Macht die Häuser zu Solarkraftwerken! So lautet die Resolution der schweizerischen Solarwirtschaft, die anlässlich der Swissolar-Generalversammlung in dieser Woche verabschiedet wurde. Solarmedia dokumentiert die einzelnen Forderungen der Resolution, die auf fünf hauptsächliche Ziele visiert (Begründungen siehe weiter unten).
1. Der Bund sorgt in Zusammenarbeit mit den Kantonen dafür, dass alle bebauten Flächen, insbesondere Dächer und Fassaden, zum Ernten von Solarenergie genutzt werden. Er fördert Solarwärme und Solarstrom in gleichem Mass.
2. Der Bund sorgt für verbesserte Rahmenbedingungen zur Nutzung von Solarthermie und Photovoltaik, insbesondere bezüglich Speicherkapazitäten, Verteilnetzen sowie fairen Tarifen.
3. Mehr als die Hälfte des Warmwasserbedarfs bei Neubauten und Sanierungen muss mit Solarenergie (Solarthermie oder Photovoltaik) erzeugt werden.
4. Sämtliche Mengenbeschränkungen bei der Kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) sind sofort aufzuheben.
5. Die finanziellen Mittel für Aus- und Weiterbildung, Qualitätssicherung, angewandte Forschung und Entwicklung sowie für Information und Beratung im Solarbereich müssen deutlich erhöht werden.
Kürzlich im deutschen Freiburg im Breisgau eingeweiht - ein Hochhaus, das als Solarkraftwerk dient - hierzulande noch Zukunftsmusik.
Swissolar begründet die fünf Forderungen für den Umbau von Gebäuden zu Solarkraftwerken wie folgt: Die Atomkatastrophe von Fukushima hat uns erneut drastisch vor Augen geführt, mit welchen Gefahren unsere heutige Energieversorgung verbunden ist. Im Vordergrund steht jetzt vor allem die nukleare Stromproduktion, die weltweit gerade einmal zwei Prozent des Energiebedarfs abdeckt. Auch die übrige Energieversorgung ist alles andere als zukunftstauglich. Die die Verwendung von Öl und Gas verursacht enorme Umweltschäden und ist die Hauptursache für den Klimawandel.
Die Energieversorgung der Schweiz basiert zu über 80 Prozent auf importierten, nicht erneuerbaren und umweltschädigenden Energieträgern. Die immer stärkere Konzentration der Produktion dieser beschränkten Ressourcen in wenigen und politisch instabilen Ländern führt unser Land in eine gefährliche Abhängigkeit. Das ist ein grosses Risiko für die Versorgungssicherheit.
Zudem fliessen jährlich mehr als 10 Milliarden Franken allein für den Kauf von fossilen Energieträgern ins Ausland, die viel sinnvoller im eigenen Land investiert werden können. Dieses Verhältnis muss in den nächsten Jahrzehnten umgekehrt werden: Mindestens 80 Prozent der schweizerischen Energieversorgung sollen aus erneuerbaren Energien stammen. Längerfristig muss die Schweiz ihren Energiebedarf vollständig mit erneuerbaren Energien decken. Diese Ziele sind erreichbar, wenn Bund, Kantone und Wirtschaft ihre Energiepolitik konsequent auf Ausschöpfung der Effizienzpotenziale und auf Förderung der erneuerbaren Energien ausrichten.
Solarenergie ist ein zentraler Pfeiler einer umwelt-, wirtschafts- und sozialverträglichen Energieversorgung. Solarenergie kann in vielfältiger Weise genutzt werden:
- Solarthermische Anlagen (Sonnenkollektoren) liefern Warmwasser und Heizenergie
- Photovoltaikanlagen produzieren Strom, der laufend günstiger wird.
- Solares Bauen (Solararchitektur) integriert die passive Solarenergienutzung und reduziert damit den Heizenergiebedarf beträchtlich.
Die Resolution der schweizerischen Solarwirtschaft zeigt auf, wie dieses bisher kaum genutzte Energiepotenzial rasch und wirksam genutzt werden kann. Erläuterungen zu den einzelnen Punkten:
1: Stand der Technik bei Neubauten sind Plusenergiehäuser, die dank Solarenergie mehr Strom (und teilweise mehr Wärme) produzieren, als sie selbst benötigen. Gut gedämmte Altbauten können den Wärme- und Strombedarf mehrheitlich (> 50%) mit Solarenergie decken. Swissolar hat aufgezeigt, wie bis 2025 mit Photovoltaik-Anlagen allein auf bestehenden Dächern und Fassaden 20% unseres heutigen Strombedarfs (jährlich ca. 12 Milliarden Kilowattstunden) erzeugt werden können. Bei der Nutzung der Dächer gilt es, mit Vernunft vorzugehen. Die Branche nimmt gleichwertige Interessen ernst. Sie, ist überzeugt, dass mit sorgfältiger Integration der Anlagen die Solarenergienutzung auf sehr vielen Gebäuden möglich und sinnvoll ist.
