Bislang hat sich im Raum Zürich vor allem das Stadtwerk EWZ mit der Förderung der Sonnenenergie (Solarstrombörse) einen Namen gemacht. Jetzt zieht das kantonale Elektrizitätswerk EKZ nach und schafft verlässliche Grundlagen für den konkreten Umstieg auf die Photovoltaik, also die direkte Umwandlung von Sonnenlicht in Strom.
Noch setzt das EKZ offiziell auf Atomstrom, aber dem Zug zu den Erneuerbaren mag man sich beim Kanton doch nicht mehr entziehen, wie eine EKZ-Tagung in der abgelaufenen Woche am Hauptsitz in Dietikon klar machte. Dass das Interesse in der Fachwelt unterdessen gross ist, belegte die Zahl der Teilnehmer (Frauen waren erneut kaum vertreten). Es waren mindestens deren 100 Personen, die der Fachtagung Photovoltaik (PV) beiwohnten.
Der Experte der Europäischen Union, Arnulf Jäger-Waldau, räumte dabei unter anderem mit einem Vorurteil auf: Dass photovoltaische Anlagen energetisch unergiebig seien, ist demnach längst wiederlegt. Die energetische Amortisation liegt unterdessen bei den materialintensiveren PV-Modulen noch bei zwei bis drei Jahren, bei der Dünnschichtvariante bereits unter einem. So lange dauert es, bis das Modul die Energie erzeugt hat, die zu dessen Produktion nötig war. Und ab dann erzeugt es netto neuen Strom, was nach heutigen Erkenntnissen bei guten Anlagen nicht nur 20 bis 30, sondern sehr wohl auch gegen 50 Jahre lang sein kann. Auch rechnet Jäger damit, dass derart erzeugter Solarstrom bald einmal nur noch neun bis elf Eurocent kosten und damit konkurrenzfähig wird. Jägers Fazit: «Die Photovoltaik ist das Fundament der nicht-fossilen Energieversorgung.» Allerdings – und das schrieb er dann den EKZ ins Pflichtenheft - bedarf es deren Bevorzugung bei der Einspeisung ins Netz.
Hier knüpfte Manuel Pezzotti an, Leiter Contracting Netzdienstleistungen des EKZ. Er zeigt die aktuell mögliche Kostenstruktur einer Photovoltaikanlage auf – unter der Voraussetzung, die Kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) des Bundes garantiere einen wirtschaftlichen Stromabsatz. Die Investitonskosten können für eine Solaranlage mit einer Spitzenleistung von 10 Kilowatt (KW) demnach 54'000 Franken betragen. Wobei mit 48 Prozent rund die Hälfte auf die PV-Module entfallen, 8 % auf die Wechselrichter, 20 % auf das Material für den Anlagenbau, 15 % auf Montage und Arbeit sowie 9 % auf Planung und Gebühren. Welcher Kilowattstundenpreis unter optimalen Bedingungen möglich wäre, mochte Pezzotti nicht kommentieren - aus Kreisen der Teilnehmer wurden fast unglaubliche 18 Rappen genannt.
Eine Pilot- und Demonstrationsanlage auf den Dächern der EKZ-Gebäude in Dietikon (siehe Bild mit EKZ-Solarspezialist Manuel Pezzotti) erlaubt seit rund einem Jahr die Erträge verschiedener Modulanlagen zu testen. Dabei kommt nicht jeweils nur ein Modul sehr vieler Hersteller zum Einsatz (wie bei sonstigen Testanlagen), sondern jeweils eine ganze Gruppe (mit 3 KW Leistung) von jeweils einem Repräsentanten einer bestimmten Bauart. Erstes Fazit der Pilotanlage: Die optimale Ausrichtung (Süden, 30 Grad aufgeständert) ergab in Dietikon eine Sonneneinstrahlung deutlich über den in der Branche für die Schweiz definierten 1000 KWh pro Quadratmeter, vielmehr lag das Ergebnis zumindest 2010 – einem nicht überdurchschnittlichen Sonnenjahr – bei 1245 KWh, also mehr als 20 % höher. Die verschiedenen beim EKZ getesteten Modultypen (monokristallin, polykristallin, polykristallin-nachgeführt, Dünnschicht-Silicium, Dünnschicht CIS, Dünnschicht CdTe) dienen nun weiteren Tests zur Frage, wie eine lokale Stromproduktion optimal aufgebaut werden kann. Sie würde eine Abkehr vom Dogma der Grossanlagen in der Energieproduktion erlauben, dezentral resp. verbrauchernah, mit geringen Transportkosten und Übertragungsverlusten – und letztlich einer energiepolitisch erwünschten höheren Unabhängigkeit. Die wissenschaftlichen Grundlagen für diesen neuen Energieweg werden in einem Gemeinschaftsprojekt der EKZ mit der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaft (Professor Franz Baumgartner, Winterthur) und dem Modulanlagenbauer Oerlikon Solar ergründet.
© Solarmedia / Bild: Guntram Rehsche
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