Samstag, 12. Februar 2011

Nordafrikas Solarpotential

Solarthermische Kraftwerke ergeben eine Win-Win-Situation für Nordafrika und Europa. Eine Fraunhofer Studie untersuchte Industriepotenziale der MENA-Region für diese Technologie. Es sieht gut aus für die Weltregion, die derzeit wegen politischer Umbrüche im Scheinwerferlicht steht.

Bereits in Betrieb: 50-MW-Parabolrinnen-Großkraftwerk im spanischen Andalusien mit Receivern und integriertem Wärmespeicher für sieben Stunden (Andasol1). ©Fraunhofer ISE



Weltweit ist derzeit ein starker Ausbau der Kapazitäten von solarthermischen Kraftwerken zu beobachten. Bis dato werden diese Concentrated Solar Power (CSP)-Kraftwerke vor allem in Südeuropa und den USA errichtet, obwohl Nordafrika und der Mittlere Osten global das größte Anwendungspotenzial und damit die größten Chancen für diese Technologie aufweisen. Die Region kann in Zukunft wirtschaftlich sehr stark vom Aufbau von CSP- Kraftwerkskapazitäten profitieren, wie eine neue Studie von Fraunhofer ISE und Fraunhofer ISI im Auftrag der Weltbank herausgefunden hat. Gleichzeitig zeigen europäische Anlagenbauer und Technologielieferanten laut der Studienergebnisse großes Interesse und die Bereitschaft, sich in Nordafrika und den Ländern des Mittleren Ostens zu engagieren.

Hintergrund der Studie ist das Vorhaben des Clean Technology Fund (CTF) der Weltbank, die Entwicklung von solarthermischen Kraftwerken in den MENA (Middle East & North Africa)-Ländern zu fördern. Ein Investitionsprogramm soll helfen, neue Kraftwerke in der MENA-Region zu finanzieren, eine lokale CSP Industrie zu entwickeln sowie zusätzliche Investitionen anzuziehen und die MENA-Länder am weltweiten Ausbau der erneuerbaren Energien teilhaben zu lassen.

Erfolg und Akzeptanz von solarthermischen Kraftwerksbauten in den fünf untersuchten Ländern (Ägypten, Algerien, Jordanien, Marokko und Tunesien) hängen stark von der Integration und Partizipation der lokalen Industrie ab. Die Studie »MENA Assessment of Local Manufacturing Potential for Concentrated Solar Power (CSP)-Projects« wurde vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE und dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Kooperation mit Ernst & Young erstellt. In Zusammenarbeit mit der Industrie in Nordafrika und Europa analysierten die Forscher die CSP-Wertschöpfungskette, die Produktionsprozesse für Kernkomponenten eines solarthermischen Kraftwerks sowie die Industriepotenziale in den MENA-Ländern. In einer Roadmap wird ein Aktionsplan zur Realisierung von lokalen Produktionskapazitäten aufgezeigt. Mario Ragwitz, Leiter der Studie am Fraunhofer ISI unterstreicht, dass mit dem Aktionsplan ein großes Potenzial lokaler Wertschöpfung und damit verbundener Umsätze und Arbeitsplätze erschlossen werden kann.

Laut der Studienergebnisse kann die lokale Wertschöpfung bei CSP Kraftwerken in der MENA-Region durchschnittlich bis zu 60 Prozent erreichen. Den Effekt durch lokale Wertschöpfung in der Region beziffert Christoph Kost, der Leiter der Studie am Fraunhofer ISE, auf 14,3 Mrd. US$, wenn eine nachhaltige, langfristige Nachfrage geschaffen wird. Bis 2025 können so 60 000 bis 80 000 neue, teils hoch qualifizierte permanente Arbeitsplätze in der MENA-Region entstehen. Damit profitieren die Länder vom Aufbau von Fertigungskapazitäten und umfangreichen Infrastrukturbauprojekten im Bereich erneuerbarer Energien, wenn sie ihre regionalen Vorteile ausschöpfen und Marktbarrieren abbauen. Auch die europäischen Anlagenbauer und Komponentenlieferanten sehen mittelfristig große Wachstumschancen in diesem Markt. Europa und MENA können so vom enormen Solarstrompotenzial der Region durch neue Absatzmärkte für die Unternehmen beider Kontinente Nutzen ziehen.

Die an der Studie beteiligten Fraunhofer-Institute haben 2009 das Fraunhofer-Center für Renewable Energy Innovation Policy RENIP gegründet, mit dem Ziel die Erfahrungen des Fraunhofer ISI bei Systemanalysen und Innovationsforschung und die breite Technologieexpertise des Fraunhofer ISE im Bereich Erneuerbare Energien für detaillierte Technologie- und Wirtschaftlichkeitsanalysen zu bündeln.

Quelle: Fraunhofer ISE

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