Das deutsche Sonnenhaus Institut zeigt Wege auf, wie auch bei Altbauten die Sonne für Heizung, Warmwasser und Stromerzeugung genutzt werden kann. Wenn auch auf deutsche Verhältnisse zugeschnitten, ergeben sich viele nützliche Hinweise für die hiesige Anwendung, vor allem im solarthermischen Bereich.
Energieeffizienz und ökologische Heizkonzepte mit vorwiegend erneuerbaren Energien stehen bei Neubauten, insbesondere von Einfamilienhäusern, spätestens seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes im Fokus. Im Gegensatz dazu führte die ökologische und energetische Altbausanierung bislang eher ein Schattendasein. Seit einigen Monaten verzeichnet das Sonnenhaus Institut e.V. jedoch einen deutlichen Zuwachs an Altbau-Solarisierungen.
Das Kompetenznetzwerk etablierte ein Bau- und Heizkonzept, das es ermöglicht, den Jahreswärmebedarf eines Gebäudes zu mehr als 50 Prozent durch Solarthermie zu decken - möglich sind sogar bis zu 100 Prozent. "Für uns war von vornherein wichtig, die Bestandsgebäude in unser Konzept mit einzubeziehen", erklärt Peter Rubeck, Geschäftsführer des Sonnenhaus Instituts. "Es sind vor allem die völlig unzureichend gedämmten Altbauten, die bei einer anstehenden Sanierung am meisten von einem energieeffizienten Konzept profitieren. Eine solche energetische Sanierung bringt den Bewohnern höheren Wohnkomfort und eine deutliche Wertsteigerung des Gebäudes - und trägt letztlich aus ökologischer Sicht zu unser aller Wohl bei."
Grund für den neuerlichen Zuwachs energetischer Sanierungen ist unter anderem die seit Juli geänderte Förderrichtlinie des Marktanreizprogramms (MAP), die Mittel für die Förderung erneuerbarer Energien im Wärmemarkt freigibt (analog zum Schweizerischen Gebäudeprogramm). Zu den geförderten Technologien zählen unter anderem Solarkollektoren zur kombinierten Warmwasseraufbereitung und Heizungsunterstützung, Solarkollektoren zur Kälte- und Prozesswärmeerzeugung, Pelletkessel und hocheffiziente Wärmepumpen - allerdings nicht für Neubauten. Damit richtet sich diese Förderung vor allem an die Solarisierung von Gebäuden im Bestand.
Dass Altbausolarisierung mit einem durchdachten Konzept sogar vor Mehrfamilienhäusern nicht halt zu machen braucht, zeigt das jüngste Beispiel aus Berlin/Brandenburg: Ende August ging dort die Umgestaltung eines Bernauer Wohnhauses von 1887 in die entscheidende Bauphase: Ein 20.700 Liter-Pufferspeicher, das Herzstück der späteren Energieversorgung des dreigeschossigen Hauses, wurde über das Dach in das künftige Sonnenhaus gehoben. Der Solarspeicher reicht vom Keller bis in die erste Etage und wird für fünf Wohn- sowie zwei Gewerbeeinheiten witterungsunabhängig Wärme für Heizung und Warmwasser bereit stellen. Die Kollektorfläche von etwa 71 Quadratmetern sammelt die Sonnenwärme auf der Südseite der neugeschaffenen Dachfläche sowie auf dem Nebengebäude. Die Gründerzeit-Fassade in der Weinbergstraße ist in die Sanierung mit einbezogen und bleibt in ihrer bestehenden Form erhalten.
Ein weiteres Beispiel: Das Sonnenhaus der Familie Wottka in Schwandorf (Oberpfalz) zeigt, wie mittels geschickter Planung ein Altbau nicht nur eine solare Heizquelle, sondern ein völlig neues Erscheinungsbild erhält. Das ursprüngliche Ost-West Satteldach ersetzte das Architekturbüro Dirschedl durch ein neues Dachgeschoss mit drei Giebelseiten. Auf der so entstandenen Süddachfläche mit 50° Neigung finden 60 Quadratmeter Sonnenkollektoren Platz und versorgen den 8.720 Liter Pufferspeicher mit Wärme. Eine Fußbodenheizung in dem neu entstandenen Dachgeschoss, sowie umfassende Dämmmaßnahmen ergänzen die Altbausolarisierung. Alle Komponenten tragen dazu bei, dass der Jahreswärmebedarf der Familie Wottka zu etwa 56 Prozent solar gedeckt wird.
Die kreative Umsetzung des Sonnenhaus-Heizkonzepts zeigt, dass es keines Neubaus bedarf, um mit niedrigen Heizkosten komfortabel zu wohnen und mit Sonnenenergie unabhängig zu heizen. Die Mehrzahl bestehender Wohngebäude kann zu vollwertigen Sonnenhäusern umgerüstet werden", betont das Sonnenhaus Institut.
Quellen: Sonnenhaus Institut / Solarserver
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