Gleich zwei grosse Auftritte hatte der erfolgreichste Schweizer Solarkonzern Meyer Burger in den vergangenen Tagen. Die Botschaft war dabei ebenso klar wie sensationell: Solarenergie aus photovoltaischer Erzeugung wird konkurrenzfähig – und das ungefähr bis zum Jahre 2013.
Bluetech-Messe in Winterthur am Dienstag: Christian Renken, Leiter Solarsysteme von 3S Swiss Solar – seit anfangs Jahr zu Meyer Burger gehörig – verkündet, dass «die Gebäudehülle zum Energielieferanten wird». Dafür kann die Photovoltaik sicher nicht alleine sorgen – eine gute Dämmung des Gebäudes und die solarthermische Aufbereitung von Warm-/ Brauchwasser und zur Heizung mit Sonnenkollektoren sind ebenso nötig. Doch künftig werden die Häuser zu Null- oder gar Plusenergiebauten (siehe Solarmedia vom 3. September 2010), wenn eine konkurrenzfähige Photovoltaik ihren Beitrag leistet. Weniger als 10m2 Dachfläche genügen, um Module zu verlegen, die über eine Leistung von einem Kilowatt verfügen (was wiederum im Jahr einen Stromertrag von rund 1000 Kilowattstunden ergibt). Künftig werden gar auch die Fassaden mit PV-Modulen bestückt und ein zusätzlicher Stromertrag möglich.
Möglich vor allem auch, weil diese Art der Stromerzeugung viel schneller wettbewerbsfähig sein wird, als vor allem die mächtige herkömmliche Stromwirtschaft zugestehen mag. Gerade am vergangenen Wochenende meinte Heinz Karrer, Chef der Axpo, die Hoffnungen bei den Erneuerbaren Energien hingen viel zu hoch – so in einem Streitgespräch der NZZ am Sonntag vom 12. September. Die Exponenten von Meyer Burger sehen das anders. CEO Peter Pauli(siehe Bild von Guntram Rehsche) doppelte an der Medienkonferenz vom Mittwoch zu den (im übrigen sehr erfolgreichen) Halbjahreszahlen nach: Die Produktionskosten von Solarstrom mit Technologien von Meyer Burger werden ab 2013 noch rund 5 Rappen pro Kilowattstunde betragen – nicht mehr als jene für Strom aus AKW – die im übrigen ihre Kosten im Gegensatz zur Solarenergie nicht voll decken (zu tiefe Versicherung, ungelöste Abfallentsorgung. Die Atomstrombefürworter müssen sich auf jeden Fall warm anziehen – so die Meinung des Solarmedia-Redaktors – Pauli gab sich diesbezüglich vornehm zurückhaltend. Aber er bekräftigte auf Nachfrage, dass die Entwicklungen bei Meyer Burger zu einem Preis von rund 80 Rappen pro Wattpeak-Leistung (hier stand fälschlicherweise ursprünglich pro Kilowattpeak-Leistung) führen sollen – und damit würde konkurrenzfähiger Solarstrom möglich.
Im Übrigen vermeldete Meyer Burger einen Umsatzanstieg um 67 Prozent auf 356,9 Millionen Schweizer Franken (CHF, 274 Millionen Euro). Vor Zinsen und Steuern (EBIT) ewirtschaftete der Hersteller von Spezialsägen für die Siliziumproduktion 34,4 Millionen CHF (26,4 Millionen Euro), 161 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2009. Der Nachsteuergewinn verdoppelte sich auf 23,6 Millionen CHF (18,1 Millionen Euro).
Der Konzern habe von der großen Nachfrage aus der Solarbranche profitiert und das Unternehmen über Fusionen und Akquisitionen erfolgreich vergrößert, und damit die Flaute aus dem Vorjahr endgültig überwunden. Bereits stellt Meyer Burger wieder neue Leute ein – der Personalbestand hat die Tausendergrenze längst überschritten. Der Gesamtauftragsbestand belief sich zum Bilanzstichtag auf 770 Millionen CHF (590,9 Millionen Euro). Dank anhaltend guter Geschäfte erwartet Meyer Burger für das Gesamtjahr 2010 einen Nettoumsatz von 730 Millionen CHF (559 Millionen Euro) sowie eine EBITDA-Marge von 15 bis 17 Prozent.
© Solarmedia
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