Ein angesichts der Jahresergebnisse widersprüchliches Bild zeigt die Solarbranche. Während die allermeisten Unternehmen glänzende Jahresabschlüsse vermelden, dümpeln die Kurse an den Börsen vor sich hin. Ausnahmen gibt es sowohl beim Geschäftsgang wie an der Börse. Ein exklusiver Überblick von Solarmedia.
Wie stets kurz vor Frühlingsbeginn lüftet sich auch dieses Jahr bereits wieder der Schleier über den Geschäftsgang der Unternehmen. Und da zeigen sich ausserordentliche Zahlen für 2010 – was allerdings nur jene überraschen kann, die das gewaltige Marktwachstum des vergangenen Jahres nicht wahrnehmen wollten. Der weltweite Photovoltaik- (PV) Markt – also die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Strom über PV-Anlagen hat sich schlicht und ergreifend verdoppelt. Installiert wurden gemäss übereinstimmenden Aussagen verschiedener Marktbeobachter rund 16 Gigawatt (GW) an neuer Leistung. Die erbringen, so nebenbei erwähnt, bereits so viel Strom wie zwei grosse Atomkraftwerke.
Doch zurück zum PV-Markt: Das gigantische Wachstum hinterliess erwartungsgemäss seine Spuren bei den grossen Solarfirmen. Noch fehlen Geschäftszahlen von einigen renommierten wie etwa die des bisherigen Marktleaders First Solar. Diesen vermutlich vom Sockel gestossen hat die chinesische Suntech Power (das Bild stammt aus deren hochmoderner Produktion in China). Dicht gefolgt – und das ist in zweierlei Hinsicht eine grosse Überraschung – von einem der teuersten Modulproduzenten, der amerikanischen Sunpower. Sie erhöhte nicht nur die Ergebnisprognose für das laufende Jahr, sondern meldete für 2010 einen bemerkenswerten Gewinn von 179 Mio. US-$ bei einem Umsatz von 2,2 Milliarden. Das bedeutet eine Umsatzrendite von für ein klassisch-industrielles Produktionsunternehmen bemerkenswerten acht Prozent. Das heisst auch: Es gibt unterdessen weltweit mindestens drei solche Unternehmen, die bereits die Umsatzschwelle von zwei Milliarden US-$ überschritten haben. Das gute Sunpower-Ergebnis geht einher, und das ist die zweite Überraschung, mit einem starken Anstieg des Börsenkurses um rund 50 Prozent innerhalb eines halben Jahres – nachdem allerdings auch Sunpower gewaltig Federn gelassen hatte.
Glänzend eine weitere chinesische Firma: Yingli will entsprechend seine Kapazitäten massiv erweitern. 2010 hat sie analog dem Wachstum des Gesamtmarkts den Absatz von Solarmodulen verdoppelt. Insgesamt seien 1061,6 Megawatt ausgeliefert worden, teilte Yingli mit. Beim Umsatz erreichte der neue Premium-Sponsor des FC Bayern München im abgelaufenen Geschäftsjahr umgerechnet rund 1390 Millionen Euro.
Auch zu deutschen Unternehmen liegen bereits Zahlen vor. Solarmedia berichtete ausführlich über das zuallererst verfügbare Ergebnis von Solarworld (siehe Artikel vom ). Es zeigte ein Absatzplus von 42 Prozent, einen Umsatzsprung um 29 Prozent, der Gewinn erhöhte sich um 50 Prozent. Tatsächlich kann der deutsche Branchenriese auf sein erfolgreichstes Geschäftsjahr zurück blicken: Denn in Geld stieg der Jahresumsatz 2010 auf 1,3 Milliarden Euro, der Gewinn lag bei 89 Millionen Euro. 2009 waren es noch 59 Millionen Euro. Merke dabei: Auch bei Solarworld betrug die Umsatzrendite rund sieben Prozent.
Durchzogen dagegen das Bild bei zwei anderen grossen deutschen Zell- und Modulproduzenten. Q-Cells immerhin schaffte nach einer katastrophalen Zeit mit Milliardenverlust immerhin die Rückkehr in die schwarzen Zahlen: Der Umsatz für das Jahr 2010 wurde im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 70 % auf insgesamt 1,35 Milliarden Euro gesteigert (2009: 790,4 Mio. Euro). Operativ ergab sich ein EBIT von 82,3 Millionen Euro und am Schluss steht immerhin ein Gewinn von 19 Millionen – allerdings auch genährt von veräusserten Geschäftsbereichen. Den Turnaround noch nicht geschafft hat demgegenüber Conergy, welche an diesem Mittwoch die Geschäftszahlen zugänglich machte: Der Umsatz wurde zwar um rund die Hälfte auf 913 Mio. Euro gesteigert (und erreicht damit bald wieder das Vorkrisenniveau, das einst über einer Milliarde gelegen hatte). Aber wegen ausserplanmässiger Abschreibungen – was immer das heissen mag bei einem in der Umstrukturierung stehenden Unternehmen – resultierte am Ende ein (immerhin verminderter) Verlust von 13 Millionen.
Auch zu Anlagenbauern liegt bereits ein sehr positives Ergebnis vor: Centrotherm veröffentlicht soeben ihre Zahlen: Das Unternehmen stattet namhafte Solar-Unternehmen und Branchen-Neueinsteiger mit schlüsselfertigen ("Turnkey") Produktionslinien und Einzelanlagen zur Herstellung von Silizium, kristallinen Solarzellen und -modulen sowie Dünnschichtmodulen aus. Das Umsatzplus betrug 22,6 % (auf 624,2 Millionen Euro). Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) hat sich auf 75,4 Millionen Euro verdoppelt (2009: 37,2 Mio. Euro).
Bleibt die Frage, warum die Aktienbörsen ob derart vieler positiver Meldungen (mit Ausnahme von Conergy) die Branche insgesamt weiterhin milde gesagt vernachlässigen. Selbst angesichts der guten Meldungen kam kaum Euphorie auf, egalisierten sich kurzzeitige Gewinne schnell wieder – auf extrem niedrigen Niveau. Die Branche steht zweifellos vor grosser Ungewissheit – und das lieben die InvestorInnen zuallerletzt, ein paar Spekulanten immerhin dürfte das auch reizen. Der Börsenwert einer Solarworld etwa beträgt kaum noch so viel wie ein Jahresumsatz, das Kurs-Gewinnverhältnis liegt bei 10 bis 15, also tief.
Die unsicheren politischen Rahmenbedingungen müssen zuerst für eine Erklärung herhalten – die Förderung der Solarbranche steht in vielen Ländern derzeit auf des Messers Schneide. Allerdings ist das Kostensenkungspotential für die Branche weiterhin intakt – eine Produktion also durchaus auch in Zukunft erfolgversprechend. Die Konkurrenz aus China muss ebenfalls als Erklärung herhalten – allerdings: Sunpower und Solarworld etwa produzieren bereits ebenfalls in Asien. Vielleicht ist der Zwiespalt aber auch einfach im explosionsartigen Erfolg der Branche begründet, der nach einem gewaltigen Auf an der Börse nun den Taucher sah – dem auch die Aufwärtsbewegung wieder folgen wird.
Quellen: Geschäftsberichte und Pressemeldungen der Unternehmen
© Text Solarmedia
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