran. "Diese einfache Technologie ist inzwischen bei Gewerbetreibenden beliebter als bei Privathaushalten."

Quelle: Naimul Haq (IPS) / klimaretter.info

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