In der Photovoltaik gibt es die Siliziumtechnologie und die anderen. Erstere beherrschen mindestens vier Fünftel des Weltmarkts – letztere werden durch eine einzige Firma dominiert – die amerikanische First Solar. Doch das könnte sich schnell ändern. In Japan hat in dieser Woche Solar Frontier die Produktion ihrer Dünnschichtmodule (Thinfilm) in grossem Stil aufgenommen – viele weitere Firmen stehen in den Startlöchern.
Dünnschichtmodule hatten einen ersten Hype in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts. Als Silizium knapp und sehr teuer war, sahen fast alle in einer Technologie das künftige Heil, die wesentlich tieferen Rohstoffverbrauch versprach. Doch seit das Silizium weniger als ein Viertel seines früheren Preises kostet, sieht kaum einer mehr dessen Kosten als grosses Hindernis. Fürwahr, die Preissenkungen bei den kristallinen Siliziummodulen der vergangenen drei Jahre legen beredtes Zeugnis ab, sie brachten eine Verbilligung der Solarmodule auf kristalliner Basis um rund 50 Prozent. Dennoch bleibt es dabei: Dünnschichtmodule sind billiger, bringen aber auch weniger Stromertrag.
Die Entwicklungsarbeiten in vielen Dünnschichtunternehmen gingen trotz des Wiedererstarkens der kristallinen Produktion weiter. Nun treten sie an zum Kampf um Marktanteile – und vielleicht zum letzten Gefecht. So hat Solar Frontier diese Woche die Produktion von CIS-Dünnschichtmodulen aufgenommen - mit einer Jahreskapazität von 900 Megawatt will das japanische Photovoltaik-Unternehmen, an dem die Ölgiganten Shell und Saudi Aramco namhafte Beteiligungen halten, in seinem neuen Werk produzieren. Die Fabrik, die in nur 16 Monaten errichtet wurde, werde im Sommer ihre volle Produktionskapazität von einem Gigawatt erreichen, teilte das Photovoltaik-Unternehmen mit (das Bild zeigt die neue Solar-Fabrik in Miyazaki).
Es ist die weltweit größte Anlage zur Herstellung von CIS-Dünnschichtmodulen. Die Leistung und Sicherheit der produzierten Solarmodule sei bereits von den japanischen und europäischen Normungsorganisationen bestätigt worden. Die Zertifizierung in den USA werde in Kürze erwartet, teilte Solar Frontier weiter mit. Nach Angaben des japanischen Photovoltaik-Herstellers sind seine Module effizienter und größer als die Vorgängermodelle. Damit ließen sich die Kosten für die übrige Systemtechnik deutlich senken. Außerdem werde wegen der hohen Automation der Produktion eine hohe Effizienz bei den Dünnschichtmodulen erreicht. Die in Japan produzierten CIS-Module sollen bei Projekten weltweit zum Einsatz kommen.
Fürwahr, die Dünnschichtproduktion von Solarzellen ist so richtig im Anrollen. Das stellte auch das US-Grünportal Greentechmedia im Januar feststellen: die risikokapitalfinanzierte AQT aus dem kalifornischen Sunnyvale begann damit, CIGS-Module auszuliefern – wobei die komplizierte Abkürzung wie bei CIS für die Elemente der verwandten Halbleiter steht (Kupfer-Indium-Gallium-Selenid) . Die Liste weiterer Firmen aus diesem Solarbereich umfasst etwa Solyndra, die Garantien der US-Regierung über mehr als eine halbe Milliarde US-$ erhielt, oder auch die deutsche Solibro (die knapp an der Pleite vorbeischrammte), MiaSolé, Wurth Solar, Stion, Global Solar Energy und Nanosolar – über deren wunderliche Wandlungen auch Solarmedia wiederholt berichtete (siehe Artikel vom ).
Ein weiteres deutsches Unternehmen schickt sich an, in die Grossproduktion von Dünnschichtmodulen zu wachsen. Dafür hat sich Sulfursell aus Berlin-Adlershof soeben Risikokapital aus den USA beschafft, ein in der Branche eher ungewöhnlicher Schritt der Finanzierung über den grossen Teich hinweg. Sulfurcell fügte damit den früher erhaltenen 135 Mio. US-$ an Risikokapital weitere 25 hinzu – ein Zeichen dafür, welch immense Summen für den Eintritt in einen Markt nötig sind, der halt doch immer noch und wohl weiterhin von den kristallinen Modulen beherrscht wird. Sulfurcell hat seine Produktion unterdessen auf jährlich 35 Megawatt erhöht und die Module erreichen mit 12,6 Prozent (Umwandlung von Licht in Strom) respektable Werte – die wiederum bei den besten kristallinen Modulen um rund 50 Prozent höher liegen. Trumpf der Dünnschichtmodule bleibt deren höhere Flexibilität – so produziert Sulfurcell vor allem für die direkte Integration in die Bauhülle, also Dach oder Fassade.
Schliesslich zu einem weiteren wichtigen Player der Szene, längst nicht dem einzigen: Sharp ist eines der wenigen Unternehmen, das eine wichtige Rolle sowohl bei den kristallinen wie bei den Dünnschichtmodulen spielt: Bereits im Februar 2011 will der Solarpionier einerseits die Produktionskapazität für kristalline Solarmodule im walisischen Wrexham, Grossbritannien, von derzeit 250 auf 500 Megawatt verdoppeln. Im Rahmen eines Joint Venture mit Enel und STMicroelectronics wird Sharp zudem in der zweiten Jahreshälfte 2011 die Dünnschichtproduktion in Italien mit einer Anfangskapazität von 160 Megawatt aufnehmen. Seit März 2010 produziert Sharp dagegen in der weltweit ersten Gigawatt-Dünnschicht-Fabrik in Sakai Dünnschichtmodule. Die Produktionskapazität beträgt 160 Megawatt und kann auf 1.000 Megawatt im Jahr ausgebaut werden. Trotz Änderungen der Förderungsbedingungen in wichtigen europäischen Märkten erwartet Sharp auch für die nächsten Jahre eine Steigerung des Absatzes.
© Solarmedia / Quellen: Photovoltaik / Greentechmedia
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