2: In die Strom-Verteilnetze wurde in den letzten Jahrzehnten nur ungenügend investiert. Die jetzt erforderlichen Investitionen zur Aufnahme grosser Mengen dezentral produzierten Stroms sind deshalb primär von den Netzbetreibern zu tragen. Bei den Strom-Speicherkapazitäten stehen die Pumpspeicherwerke im Vordergrund. Die erneuerbaren Energien müssen prioritären Zugang zum Stromnetz und zu den Speicherkapazitäten erhalten - zu fairen Tarifen. Die Integration grösserer solarthermischer Anlagen in lokale Wärmenetze ist ein hierzulande bisher kaum genutztes Potenzial, das es mit geeigneten Tarifen und Anschlussbedingungen zu fördern gilt.
3: Wo Abwärme vorhanden ist, ist deren Nutzung der Solarenergienutzung gleich zu stellen. Wo nicht genügend geeignete Dächer verfügbar sind, sollen andere erneuerbare Energien zum Einsatz kommen. Photovoltaik kann z.B. für den Betrieb einer Wärmepumpe eingesetzt werden, die das Brauchwasser anstelle eines Sonnenkollektors erwärmt.
4: Auch bei aufgehobener Mengenbeschränkung bei der KEV ist nur eine geringfügige Zunahme der Kosten für die Stromkonsumenten zu erwarten, wenn die rasch sinkenden Produktionskosten der Photovoltaik möglichst zeitnahe zu sinkenden Einspeisetarifen führen. Schon in wenigen Jahren wird die Netzparität von Solarstrom erreicht sein. Anlagenbetreiber, die Photovoltaik-Anlagen für den Eigenbedarf erstellen, dürfen gegenüber den Betreibern von KEV-Anlagen nicht diskriminiert werden. Dies gilt insbesondere für die Tarifgestaltung bei Rückspeisung und Bezug.
5: Die Schweiz hat eine starke Grundlagenforschung im Bereich Photovoltaik. Die angewandte, anwendungsnahe Forschung jedoch, die für die laufende Weiterentwicklung der Technologie besonders wichtig ist, leidet unter Kürzungen. Energieforschung in Fachhochschulen muss zukünftig jener im ETH-Bereich gleich gestellt sein und die Hälfte der Forschungsmittel erhalten. Die Gesamtmittel für Forschung, Prüfung und Technologietransfer im Bereich erneuerbare Energien sind aufzustocken - zu Lasten der Atomforschung, die heute immer noch rund 40 Mio. Fr. pro Jahr erhält. Finanzielle Förderinstrumente sind dann besonders wirksam, wenn sie mit einem guten Informations- und Beratungsangebot kombiniert werden.
Zur Finanzierung der geforderten Massnahmen verweisen wir auf Vorstösse, die dem Parlament bereits vorliegen. Sinnvoll erscheint uns insbesondere eine Abgabe auf Atomstrom. Flankierend erachten wir eine ökologische Steuerreform (z.B. Wechsel von der Mehrwertsteuer auf eine Energiesteuer) als äusserst sinnvoll, weil damit die richtigen Preissignale gegeben werden. Die heute komplizierten und unübersichtlichen staatlichen Fördermechanismen würden sich damit mittelfristig erübrigen.
Swissolar, der schweizerische Fachverband für Sonnenenergie, vertritt die Interessen von etwa 300 Firmen. Diese sind in den verschiedenen Bereichen der Solarenergienutzung und über die ganze Wertschöpfungskette tätig. Neben Herstellern und Grosshändlern sind es Installationsbetriebe, Planungsbüros, Forschungsinstitute und Energieversorger. Der Verband engagiert sich für verbesserte Rahmenbedingungen, betreibt eine neutrale Informationsstelle für Bauherrschaften und bietet verschiedene Massnahmen in den Bereichen Fortbildung und Qualitätssicherung an.
Quelle: Swissolar
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