München ist nicht nur jährlicher Austragungsort der weltgrössten Solarmesse Intersolar: Die bayerische Landeshauptstadt prescht auch bei der kommunalen Energiewende voran: Die Stadtverwaltung hat einen Aktionsplan solare Stadtplanung verabschiedet, der bis 2030 einen Fotovoltaik-Anteil von sieben Prozent am Stromverbrauch vorsieht und den Anteil an Solarthermie am Gesamtwärmebedarf deutlich erhöht.
Mit Strom auch aus anderen erneuerbaren Energien sollen bereits bis zum Jahr 2015 alle 800.000 privaten Haushalte Münchens versorgt werden können. Ab 2025 wollen die Münchener dann den gesamten Strombedarf ihrer Metropole aus erneuerbaren Energien decken. Für eine nachhaltige Stadt setzt sich Münchens Oberbürgermeister Christian Ude außerdem gemeinsam mit 15 Amtskollegen und mit dem Rat für Nachhaltige Entwicklung (RNE) ein: Im Oktober legten 16 Oberbürgermeister mit Unterstützung des RNE Eckpunkte für eine nachhaltige Kommunalpolitik vor, in der sie dem kommunalen Klimaschutz eine „besondere Bedeutung“ zumessen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien setzen die Unterzeichner auf mehr Bürgerbeteiligung und auf nachhaltige kommunale Finanzpolitik. Die Stadt München wurde für ihr Klimaengagement kürzlich mit dem Europäischen Solarpreis gewürdigt.
„Konsequent und nachahmenswert“ sei das Münchener Gesamtkonzept zum Klimaschutz, begründet Axel Berg, Vorsitzender der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien, Eurosolar, die Entscheidung. Eurosolar verleiht den Europäischen Solarpreis jährlich in Kooperation mit der KfW Bankengruppe. Die bayerische Metropole, hieß es bei der Preisverleihung im Dezember, verfolge mit ihrer Ausbauoffensive ein „für europäische Großstädte bisher einzigartiges Ziel“. Die Stadt motiviert Betriebe und Hauseigentümer dazu, Dachflächen für Sonnenkraftwerke bereitzustellen oder in Solardächer zu investieren. Münchens Weg zur Solarenergie ist allerdings nicht unumstritten: Nach Recherchen des Online-Portals Telepolis finanziert München seine Ausbauziele auch mit Erlösen aus seinen Anteilen am Atomkraftwerk Isar II. Der dort produzierte Atomstrom werde überregional auf dem Großhandelsmarkt für Elektrizität an Industrie- und Großkunden verkauft, so Telepolis.
Klimaziele mithilfe von Sonnenenergie verfolgen auch andere deutsche Städte und Gemeinden. In Nürnberg etwa, dessen Oberbürgermeister Ulrich Maly das Eckpunktepapier zur nachhaltigen Kommunalpolitik mitentwickelt hat, können Bürgerinnen und Bürger über eine virtuelle Solardachbörse städtische und nicht-städtische Dächer finden, die für Solaranlagen taugen. Ähnliche Modelle gibt es in weiteren deutschen Städten. Die Stadt Nürnberg bringt daneben auch Schulen zusammen, die bereits Solaranlagen betreiben oder planen und unterstützt sie beim Informationsaustausch. In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt wiederum werben die Stadtoberen mit einer Solarfibel für die Fotovoltaik. Sie erklärt Grundlagen der Technik und gibt Interessierten Adressen von Fachhandwerkern und Beispiele für Solar-Finanzierungen an die Hand. Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein zählt zu den Unterzeichnern der Eckpunkte für eine nachhaltige Kommunalentwicklung.
Mit ihrer Unterschrift unter das Eckpunktepapier verpflichten sich die 16 an der Initiative beteiligten Oberbürgermeister unter anderem zu größtmöglichen Emissionsminderungen in ihren Städten mit dem Ziel, CO2-Neutralität zu erreichen. Nach Einschätzung des RNE-Vorsitzenden Hans-Peter Repnik sind die deutschen Städte und Gemeinden für die Energiewende und das Erreichen zentraler Ziele der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie „unverzichtbar“.
Quelle: Rat für Nachhaltige Entwicklung
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