Dienstag, 1. Februar 2011

100 Dollar für ein Fass Erdöl

Jetzt ist der Ölpreis angelangt, wo ihn Solarmedia bereits zum Jahreswechsel erwartete - die 100-$-Grenze für ein Fass der Sorte Brent ist überschritten. Das ist insofern für die Erneuerbaren Energien bedeutend, weil damit ihre Konkurrenzfähigkeit steigt.

Die Unruhen in Ägypten haben den Ölpreis erstmals seit fast zweieinhalb Jahren wieder über die Marke von 100 Dollar je Barrel getrieben. Zuletzt hatte Öl im Oktober 2008 mehr als 100 Dollar gekostet, wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet. Schlechter als erwartet ausgefallene Konjunkturdaten aus China haben den Ölpreis am Dienstag zwar bereits wieder etwas gedrückt. Ein Fass der Sorte Brent verbilligte sich um 0,5 Prozent auf 100,55 Dollar. WTI notierte mit 92,27 Dollar nahezu auf dem Vortagesniveau. Ein nachlassendes Wachstum in China dürfte die Nachfrage nach Öl insgesamt dämpfen, erklärten Händler.

Erdöl ist fossiler Ausgangsstoff verschiedenster Industrie- und Verbrauchsprodukte - fast die Hälfte (47%) gehen in die Produktion von Antriebsstoff (Benzin) und immer noch ein Fünftel wird als Heizöl verwendet. Auch die internationale Stromproduktion profitiert von der Primärenergiequelle Öl. Entsprechend verschlechtert sich die Konkurrenzfähigkeit all dieser fossilen Energieformen gegenüber den Erneuerbaren, wenn derart massive Preissteigerungen eintreten. So gilt beispielsweise, dass ein Erdölpreis von über 70-US-$ die nicht netzgebundene Solarenergie in Ländern des Südens konkurrenzfähig macht - dann lohnt es nicht mehr, Strom über Generatoren zu erzeugen.

Die Unruhen in Ägypten hatten den Brent-Preis am Montag erstmals seit fast zweieinhalb Jahren wieder über die Marke von 100 Dollar je Barrel getrieben. Experten schließen auch einen Anstieg des Brent-Preises bis auf 115 Dollar bis zum Ende des Jahres nicht aus. Solarmedia hatte in einer Analyse zum Jahreswechsel einen Preisanstieg auf über 120-US-$ für möglich erachtet (siehe Artikel «Das andere Geschenk» vom 25. Dezember 2010). "Die Anleger müssen nun geopolitische Risiken mit in ihre Überlegungen einbeziehen," sagte Tetsu Emori, Fundmanager bei Astmax Co Ltd. Nach Einschätzung der Analysten der Credit Suisse sind derzeit trotz der anhaltenden Proteste in Ägypten allerdings keine Schwierigkeiten bei den Öllieferungen absehbar. Sie gehen davon aus, dass im Falle einer Entspannung der Lage in Kairo der Ölpreis wieder nachgeben sollte.

Ägypten selbst produziert zwar kein Öl, jedoch kontrolliert das Land die kürzeste Seeverbindung zwischen Europa und Asien - den 192 Kilometer langen Suez-Kanal. Über ihn läuft fast ein Zehntel des weltweiten Seehandels, darunter ein erheblicher Teil an Öllieferungen. Doch auch schon vor der Ägypten-Krise hatte sich der Preis für Öl stetig verteuert. Im August hatte der Preis noch bei 70 Dollar gelegen. Experten haben den Anstieg mit der weltweiten wirtschaftlichen Erholung und der damit ansteigenden Nachfrage erklärt. Auf ein Rekord-Hoch wird der Preis nach Einschätzung von Analysten aber zunächst wohl nicht steigen: Im Juli 2008 hatte der Rohstoff 147 Dollar pro Barrel gekostet, bevor die Wirtschaftskrise die Nachfrage einbrechen ließ.

Der Generalsekretär der erdölexportierenden Länder (Opec), Abdullah al-Badri, kündigte für den Fall eines wirklichen Lieferengpasses eine Anhebung der Produktion an. Ein solcher Schritt wurde tendenziell den Preis drücken, weil es ein größeres Angebot gibt. Al-Badri betonte aber, er rechne nicht damit, dass die Unruhen die Öllieferungen durch den Suez-Kanal oder die Sumed-Pipeline beeinträchtigen würden.

© Solarmedia
/ Quelle: Agenturen

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